Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
Schwäche ihrer Heimat gnadenlos offenlegt. Andere Unterzeichner waren der italienische Wirtschaftswissenschaftler Claudio Borghi Aquilini, der frühere Chefvolkswirt der European Investment Bank Alfred Steinherr, heute Professor in Bozen, und Jean-Pierre Vesperini, Wirtschaftsprofessor an den Universitäten Rouen und Paris. Auffällig ist, dass die Unterstützer unseres Manifests überwiegend aus dem »Süden« kommen und sich ausnahmslos zu Europa bekennen. Kann es einen überzeugenderen Beweis dafür geben, dass eine Anti-Euro-Bewegung zugleich eine zutiefst europäische sein kann?
Zusammen mit diesen und weiteren Top-Wirtschaftsleuten saß ich im Januar 2013 auf einem Podium in Brüssel. In der Veranstaltung »Alternative Lösungen für die Krise der Euro-Zone«, die der niederländische Abgeordnete im Europaparlament Derk-Jan Eppink organisiert hatte, stellten wir unser Manifest der Öffentlichkeit vor. Im Juni 2013 wiederholten wir diese Veranstaltung in Paris – weitere Termine sind in Rom und Berlin geplant.
Da das Manifest bislang nur auf Englisch existiert, hier die Übersetzung.
Europäische Solidarität angesichts der Krise in der Euro-Zone
Die Krise der Euro-Zone untergräbt den Bestand der EU und des Binnenmarktes.
Die Gründung der Europäischen Gemeinschaft und des europäischen Binnenmarktes gehören zu den bedeutendsten politischen und ökonomischen Errungenschaften im Nachkriegs-Europa. Der bemerkenswerte Erfolg der europäischen Integration war Ergebnis eines Kooperationsmodells, das allen Mitgliedsstaaten nützte, ohne dabei einem einzigen zu schaden.
Der Euro wurde als weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu größerem Wohlstand in Europa angesehen. Stattdessen stellt die Euro-Zone in ihrer derzeitigen Form eine ernste Bedrohung des Projekts der europäischen Integration dar.
Die südlichen Länder der Euro-Zone sitzen in der Rezessionsfalle und können ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr durch Abwertung ihrer Währung herstellen. Auf der anderen Seite werden die nördlichen Länder gedrängt, ihre Werte klugen politischen Handelns zu kompromittieren, und dienen dem Süden als Selbstbedienungstöpfe für nicht endende Bail-outs. Durch diese Praxis riskiert man den Ausbruch sozialer Unruhen in Südeuropa und untergräbt im nördlichen Europa in erheblichem Maße die öffentliche Zustimmung zur europäischen Integration. Statt Europa zu stärken, verursacht der Euro Spaltungen und Spannungen, die die Grundlagen der EU und des Binnenmarktes unterminieren.
Eine Strategie unter dem Vorzeichen der europäischen Solidarität
Die größte Chance, die Europäische Union als wertvollstes Ergebnis europäischen Zusammenwachsens zu retten, liegt unserer Ansicht nach in einer kontrollierten Aufteilung der Euro-Zone. Dies wird auf dem Weg eines gemeinsamen Austritts der wettbewerbsfähigsten Länder erreicht. Der Euro kann weiterhin – zumindest für einige Zeit – die gemeinsame Währung der weniger wettbewerbsfähigen Länder bleiben. Letztendlich würde diese Entwicklung eine Rückkehr zu den nationalen Währungen bedeuten beziehungsweise zu unterschiedlichen Währungen, welche die verschiedenen Gruppen kompatibler Länder gemeinsam einführen könnten.
Diese Lösung wäre ein Ausdruck europäischer Solidarität. Ein schwächerer Euro würde die Wettbewerbsfähigkeit der südlichen Länder verbessern und ihnen helfen, die Rezession zugunsten wirtschaftlichen Wachstums zu überwinden. Zudem würde sich in Südeuropa das Risiko eines bank-runs und eines Zusammenbruchs des Bankensystems verringern. Diese Folgen würden eintreten, wenn die Südländer zum Austritt aus der Euro-Zone gezwungen würden oder diesen unter internem öffentlichen Druck vollzögen, bevor es zum Ausstieg der wettbewerbsfähigeren Länder käme.
Europäische Solidarität würde zusätzlich durch ein neues System europäischer Währungskoordination unterstützt, das Währungskriege ebenso verhindern würde wie übertriebene Währungsschwankungen zwischen den europäischen Ländern.
Offensichtlich würden zumindest in einigen südlichen Ländern Schuldenschnitte (haircuts) nötig sein. Dennoch wären das Ausmaß dieser Maßnahmen und die Kosten für die Gläubiger kleiner als in dem Fall, dass diese Länder in der jetzigen Euro-Zone verblieben und ihre Volkswirtschaften unter geringerem Wachstum und hoher Arbeitslosigkeit litten. Auf diese Weise würde der Ausstieg aus der Euro-Zone nicht bedeuten, dass die
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