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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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wirkte teigig, und Tarkan befürchtete, dass er gesundheitliche Probleme hatte. Davon war jedoch bislang in der Kronstadt nichts bekannt geworden. Die Augen des Grafen waren grau, doch das linke zeigte eine leichte Trübung. Die Art, wie er Tarkan nun musterte, von Kopf bis Fuß jede Einzelheit zu betrachten schien, erinnerte den Baronet an einen seiner Ausbilder. Dem Mann hatte er damals auch nichts recht machen können.
    »Bei der letzten Kronratsitzung wurden zwei Anschläge auf das Leben der Königin und mindestens ein Anschlag auf Prinz Tamin verübt. Jeder dieser Anschläge konnte abgewehrt werden, doch jedesmal ließ ein tapferer Mann sein Leben für seine Herrscherin und sein Land. Seid Ihr denn bereit, Euer Leben in die Waagschale zu werfen, Baronet? Das Einzige, was ich bisher von Euch gehört habe, ist, dass Ihr mehr Interesse an den Röcken der Frauen hegt als an ernsteren Dingen.« Das eine Auge funkelte Tarkan spöttisch an. »Ihr seid noch nicht einen Tag hier, und doch lese ich in Eurem Bericht allen Ernstes, diese Frau habe festgestellt, dass Jenks von einem verfluchten Seelenreiter ermordet wurde. Wir reden hier von meinem Kammerdiener, nicht wahr, von Freise?«
    »Ja, Graf«, sagte Tarkan. »Das ist das, was man mir gesagt hat, als ich nachgeforscht habe.«
    Er war selbst nicht zufrieden mit dem, was er bei seinem Besuch in der Zitadelle herausgefunden hatte. Die Maestra vom Turm, eine Eule, würde sich um den Fall kümmern. Sie sei diejenige, an die er sich wenden sollte, aber wo sie war, hatte man ihm nicht sagen können. Er hatte lediglich erfahren, dass sie die Leiche zum Schrein des Soltar nahe der Hafenwacht hatte bringen lassen, damit der dortige Priester sie untersuchen konnte. Dort hatte er mit dem Feldscher gesprochen, der den Priester Soltars bei seinen Untersuchungen unterstützte. Doch dieser hatte seine grausige Arbeit noch nicht vollendet. Erst dann, wenn die Untersuchungen abgeschlossen wären, so hatte ihm der Feldscher erklärt, würde man den Toten der Botschaft überstellen.
    »Ihm wurde die Kehle durchgeschnitten«, sagte der Graf verächtlich. »Das ist tragisch, aber mehr wird es wohl kaum sein. Ihr wollt mir nicht ernsthaft erzählen, dass Ihr alles glaubt, was man Euch sagt! Dass er sich die Kehle durchschnitt und zum Schluss noch selbst das Genick brach? Götter, von Freise, wie leichtgläubig kann ein Mensch denn sein? Warum, bei den Göttern, sollte ein Seelenreiter überhaupt Interesse an meinem Kammerdiener haben?«
    Weil ein Kammerdiener meist viel über seinen Herrn weiß, dachte Tarkan. Das allein wäre schon ein Grund. Wenn der Kult hier noch weitere Augen und Ohren besaß, oder, das mochten die Götter verhindern, der Botschafter selbst den Kult unterstützte, war dies Grund genug, jetzt nichts weiter zu sagen. Wahrscheinlich gab es wenig, was der Kult nicht ohnehin schon wusste, aber man musste ihnen ja nichts auf die Nase binden.
    Der Graf bewegte sich langsam vom Fenster weg zu seinem Schreibtisch, hinter dem er sich in einen schweren Lehnstuhl fallen ließ. Tarkan wusste, dass, wenn er jetzt etwas sagte, er es wahrscheinlich bereuen würde, also stand er nur still da und beschränkte sich darauf, dem Blick des Mannes zu begegnen.
    »Ich habe Euch eine einfache Aufgabe gegeben. Sorgt dafür, dass mein Diener ein ordentliches Begräbnis erhält. Jetzt höre ich, dass er erst noch von einer Feder untersucht werden und einen Segen erhalten soll.« Der Botschafter schüttelte ungläubig den Kopf. »Wisst Ihr, von Freise, was die Federn unter einer Untersuchung verstehen? Sie schneiden den Mann auf und entweihen seine sterbliche Hülle! Bei uns ist das Blasphemie, und hier reden sie sich damit heraus, dass ein Priester Soltars danach den Leichnam segnet! Ihr überlasst diesen Leuten einen unserer Landsmänner und denkt Euch gar nichts dabei!«
    »Es geht wohl auch darum, festzustellen, ob es wirklich die Tat eines Verfluchten war«, sagte Tarkan standhaft.
    »Ach ja? Und das habt Ihr denen geglaubt? Ihr seid wahrlich naiv, von Freise!«
    Den meisten Menschen fiel es schwer, Tarkan in die Augen zu sehen, der Botschafter hatte damit jedoch keine Probleme. Sein Blick war direkt, und diesmal war es Tarkan, der von dem trüben Auge des Botschafters irritiert wurde.
    »Nun, wenn Prinz Tamin es vorzieht, sein Leben in die Hände eines Weiberhelden zu legen, dann ist das seine Sache«, sagte der Botschafter missbilligend. »Wenn Ihr jedoch beabsichtigt, Eure Pflicht zu

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