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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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noch lange nicht. Vielleicht auf Jahre nicht, denn wir werden dir Zeit geben zu heilen. Immer und immer wieder…«
    Als die Frau den goldenen Anhänger mit dem Obsidian berührte, rollte eine Welle der Verzweiflung über die Tochter des Botschafters hinweg. Eine Verzweiflung so groß, so abgrundtief, dass Melande es nicht langer ertragen wollte und sich dankbar der Dunkelheit der Ohnmacht ergab. Ein letztes Mal bäumte sie sich auf, die Augen weit aufgerissen, stemmte sich mit fast übernatürlicher Kraft gegen die Fesseln, dann fiel sie kraftlos zurück und lag still in ihrer Ohnmacht.
    »Ja, ruh dich nur aus, mein Kind«, flüsterte die Frau spöttisch. »Du wirst deine Kräfte brauchen.«
     
     
    »Götter«, hauchte Desina, als sie die Augen öffnete und die besorgten Gesichter von Santer und dem Baronet über sich gebeugt sah. Es war keine große Überraschung für sie, dass sie sich im Gras vor dem Turm der Eulen liegend wiederfand.
    Blutmagie. Nichts, was in den Büchern der Eulen stand, hatte sie darauf vorbereitet. Es war eine Magie, die sie nicht verstand, nur Gefühl und Instinkt konnten sie hier leiten. Primitiv, alt und zugleich mächtig, etwas, das tief aus ihrem Innern kam und dem Ruf des Bluts Folge geleistet hatte.
    Aber was sie in ihren Grundfesten erschüttert hatte, war das grausame Schicksal, dass diese Sera der jungen Aldanerin zugedacht hatte.
    Selbst wenn sie nicht die Tochter des Botschafters gewesen wäre, hätte sie handeln müssen, ihr Eid und ihr ganzes Wesen verlangten es.
    »Eure Augen«, sagte Santer leise. »Sie haben einen roten Rand um die Pupillen! Geht es Euch gut?«
    »Es ist ein Effekt dieser Form von Magie«, erklärte Desina ausweichend. »Mir geht es gut. Der Tochter des Botschafters jedoch nicht… Man hat ihr ein grausames Schicksal zugedacht und es ihr soeben eröffnet. Wir müssen sie retten. Jetzt!«
    Sie nahm die Hand, die Santer ihr hinhielt, und zog sich daran hoch. Noch immer fühlten sich ihre Knie an, als wären sie aus weichem Wachs.
    »Ich habe durch ihre Augen gesehen. Ich sah die, die sie gefangen hält, und Melande hat recht: Es ist ein Ungeheuer in menschlicher Gestalt.« Sie schaute zu Santer und dem Baronet hoch. »Wir werden sie finden.«
    »Sie lebt also noch?«, fragte Tarkan erleichtert.
    »Ay. Aber wir werden Hilfe brauchen. Und, Santer«, wandte sie sich an den großen Stabsleutnant, der sie prüfend musterte. »Ihr hattet ebenfalls recht, die Tochter des Botschafters hat uns direkt zu einem der Verfluchten geführt.«
    »Ich hoffe, Ihr wollt den Ort nicht von Bullen stürmen lassen«, warnte Tarkan.
    »Oh, das wird nicht nötig sein«, antwortete Desina lächelnd, doch ihr Blick war hart.

 
    57
     
     
     
    Der pochende Schmerz in ihrem Finger zerrte an der dunklen Zuflucht, in die sich Melande geflüchtet hatte. Sie spürte, wenn sie erwachte, müsste sie sich der Verzweiflung stellen, also blieb sie lieber hier, wo nichts sie erreichen konnte.
    »Ihr müsst aufwachen, Melande«, hörte sie eine rauchige, sanfte Stimme im Dunkel neben sich. »Ich brauche Euch, um Euch zu helfen.«
    In ihr nahm eine Frage Gestalt an.
    »Ich bin die Maestra vom Turm. Nein, es ist keine Einbildung. Ich bin hier, um Euch zu helfen, aber Ihr müsst es mir erlauben.«
    Es war zu spät, sie konnte das Dunkle nicht mehr halten und wachte auf. Sie schaute sich mit weit geöffneten Augen in dem fensterlosen, aber prächtig ausgestatteten Zimmer um. Die Fesseln hielten sie genau wie vorher, der Schmerz in ihrem verlorenen Finger pochte und zerrte an ihrem Willen. Und sie war allein.
    »Also doch nur Einbildung«, hauchte sie enttäuscht.
    »Nein«, kam die Antwort von der gleichen Stimme. Sie spürte die Freundlichkeit in ihr. »Ich bin hier, bei Euch, und wenn Ihr es mir erlaubt, kann ich Euch helfen.«
    »Warum tut Ihr es nicht einfach?«, flüsterte Melande.
    »Es ist auch für mich neu, ich bin ungeübt darin und möchte es nicht ohne Eure Erlaubnis tun.«
    »Wenn Ihr mich befreien könnt, dann habt Ihr die Erlaubnis, Maestra vom Turm«, antwortete Melande und lachte leise. »Wenn das meine Einbildung ist, dann ist sie wenigstens ungewöhnlich genug, um mir Mut zu geben. Aber was wollt Ihr tun? Ihr seid doch nur ein Geist oder eine Einbildung.«
    Melande spürte sie jetzt, die andere, die junge Maestra. Sie konnte sie beinahe sehen, eine junge Frau kaum älter als sie selbst, mit feuerroten Haaren und den freundlich lächelnden Augen einer Katze. Plötzlich bemerkte

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