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Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
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nicht zu hart mit dem Milchbubi, der kippt dir sonst vom Stuhl.«
    Karin Krafft zog die Jacke aus, um das angelegte Halfter für die Dienstwaffe wirkungsvoll in Szene zu setzen, und nahm einen Schnellhefter mit, den sie knallend auf den Tisch fallen ließ.
    »So, Herr Stricker, Sie wissen, warum Sie hier sind?«
    Er schaffte es nicht, so souverän zu agieren, wie er vermutlich im Alltag die effektivsten Versicherungsverträge an den Mann brachte. Er schaffte es nicht einmal, Karin Krafft länger als Bruchteile von Sekunden in die Augen zu schauen, nestelte nervös an seiner Jacketttasche. Kaum hörbar murmelte er eine Antwort.
    »Herr Stricker, ich muss Sie schon verstehen können.«
    »Ich weiß, was Sie meinen, aber das war ich nicht, und ich werde mich im Namen meiner Agentur bei der Geschädigten entschuldigen. Ich kann nur immer wieder beteuern, ich habe von nichts gewusst und bin selber ganz schockiert.«
    Karin Krafft wartete auf eine Erläuterung, er blieb nach den ersten, recht oberflächlichen Worten wieder stumm.
    »Und? Weiter?«
    »Der Schaden für mein Geschäft ist nicht auszudenken, wenn der Vorfall an die Öffentlichkeit gerät. Kann ich mit Ihrer Diskretion rechnen?«
    Die Hauptkommissarin gab die Strenge und fixierte ihn ruhig. »Das hängt davon ab, was Sie uns alles erzählen werden.«
    »Wenn ich nur den Laden behalten kann, ich muss doch meine Familie ernähren, ich habe mein ganzes Geld da hineingesteckt.«
    Es wurde Zeit für ein wenig Aktion. Die Fragen kamen schnell und unbarmherzig, beliebig in der Reihenfolge. Alexander Stricker redete wie ein Buch.
    »Was wissen Sie über zwei Erpresserschreiben an eine Ihrer Kundinnen?«
    »Das war meine Aushilfe für die Verwaltung, die hat mir alles gestern gestanden. Ich habe es mir von ihr unterschreiben lassen, bevor ich sie rausgeschmissen habe.«
    Er fingerte einen gefalteten Bogen Papier aus der Brusttasche. »Hier, bitte, ich habe nichts davon gewusst und nichts damit zu tun. Der erste Besuch Ihrer Leute, den fand ich schon peinlich genug. Winnekendonk ist ein Dorf, da sieht man, wer kommt und wer geht. Daraufhin habe ich die Frau beobachtet und mir ihren Rechner vorgenommen, als sie sich gegenüber im Edeka ein Brötchen zum Mittag holte. Den hatte sie ja sonst passwortgeschützt, ich habe immer gesagt, sie soll das nicht machen. Also, da fand ich doch eine ganze Reihe von Briefen, die sie schon vorbereitet hatte. Die hätte noch bei anderen versucht zu kassieren, wenn ich sie nicht zur Rede gestellt hätte. Nicht auszudenken, der Skandal, ich hätte auswandern können.«
    »Ist Stricker Ihr Geburtsname?«
    Er blickte irritiert auf. »Ja, ich heiße schon seit Geburt so.«
    »Da liegen Flyer einer Glaubensgemeinschaft in Ihrer Agentur aus. Haben Sie Kontakt zu den ›Gerechten der Welt‹?«
    Der Themenwechsel machte ihm zu schaffen, er schien krampfhaft über Zusammenhänge nachzudenken.
    »Ja, ich bin selber Mitglied.«
    »Seit wann genau?«
    »Im letzten Jahr hatte ich eine Reihe neuer Kunden, die alle auf Empfehlung des verunglückten Studienrats kamen. Eine meiner Kundinnen brachte die Flyer mit und lud mich ein. Ansehen schadet nichts, dachte ich mir und bin hingefahren. Ich sehe im Kontakt zu der Gemeinschaft eine Bereicherung für mich persönlich. Das Leben im Dorf geht wie gewohnt weiter.«
    »Verstehe, sonntags in die Kirche und donnerstags nach Wesel ins Zentrum.«
    Ihr sarkastischer Unterton erschreckte die Hauptkommissarin, sie rief sich innerlich zu mehr Dienstdisziplin. »Sie kennen Cornelia Garowske?«
    »Ja, sie hat eine außergewöhnliche Strahlkraft, sie bringt mich weiter als jeder teure Marketinglehrgang.«
    »Der Geburtsname von Frau Garowske ist ebenfalls Stricker. Sind Sie mit ihr verwandt?«
    Alexander Stricker schaute erstaunt auf. »Nicht dass ich wüsste. Das muss ein Zufall sein. Oder …«
    »Oder was?«
    »Nein, es war nur eine blödsinnige Idee, nichts.«
    »Lassen Sie mich teilhaben.«
    »Nein, wirklich, ich bin nicht mit ihr verwandt. Eigentlich schade, es wäre mir eine Ehre.«
    Stimmt, dachte Karin Krafft, der würde sie persönlich jeden Sonntag zum Sauerbraten mit Rotkohl abholen.
    »Was ist Ihre Rolle in der Gemeinschaft?«
    »Meine? Ich bin einfaches Mitglied, kann mittlerweile an den reinigenden Dialogen teilnehmen. Ich kann schließlich gut mit Menschen kommunizieren.«
    »Was hat es mit den Dialogen auf sich?«
    »Bewusst werden, reinigen, neu überdenken, alte Denk- und Handlungsstrukturen abbauen.

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