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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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und mittlerweile designierter Verwaltungsvorsitzender der Schweizer Großbank UBS , in Paris wiedertraf, wo wir beide bei einer Veranstaltung Vorträge hielten, konnte ich seinen Ausführungen Folgendes entnehmen: Er war immer noch tief enttäuscht über den mangelnden Rückhalt seitens der Bundesregierung. Mit anderen Worten: Angela Merkel hatte ihn im Stich gelassen.
    Das mag daran gelegen haben, dass er im EZB -Rat zunehmend isoliert war, aber auch an der »entschiedenen Gegnerschaft«, die Nicolas Sarkozy ihm entgegenbrachte. Laut La Tribune soll der französische Präsident sogar gegen den Deutschen intrigiert haben. Und Merkel, die die Zeichen der Zeit erkannte, ließ ihn fallen. Vermutlich nach der Devise »Nur keine übermäßige Treue«. Dass sie mit Weber und Stark nicht nur verdiente Banker, sondern auch die jahrzehntelang erfolgreiche Tradition deutscher Geldpolitik über Bord warf, wird sie wohl gewusst haben.
    Sie wusste auch, weshalb sie Jens Weidmann zu Webers Nachfolger bestimmte. 2006 hatte die Kanzlerin den Weber-Mitarbeiter zu ihrem wirtschafts- und finanzpolitischen Berater ernannt und bald ein enges Vertrauensverhältnis zu ihm entwickelt, was ihn, nach Webers Ausscheiden, für den Posten des Bundesbankpräsidenten geradezu prädestinierte. Denn so stieg Angela Merkel nebenbei zur heimlichen Bundesbankpräsidentin auf.
    Persönlich habe ich den jungenhaften Mann bei einem Besuch Angela Merkels im Kanzleramt kennengelernt, wo er bei mir einen guten Eindruck hinterließ. Sein sympathisch bescheidenes Erscheinungsbild kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass er nur eine Figur auf dem Schachbrett seiner Herrin ist. Mir wurde das klar, als er in seiner Funktion als Mitglied des EZB -Rates tapfer gegen die Draghi-Mehrheit zu stimmen begann und im April 2013 seine Ablehnung gegen den Anleihen-Ankauf sogar vor dem Bundesverfassungsgericht zu Protokoll gab. Und obwohl er vom EZB -Gremium – mitsamt den deutschen Interessen – regelmäßig niedergestimmt wurde, zog er nicht die Konsequenz eines Axel Weber oder Jürgen Stark.
    Warum nicht? Grund ist nicht die berühmte Pattex-Mentalität von Amtsträgern, sondern das Doppelspiel der Kanzlerin. In einer einzigen Woche, so fiel mir auf, hat sie die harte Haltung von Bundesbankpräsident Weidmann im EZB -Rat gelobt – und kurz darauf betont, dass sie die Entscheidung der Zentralbank, die gegen ihn ausfiel, unterstützt.
    Es handelt sich, mit anderen Worten, um eine Showveranstaltung mit Angela Merkel als heimlicher Zirkusdirektorin. Was das Publikum nicht weiß: Der Sieger steht schon vor Beginn des Kampfes fest. Anfangs darf der Bundesbankchef den »starken Mann« mimen, der laut brüllt, sich mit den Fäusten auf die Brust trommelt und Schrecken verbreitet. In der anderen Ringecke steht lauernd die EZB , ein »übermächtiger Gegner«. Schon beginnt der Kampf, unser einsamer Held kämpft leidenschaftlich und zäh, muss sich aber am Ende dem Stärkeren geschlagen geben. Dennoch ist ihm der Applaus der Direktorin und des Publikums sicher. »Brav gekämpft – doch leider verloren. Nächstes Mal schaffst du es, Junge!«
    Praktisch sieht das so aus, als ob er wie sein Vorgänger die deutschen Positionen vertritt, also fordert, dass es »keine Euro-Bonds«, »keine Vergemeinschaftung der Schulden« und »keine weiteren Ankäufe von wertlosen Staatspapieren« geben darf. Doch da im erlauchten Kreis des EZB -Rates Deutschland dasselbe Stimmgewicht hat wie Zypern oder Portugal, muss Weidmann jedes Mal die voraussehbare Niederlage einstecken. Denn Zypern oder Portugal haben mit dem deutschen Geld anderes vor als der deutsche Bundesbankchef. Da der Herr des deutschen Geldes jedoch gegenüber den Liebhabern deutschen Geldes in der Minderheit ist, verliert er die Abstimmung und geht unter Wehklagen zu Boden. Aber er bleibt nicht liegen, er schmeißt nicht hin. Wie ein guter Boxer steht er auf und wird von Angela Merkel gelobt, die im Übrigen den Ausgang des Kampfes gutheißt.
    Jeder Eingeweihte weiß, dass das Spiel abgekartet ist. Selbst wenn der unbezwingliche Gegner in Gestalt von Mario Draghi aus Machtüberschätzung ankündigt, die EZB werde »alles tun, um den Euro zu erhalten« – und mit »alles« meint er wirklich alles! –, geht der tapfere kleine Weidmann mit K. o. zu Boden, der übermächtige Boss setzt ihm den Fuß in den Nacken, und die Kanzlerin, die dem Sieger die Hand schüttelt, richtet mit der anderen ihren Schützling Weidmann

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