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Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
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Wir sollen doch frei werden für die kollektiven Gebete, die die Welt verändern müssen. Sie kennen die Prophezeiung vom Untergang der Welt im Jahr 2012? Der finale Bankencrash wird kommen, Währungen und politische Systeme sich in Luft auflösen. Wir können es verhindern, es muss weitergehen, ohne Revolte und Blutvergießen, aber gerechter.«
    »Und da verkaufen Sie heute noch Versicherungspolicen?«
    »Das ist mein Geschäft.«
    »Herr Stricker, Sie haben vorhin eine Idee zurückgehalten, bitte äußern Sie sie jetzt.«
    Er blickte sie fragend an.
    »Ihr Name, Stricker, Sie hatten noch einen wichtigen Gedanken.«
    Alexander Stricker zögerte einen Moment lang und rieb zum x-ten Mal seine Handflächen über die Oberschenkel.
    »Mein Vater.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich habe ihn nie über seine Herkunft reden hören. Irgendwie schon merkwürdig, die ersten zwei Jahrzehnte seines Lebens sind mir verborgen.«
    »Wie heißt er, und wie können wir ihn erreichen?«
    »Ich weiß nicht recht …«
    »Aber ich, bitte, den Namen, Stricker, Vorname?«
    »Er heißt nicht mehr Stricker, ich stamme aus erster Ehe, meine Mutter ist früh gestorben. Jetzt hat er einen noblen niederrheinischen Namen geheiratet. Er hat den Namen seiner Frau angenommen. Van Laak, Conrad van Laak.«
    Karin Krafft blickte auf, den Mann kannte sie. »Ist er der Pilgerbetreuer in Kevelaer?«
    Jetzt schaute ihr Gegenüber sie staunend an. »Richtig, woher wissen Sie …«
    »Im Rahmen der Ermittlungen zu dem Anschlag auf die ›Gerechten der Welt‹ in Sonsbeck bin ich ihm begegnet. Vielen Dank, Herr Stricker. Einen Moment bitte.«
    Sie ging in den Nebenraum, in dem inzwischen auch Burmeester hinter der Scheibe saß.
    »Da hatten wir einen Stricker schon mal hier im Dienstgebäude und haben es nicht gewusst.«
    »Was bringt uns das?«
    »Weiß ich auch noch nicht genau, aber wir sollten van Laak überprüfen, vielleicht ist er nur halb so heilig, wie er tut. Und vielleicht hat er noch eine späte Rechnung mit der Garowske offen.«
    Tom blätterte in seinen Notizen. »Was ist mit den Erpressungsversuchen?«
    »Wirtschaftskriminalität, das sollen die Kollegen machen. Wir geben die Informationen in die andere Abteilung, vielleicht hat diese Aushilfe sich schon bei anderen bedient.«
    Burmeester nickte versonnen. »Ich sage schon seit Tagen, dass wir die ›Gerechten der Welt‹ genauer unter die Lupe nehmen sollen. Das erspart uns solche Umwege wie diesen hier.«
    Karin sah ihn ernst an. »Hör auf zu schmollen. Einer von euch bringt den da zurück und holt mir den Diakon her. Halt, nein, da fahre ich selber hin.«
    Sie knallte die Tür hinter sich zu. Immer diese Animositäten. Ich habe ganz andere Probleme am Hals, dachte sie.
    * * *
    Der Kommissar und seine Stadtführerin eilten zum ersten Wagen der Linie drei, deren Ankunft sekundengenau auf einem Display über dem großformatigen öffentlichen Fahrplan verkündet wurde. Fahrtziel »Europaplatz«, sah er noch, dann glitt er von der hohen Bordsteinkante in den modernen Waggon. Mit sanftem elektrischem Rauschen setzte sich die Straßenbahn in Bewegung. Durch eine anfangs etwas abgerissene Einkaufsstraße mit Arkaden führte die Fahrt in die Mitte der Einkaufszone am Anger. Gero von Aha hörte Christianes routinierte Erklärungen zu Erfurt wie aus der Ferne. Er verließ sich darauf, was er sah, und auf seinen ersten Eindruck, und der war gut. Vorbei an Breuninger und der alten Wassermühle, durch eine enge Gasse, die halsbrecherische Radler neben der Straßenbahn noch enger machten, Richtung Fischmarkt, vorbei am historischen Rathaus, hinter dem sich die berühmte Krämerbrücke befand, wie Christiane erzählte, und dem angekokelten Zunfthaus, in dem Handwerker damit beschäftigt waren, Brandfolgen zu beseitigen.
    Die stramme Fahrt ging weiter an gepflegten historischen Bauten entlang. Kein Zweifel, hier hatte man vorzüglich restauriert und viel investiert. Aus der engen Gasse kommend, öffnete sich der Blick auf den Domplatz mit den zwei Kirchen, die imposant über der Stadt thronten. Die breite Treppe mit den zahllosen Stufen hinauf zu den Gotteshäusern war verhüllt von Transparenten, die ein Open-Air-Konzert ankündigten, und gesäumt von Kassenhäuschen. Als sich an der Haltestelle Domplatz die Bahntüren kurz öffneten, klang Gesang aus Carl Orffs ›Carmina Burana‹ über die Szenerie. Viele Gäste in den Cafés, die den Platz umsäumten, hatten sich so gesetzt, dass sie den Klängen

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