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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Augen des Mannes funkelten amüsiert. »Aber ehrlich gesagt, Baronet, seht Ihr nicht so aus, als ob Ihr nach Vergnügen trachtet, sondern eher, als ob die Last der Welten auf Euren Schultern lastet. Wenn Ihr nicht bald aufhört, mit dem Griff Eures Schwerts zu spielen, als ob ihr jederzeit damit rechnen müsstet, dass Ihr es braucht, werdet Ihr mich auch noch unruhig machen.«
    Tarkan schaute auf seine Hand herab, die fest um den Knauf seines Schwerts lag, und lachte leise. »Verzeiht«, sagte er. Er musterte den alten Mann. »Sagt, besteht die Möglichkeit, dass wir uns schon einmal irgendwo gesehen haben? Ihr kommt mir bekannt vor.«
    Der Meister schüttelte sachte den Kopf. »Ich bin zwar alt, aber mein Gedächtnis trügt mich selten.«
    »Es sind Eure Augen«, stellte Tarkan fest. »Mir fiel gerade ein, wer auch solche Augen hat.«
    »Und wer, wenn ich fragen darf?«, wollte der alte Mann wissen.
    »Die Maestra vom Turm.«
    Der Gildenmeister sah ihn an und lachte dann leise. »Das habe ich auch schon oft gedacht. Ihr müsst sie gut kennen, wenn Ihr ihre Augen gesehen habt. Sie hält sich fern von Menschen, und seit neuestem trägt sie diese Kapuze. Ist sie es, die Ihr sucht?«
    »Ja. Wir arbeiten gemeinsam an der Aufklärung eines Mordes.«
    »Der Kammerdiener des Botschafters?«
    »Eben der.«
    »Hat das alles etwas damit zu tun, dass heute hier mehr Bullen stehen, als man sonst auf dem Exerzierplatz vorfindet?«
    »Das kann ich Euch nicht sagen, Ser«, antwortete Tarkan höflich, und der Gildenmeister lachte.
    »Also ja.«
    Tarkan schüttelte amüsiert den Kopf, und auch der Gildemeister lächelte und strich sich dabei über die Schläfe, eine Geste, die Tarkan auch schon oft bei jemand anders gesehen hatte. Er runzelte die Stirn.
    »Verzeiht«, sagte er leise. »Sagt… Nein, vergesst es«, fügte er hinzu, als ihn der alte Mann fragend ansah.
    »Nur immer heraus mit der Sprache. Wenn man alt wird, weiß man eine gute Unterhaltung oft mehr zu schätzen als vieles andere. Ich beiße auch nicht mehr!«
    »Es geht um die Maestra«, sagte Tarkan langsam. »Ist sie vielleicht nicht doch mit Euch verwandt?«
    »Ich habe es mir oft gewünscht. Sie ist in dem Alter, in dem meine Enkelin sein könnte, und sie sieht meiner Tochter zum Verwechseln ähnlich. Aber sie ist nicht verwandt, nein.«
    »Sein könnte?«, fragte Tarkan. Einer der Gründe, warum ihn Prinz Tamin auf diese Reise geschickt hatte, war seine Fähigkeit, sich Gesichter zu merken. Er vergaß nie eines. Eigentlich kam es so gut wie nie vor, dass er überhaupt etwas vergaß. Augen waren so gut wie einzigartig, nicht nur die äußere Form, sondern auch die Farbe und Musterung der Pupillen. Und Desinas Augen waren denen des alten Meisters verblüffend ähnlich. Auch die Bewegungen, die Art, wie der Mann den Kopf hielt, die langen, schlanken Finger, die mehr denen eines Barden glichen als einem Schmied… Tarkan glaubte nicht, sich zu täuschen.
    Er konnte sich noch sehr gut an die Königin von Aldane erinnern und sah sie in jeder Geste, jedem Lächeln und Blinzeln seines Freundes, Prinz Tamin. Er hatte sehr wohl eine Vorstellung davon, wie sich die Unterschiede im Geschlecht auf ein Gesicht auswirken konnten. Je länger er den alten Mann ansah, desto stärker wurden die Ähnlichkeiten.
    »Meine Tochter und mein Enkelkind kamen bei einem Brand in meinem Stadthaus um«, sagte der alte Mann leise. »Es ist nun schon gut zwanzig Jahre her.«
    »Das Haus an der Kupferstraße?«, fragte Tarkan, und der alte Meister sah ihn überrascht an.
    »Ja. Ich habe es nicht wieder aufbauen lassen. Ich konnte es nicht ertragen, mich um das Haus kümmern zu müssen.« Sein Ausdruck wurde schmerzlich. »Es war Brandstiftung und Mord, müsst Ihr wissen. Die Tat blieb lange ungeklärt, bis die Maestra gestern den Mörder fand, in dieser Taverne am Hafen, kurz bevor dort das Unglück geschah.«
    »Der Wirt dort?«, fragte Tarkan, und der alte Mann nickte.
    »Ich wollte, man hätte ihn verhören können, aber er nahm sich selbst das Leben, um sich der Befragung zu entziehen. Er wird im Auftrag gehandelt haben. Trotzdem lässt es mich leichter ruhen, zu wissen, dass der Mörder nun Borons Gerichtsbarkeit erfährt.« Er lächelte. »Ihr seht, ich bin selbst auf der Suche nach der Maestra. Ich will ihr dafür danken.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, dass Eure Enkeltochter vielleicht…«, begann Tarkan, doch der alte Mann schüttelte den Kopf.
    »Mein Schwiegersohn besah sich die

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