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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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verbannte die beiden Soldaten aus seinen Gedanken. Von ihm aus konnten sie ihn beobachten, so lange sie wollten. Wenn es notwendig wurde, wusste er, wie er sich ihnen entziehen konnte.
    Sein Problem lag da vorn vertäut, schwarz und so dick und fett, wie es nur sein konnte.
    Das ist schon ein großer Bastard, dachte Wiesel und warf den Apfelbratzen ins trübe Hafenwasser. Das Wenige, was er vom Schiffsbau verstand, sagte ihm, dass dieses Gefährt dafür konstruiert worden war, der hohen See zu trotzen und weitaus größerem Wellengang zu widerstehen als die Galeeren des Reichs. Sah man genauer hin, konnte man erkennen, dass das Schiff eine harte Reise hinter sich gebracht haben musste. Hier und da waren Schäden zu erkennen, die fachmännisch ausgebessert worden waren. Wenn er sich nicht sehr täuschte, dann hatte das Schiff aber noch immer eine Erneuerung der gesamten Takelage nötig.
    Von hier aus hatte er keinen guten Blick darauf, doch er konnte einen Teil des Hauptdecks und des Achterdecks einsehen. Wenn er aufstand, erlaubte das ihm auch einen Blick auf das Vordeck. Eine lange Planke verband das Schiff mit der Mole, ein schwarz gekleideter Matrose stand daneben Wache. Ein anderer Mann ging auf dem Achterdeck seine Runde, sonst hatte Wiesel bis jetzt niemanden gesehen.
    Er hatte sich ein wenig umgehört und auch der Hafenbehörde einen kleinen Besuch abgestattet. Wiesel hatte von zehn Leuten gehört, vielleicht einem Dutzend, auf jeden Fall nicht viel mehr. Doch an Deck sah er nur diese zwei.
    Nun, eine Galeere brauchte natürlich bis zu vier Mann an jedem Ruder. Damit kam eine große Galeere schnell auf eine Besatzung von über fünfhundert Mann. Ein Segler brauchte gewiss nicht so viel, aber kaum zwanzig Mann für ein Schiff dieser Größe? Wiesel hielt die Hand über die Augen, damit ihn die Sonne nicht blendete, und blinzelte zu den hohen Masten empor. Die schweren Segel hingen sorgfältig gerafft an den Rahen. Es brauchte gewiss mehr als ein oder zwei Hände, um in dieser schwindelnden Höhe die Segel auszubringen.
    Alles sprach dafür, dass dieses Schiff eine sehr lange Reise durch widrigste Gewässer hinter sich gebracht hatte. Wenn dem so war, wo befand sich dann der Rest der Mannschaft? Unter Deck? Wohl kaum, sonst wären sie den Seeschlangen aufgefallen, als diese das Schiff inspiziert hatten.
    Es musste eine Mannschaft geben, dachte Wiesel und kratzte sich gedankenverloren am Kinn. Da man sie nicht sah, hielt sie sich verborgen. Oder sie befand sich schon nicht mehr an Bord, als das Schiff in den Hafen einlief. Wahrscheinlich brauchte es nicht viele Leute, um das Schiff notdürftig zu bemannen, während es in den Hafen geschleppt wurde. So oder so warf es die Frage auf, warum die Mannschaft sich verbergen oder nicht an Bord sein sollte.
    Es gab noch etwas zu bedenken. Das Schiff lag seit fünf Tagen im Hafen. Er hatte herumgefragt. Keines der Besatzungsmitglieder hatte in den Tavernen des Hafens seine Heuer versoffen. Sie saßen an Bord und verließen das Schiff nicht.
    Das, fand Wiesel, sprach für eine beachtliche Disziplin. Selbst von den Seeschlangen hatte man schon gehört, dass einige bei der Einfahrt in den Hafen ins Wasser sprangen, um an Land zu schwimmen, um so schneller bei Wein, Bier oder Weib zu sein.
    Eine andere Sache war die Ladung. Es hatte etwas gedauert, das herauszufinden, aber schwer war es nicht gewesen, es erinnerten sich einige Leute daran. Erzbarren, in die klassische Schweineform gegossen. Eisen, Kupfer, Zinn, sowie eine Kiste mit Silber. Schwer und klein. Lukrativ, und man konnte sicher sein, auch in einem fremden Hafen dafür Abnehmer zu finden. Aber Erzbarren sagten wenig darüber aus, woher sie kamen. Keine Stoffe, Gewänder, Kunstwerke, Preziosen oder irgendetwas, das einen Hinweis auf den Ursprung gab. Erz gab es überall.
    Auch dazu hatte der Hafenmeister mit den Schultern gezuckt. Er hatte Wiesel nur das Buch gezeigt.
    »Die Kapitäne oder der Erste Offizier kommen hierher, tragen etwas ein und gehen wieder. Sie haben die Liegegebühr bezahlt für volle zwei Wochen, mehr interessiert uns nicht. Hier steht etwas…« Der Mann hatte sich vorgebeugt. »Illian, Lillian, irgendsowas. Noch nie davon gehört.«
    »Ist Euch noch etwas aufgefallen?«, fragte Wiesel und ließ ein Silberstück auf das Buch fallen. Es verschwand so schnell, als wäre es nie da gewesen. Der Hafenmeister hatte noch einmal blinzelnd auf den Eintrag gesehen und dann den Kopf geschüttelt. »Das

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