Die Eule - Niederrhein-Krimi
sein? Ihre Sprache verlangsamte sich, die Gedanken schlichen, bis endlich ihre bebende Antwort herausbrach.
»Herr van Laak, Sie sind doch Herr Conrad van Laak, oder? Hallo, hören Sie mich, machen Sie keinen Blödsinn, bitte.«
Er hatte aufgelegt.
Die Kollegen sahen auf. Karins Blick war eine Mischung aus Entsetzen, Hilflosigkeit, und sie spürte das unendliche Verlangen, Moritz zu sehen und zu hören. Panischer Tätigkeitsdrang ergriff sie. Sie tippte hektisch eine Zahlenreihe ins Telefon, die Nummer von Moritz. Nichts.
»Er hat sein Handy Tag und Nacht an, jetzt ist er nicht erreichbar. Der hat meinen Sohn. Der Mann hörte sich an wie van Laak, und der hat gesagt, er hätte meinen Sohn, wir sollen die Fahndung einstellen.«
Um sie herum schreckten die Kollegen auf. Sie redeten auf sie ein, der Raum war erfüllt von Stimmengewirr. Gero von Aha stellte den ruhigen Fels in der Brandung dar, notierte sich Moritz’ Handynummer und die seiner Chefin und rief den Staatsanwalt an.
»Wir brauchen dringend die Genehmigung zur Rückverfolgung eines Telefonats, eine Handyortung. Ja, Entführung, der Sohn von Frau Krafft. Höchste Alarmstufe. Ja, tragisch, bitte, schnell. Okay, dann faxen Sie das Formular, ich leite die Vorbereitungen ein.«
Eine beruhigende Handbewegung und einen aufmunternden Blick in Richtung Karin hatte er noch übrig, bevor er an seinem Platz PC und Telefon gleichzeitig zum Glühen brachte.
Burmeester telefonierte mit der Leitstelle der Kreispolizeibehörde. »Wir brauchen ein Sondereinsatzkommando in Bereitschaft. Ja, aktueller Entführungsfall. Ja, mit dem ganzen Programm, wir müssen mit allem rechnen.«
Karin Krafft stürzte sich in Betriebsamkeit, hatte mittlerweile eine Reihe von Nummern angewählt, ihr Sohn war früher als sonst von seinem Freund aus gestartet, er hatte vor dem Arbeitsbeginn bei seiner Praktikumsstelle noch ein Computerspiel von zu Hause holen wollen. In der Firma war er nicht angekommen. Sein Handy blieb ausgeschaltet.
Aus dem Hintergrund rief von Aha quer durch die Büroräume. »Die Technik steht, wenn er sich wieder meldet, wissen wir, wer, was und wo. Wenn das Handy eingeschaltet bleibt, können wir die Bewegung des Geräts und damit des Entführers verfolgen.«
* * *
Alles starrte gebannt auf das kleine dunkelblaue Telefon. Von Aha kam in Karins Büro gestürzt, als es wieder klingelte. Er legte seine Hand stoppend auf ihre.
»Bitte das Gespräch so lange wie möglich führen, es wird aufgezeichnet, und wir ermitteln die notwendigen Daten. Ganz ruhig, das wird schon. Jetzt.«
Er ließ sie das Gespräch annehmen, während allen um sie herum der Atem stockte.
»Hallo? Herr van Laak, sind Sie das? Die Fahndung ruht, hören Sie?«
Sie hörte ein leises Atmen, sonst nichts.
»Hallo? Was haben Sie vor?«
Es blieb bei den leisen Atemzügen. Aus dem Hintergrund wurden andere Geräusche deutlich, da geschah etwas. Schließlich hörte sie doch eine Stimme.
»Mom? Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut.«
»Moritz, Mo! Hörst du mich?«
Das Gespräch wurde beendet. Gleich darauf schrie von Aha wieder durch die Räume.
»Ja! Wir haben das Gebiet. Der Anbieter versorgt es von einem Sendemast in Xanten aus.«
Burmeester dachte laut nach. »Dann sind sie noch in der Stadt. Setzt alles in Bereitschaft, was wir in kürzester Zeit dort haben können. Es gibt nicht so viele Möglichkeiten, von dort wegzukommen, die entsprechenden Straßen sollen gesperrt werden.«
Von Aha stoppte ihn unsanft. »Nein. Das machen wir garantiert nicht. Was meinst du, was passiert, wenn der sich in die Enge getrieben fühlt? Wenn es van Laak ist, dann hat er hier den frommen, völlig harmlosen Gläubigen gegeben, jeder hat ihm den strenggläubigen Betvater abgenommen. Wer weiß, wozu der fähig ist. Erst mal unsichtbar einkreisen, ganz eng dranbleiben, aber vorsichtig. Aber wir müssen ihn erst finden, bevor wir entschlossen und schnell handeln können. Noch hat er keine Bedingungen gestellt, außer dass die Fahndung gestoppt werden soll.«
Burmeester musste einsehen, dass der Kollege recht hatte. Ein Großaufgebot an Polizei und das Aussetzen der Fahndung passten nicht zueinander. Die Situation würde den Entführer verunsichern.
Karin Krafft saß bleich hinter ihrem Schreibtisch, hielt sich die Hände vor den Mund und starrte das Handy an.
»Das ist doch irrational, was der da macht. Entführt den Sohn der Hauptkommissarin, telefoniert in kurzen Abständen, alles völlig von der
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