Die Eule von Askir
belagerte und die Fünfte und Sechste Legion dadurch in die Knie zwang, dass sie vor unseren Mauern beinahe verhungerte. Das ging so weit, dass die Sechste Legion in ihrer Verzweiflung Katapulte mit Lebensmitteln belud und die Aufständischen damit bombardierte. Angesichts dieser verzweifelten Lage blieb dem Ewigen Herrscher selbstverständlich nichts anderes übrig, als sich den Forderungen der sieben Prinzen zu beugen. Er verhandelte einen Tag lang mit ihnen, schrieb währenddessen einen siebenhundert Seiten starken Vertrag, der den Königreichen ihre Unabhängigkeit garantierte und ihnen die Königskrone zurückgab, um danach aus reiner Verzweiflung abzudanken.« Er sah die Bardin an und schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, was damals vor den Toren unserer Stadt passiert ist, aber diese ganze Geschichte von der Belagerung ist reiner Humbug.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah genervt zu Taride hin. »Seid Ihr nun zufrieden?«
»Hm«, sagte die Bardin und verschränkte die Arme ebenfalls vor ihrer Brust. Sie legte den Kopf schräg, fast meinte er ein leichtes Lächeln um ihre Lippen spielen zu sehen. »Was ist Eurer Meinung nach damals geschehen?«
»Ist das jetzt so wichtig?«
»Ja.«
Er seufzte. »Meine Meinung ist, dass Askannon das alles geplant hat. Den Aufmarsch der Prinzen wohl nicht, ich denke, die hatten es nur zu eilig. Askannon ging hinaus zu den Prinzen, las ihnen die Leviten, schließlich hätten die Herrschaften ihre Armee beinahe verhungern lassen. Dann unterzeichneten sie den Vertrag, und das war es dann.«
»Warum sollte Askannon so etwas tun? Er war der mächtigste Mann seiner Zeit und offenbar unsterblich. Schließlich regierte er schon über fünfhundert Jahre lang die Geschicke des Reichs.«
Wiesel zuckte die Schultern. »Was denkt Ihr denn, Taride?«
»Dass es etwas gab, das dringend seine Aufmerksamkeit verlangte«, antwortete sie. Sie zog eine dieser pechschwarzen Augenbrauen hoch. »Würde es Euch interessieren, herauszufinden, was genau das war?«
Wiesel blinzelte. Er hörte einen Unterton in ihrer Stimme, der sein Interesse weckte. »Taride, Ihr hört Euch an, als ob Ihr glaubt, dass dies alles auch heute noch von Wichtigkeit sein könnte!«
Sie hielt seinen Blick noch immer fest. »Und wenn es so wäre, Wiesel? Was, wenn es genau darum ginge?«
»Dann ist das alles noch größer, als ich dachte. Was wisst Ihr also, Taride? Nicht nur Sina ist in Gefahr… Der Baronet aus Aldane hat offen nach Euch herumgefragt und damit das Augenmerk des Verfluchten auch auf Euch gelenkt. Dieser Verfluchte hat Jenks geritten, er weiß alles, was Euer Freund jemals von Euch erfahren hat.« Er fluchte leise. »Ihr könnt Euch denken, wie wenig mir das zusagt! Vor allem aber weiß er jetzt von mir, von Euch und auch von Sina!«
»Was auch mein Fehler ist. Jenks fragte mich, was ich tun würde, wenn ich etwas fände, das einst hier gestohlen wurde und so mächtig ist, dass es die Welt verändern könnte.« Taride sah Wiesel eindringlich an. »Ich sagte ihm, dass ich es Sina geben würde. Sie weiß über solche Dinge mehr als jeder andere.«
»Vielleicht mit einer Ausnahme«, sagte Wiesel nachdenklich. »Ihr selbst wisst auch viel, das andere nicht wissen.«
»Ich bin eine Bardin«, verkündete Taride mit einem knappen Lächeln. »Es ist meine Aufgabe, Dinge zu wissen. Genau deshalb empfahl ich ihm Sina. Aber über Jenks kann ich Euch nicht mehr sagen als das. Da dürftet Ihr mehr wissen, denn er musste Euch ja schließlich darin unterrichten, was Ihr stehlen solltet.«
Wiesel nickte, er glaubte der Bardin zumindest so weit, auch wenn er sicher war, dass sie einiges vor ihm verbarg. Aber das war ihr gutes Recht. Hier in Askir hütete jeder seine Geheimnisse, und kaum ein anderer so sehr wie Wiesel.
»Gab es nicht noch etwas, was sein Interesse geweckt hat?«, fragte Wiesel. »Irgendetwas?«
»Doch«, sagte Taride. »Zwei Dinge, eigentlich nur eins. Vor fünf Tagen kam ein Schiff hier an, vielleicht habt Ihr von ihm gehört. Es ist sehr groß und schwarz und liegt draußen an der Kaisermole.«
Wiesel nickte. Ja, von dem Schiff hatte er gehört. »Was ist mit ihm?«
»Das weiß ich nicht. Jenks hatte Interesse daran. Außerdem beschrieb er mir den Kapitän des Schiffs, ich sollte ihm Bescheid geben, wenn ich sehe, dass der Mann sich in der Goldenen Rose mit jemandem trifft.«
»Und, habt Ihr das getan?«
»Ich spiele erst seit fünf Tagen in der Rose auf. Ich musste erst einen
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