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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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langen Schritten mitzuhalten. Dann seufzte sie. »Er war so vorsichtig, Wiesel, wie konnte das geschehen?«
    »Wie Sina sagt, ein Nekromant. Gegen so einen sind wir Sterbliche recht hilflos. Auch Jenks hatte wenig Glück. Ich war dabei, als er starb, Taride, ich habe schon viel gesehen, aber dieser Anblick ließ auch mich erzittern.«
    »Es tut mir leid um ihn«, sagte Taride leise und ging langsamer. »Ich glaube, er liebte mich, auch wenn ich diese Gefühle nicht erwidern konnte. Aber es schmerzt mich, von seinem Tod zu hören. Vor allem, weil ich nun fürchte, dass seine Seele verloren ist.«
    »Sina wird sie dem Verfluchten wieder entreißen«, sagte Wiesel. »Dessen könnt Ihr gewiss sein!«
    »Ich hoffe es«, meinte die Bardin traurig. »Aber jetzt muss ich zusätzlich noch um Sina bangen.«
    »Jeder unterschätzt sie«, sagte Wiesel im Brustton der Überzeugung. »Wenn es dazu kommt, wird sie gegen ihn bestehen. Aber, Jenks… der Diener… Hat er Euch offenbart, worum es bei alldem ging?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er wollte es mir nicht sagen, um mich zu schützen. Ich weiß nur, dass es um etwas ging, das vor langen Jahren gestohlen wurde und von größter Wichtigkeit für das Reich ist.«
    »Ihr meint die Reichsstadt, nicht wahr?«, fragte Wiesel hellhörig. »Das Reich ist lange vergangen.«
    »Leider«, sagte sie und lächelte kurz. »Ich bin eine Bardin, wir leben in der Vergangenheit, für mich ist das Reich lebendig. Und ich fand es nie eine kluge Entscheidung des Ewigen Herrschers, den Prinzen ihre Kronen wiederzugeben.« Sie blieb stehen. »Als ob er sich von der Armee der Prinzen hätte bedroht fühlen müssen! Sagt, Wiesel, kennt Ihr die Bedeutung der Worte über den großen Toren der Stadt?«
    Jeder im Reich kannte die Geschichte, wie die sieben Prinzen von ihrem Turm aus aufbrachen, eine Armee versammelten und Askir belagerten. Wenn man Askir nicht kannte, dann war die Geschichte vielleicht noch glaubhaft, aber hatte man erst einmal die mächtigen Mauern gesehen, konnte man über so ein Vorhaben nur den Kopf schütteln.
    Wer wollte ein solches Unterfangen auch wagen? Allein der Anblick der äußeren Stadtmauer würde jeden feindlichen General enttäuscht abziehen lassen. Der Ewige Herrscher hatte die Stadt so erbaut, dass es undenkbar schien, sie zu erobern. Über den großen Toren der Stadt waren in goldenen Lettern Worte eingelassen. Macht ist dem Frieden verpflichtet.
    Das waren wohl auch die Worte, die Taride meinte.
    »Ay. Man sagt, es wären die gleichen Worte, die Askannon sprach, als er den König und den Prinzen von Aldane köpfen ließ«, antwortete Wiesel. »Ich fand schon immer, dass sie eine gewisse Ironie in sich tragen. Aldanes Krone war die erste, die er sich nahm. Es war nicht die letzte.«
    »Er ließ den jüngsten Prinzen am Leben«, erklärte ihm die Bardin und sah ihn prüfend an. »Fünfhundert Jahre später war es ein Nachfahre genau dieses Prinzen, der mit sechs anderen Königskindern und einer Armee von fast vierzigtausend Mann die Stadt belagerte. Nach einer Woche Belagerung traf sich der Ewige Herrscher mit den Prinzen aus dem Turm, um mit ihnen im Verlauf der Friedensverhandlungen den Vertrag von Askir zu gestalten, der auch heute noch die Geschicke des Reichs lenkt. In diesem Vertrag wurde auch festgelegt, dass sich alle sieben Jahre der Kronrat der sieben Reiche hier in der Reichsstadt trifft, um die Politik der Reichsstadt und der Königreiche für die nächsten Jahre festzulegen.«
    Sie stand vor ihm in ihrem kostbaren Kleid, die Fäuste in die Hüften gestemmt, und sah mit ihren Katzenaugen zu ihm, als ob sie erwarten würde, dass er ihre Begeisterung für alte Legenden teilte.
    »Ich kenne die Geschichte«, antwortete Wiesel knapp. Er hatte wenig Lust, sich über die alten Historien zu unterhalten.
    »Tut Ihr das?«, fragte die Bardin und fixierte ihn mit ihren Augen. »Habt Ihr Euch auch eine eigene Meinung dazu gebildet, oder plappert Ihr nur das nach, was Ihr in den Tavernen gehört habt?«
    Wiesel sah sie überrascht an. Sie schien ihm zornig, obwohl er ihr noch nie einen Grund dazu gegeben hatte. Es musste der Tod des Dieners sein, der sie härter traf, als sie es wahrhaben wollte.
    »Meine Meinung ist«, sagte er mit Ironie in der Stimme, »dass eine Armee aus vierzigtausend halbverhungerten Bauern mit vielleicht vierhundert unzufriedenen adligen Rittern und einer Handvoll halbwüchsiger verzogener Königskinder Askir binnen einer Woche erfolgreich

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