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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sah sie eine kleine Miniatur in einem silbernen Rahmen liegen. Sie nahm sie auf und betrachtete das Gemälde, das einen jungen Mann und eine junge Frau zeigte, die in ihren Tempelkleidern eher steif wirkten. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war ausgeprägt, und sie hielten sie sich fest an der Hand. Das war viel mehr, als sie zu finden erhofft hatte.
    Sie legte den Umhang zurück, schloss die Kiste und zeigte die Miniatur Rikin. »Ich brauche nicht mehr als das. Und Wasser«, teilte sie der Majorin mit und sah sich suchend um. Wie auch in der Gebrochenen Klinge gab es an der Stirnwand des großen Raums, in dem gut und gerne dreißig Betten standen, eine weitere Tür, sie führte in einen Waschraum. Genau das, was sie jetzt benötigte.
    Sie ging hinüber, öffnete die Tür und fand, was sie suchte, ein großes Steingutbecken mit einer Pumpe daneben. Sie trat an die Pumpe heran.
    »Erlaubt, Sera«, sagte Santer. »Ich kenne das Ding, es ist störrisch und braucht einen gewissen Trick.«
    Sie nickte, und während sie den Abfluss mit dem Holzstöpsel schloss, fing er an zu pumpen.
    »Es reicht bereits«, teilte ihm Desina nach ein paar Pumpenschlägen mit. Der Boden des Beckens war nun mit Wasser bedeckt, mehr war nicht nötig. Sie schaute über ihre Schulter, sah ein paar neugierige Soldaten in der Tür stehen, und bat diese freundlich, aber bestimmt, die Tür zu schließen.
    Die Schwertmajorin blieb, wie auch der Stabsleutnant war sie gespannt darauf, was die Eule nun zu tun beabsichtigte.
    Es gab nicht viel zu sehen. Desina nahm die Miniatur in die linke Hand, schloss die Augen, atmete eine Zeitlang tief und regelmäßig ein und aus und strich dann mit einer elegant aussehenden Geste einmal mit der flachen rechten Hand knapp über der Wasseroberfläche entlang. Das Wasser wurde schlagartig schwarz, schien zu wogen und glättete sich in einem dunkelgrünen Schimmer.
    Schweigend musterten die drei das Bild, das im Wasser entstanden war: eine schlanke Frauenhand, die sich in einer leichten Strömung bewegte… ein Maulfisch schwamm unbekümmert vorbei, im Schlick war ein Seil zu erkennen, das die junge Frau am Grund hielt, sowie eine leere Weinflasche, nach der sie zu greifen schien. Doch die Flasche lag wohl schon länger auf dem Grund des Hafens, denn sie war mit Algen bewachsen und von Muscheln überkrustet. Eine Krabbe lief über den ausgestreckten bleichen Arm, um in dem im Wasser wehenden Ärmel des leichten Kleids zu verschwinden.
    »Götter«, fluchte Rikin leise. »Ich habe gebetet, dass es nicht so ist.«
    Desina nickte und ließ das Bild gehen. Es hatte sie weitaus mehr Anstrengung gekostet als gedacht. Allein die Tatsache, dass Marjas Körper unter Wasser lag, hatte das Wirken der Magie deutlich erschwert. Es war das erste Mal, dass Desina diese Form der Suche angewendet hatte, und sie war selbst überrascht davon, dass es ihr gelungen war. Dennoch war der Willensakt eine immense Anstrengung gewesen, und diesmal fühlte sie tatsächlich, wie ihre Knie zitterten.
    »Sie liegt nicht weit von hier«, teilte sie Rikin leise mit, selbst in den eigenen Ohren hörte sich ihre Stimme gepresst und erschöpft an. »Wir brauchen ein Boot.«
    »Das wird sich finden lassen, Maestra«, antwortete Rikin sichtlich beeindruckt. »Wir sind schließlich Marinesoldaten.«

 
    22
     
     
     
    Wenn ich mir das alles so ansehe, dachte Wiesel und biss in einen Apfel, dann sollte ich mir überlegen, ob ich meine Neugier nicht besser im Zaum halte. Das hier verspricht gefährlich zu werden. Andererseits war es natürlich auch eine Herausforderung… Wiesel schüttelte amüsiert den Kopf. Er wusste genau, wann seine Neugier ihn am Haken hatte, und das war ganz ohne Zweifel bereits der Fall.
    Wiesel saß auf einem Baumwollballen, der günstig auf der Mole herumlag, und ließ die Füße baumeln. Für alle Welt sah er aus wie ein junger Mann, der sich eine kleine Pause gönnte und die Frühlingssonne genoss.
    Die Seeschlangen wussten es besser, das erklärte auch den misstrauischen Blick, den ihm die zwei Marineinfanteristen zuwarfen, die nun schon zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit hier vorbeikamen. Wiesel lächelte ihnen freundlich zu, aber die beiden Soldaten taten, als würden sie es nicht wahrnehmen. Wahrscheinlich, dachte Wiesel, bekam jeder Rekrut als Erstes sein Bild gezeigt, mit dem Hinweis darauf, ihn niemals aus den Augen zu lassen.
    Ein legendärer Dieb zu sein, brachte auch ein paar Nachteile mit sich.
    Er

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