Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften die Kosten einer Verkleinerung der Schuldenlast in den Krisenländern nicht tragen würden. Allerdings müsste dies unter der Maßgabe geschehen, dass solche Hilfeleistung ihnen dabei helfen würde, wirtschaftliches Wachstum zu erzeugen – im Gegensatz zu den heute üblichen Bail-outs, die uns nirgendwohin führen.
Warum ist diese Strategie so wichtig?
Überflüssig zu betonen, dass es in unserem gemeinsamen besten Interesse ist, dass die Europäische Gemeinschaft zum wirtschaftlichen Wachstum zurückkehrt – der besten Garantie für europäische Stabilität und Wohlstand. Die Strategie einer kontrollierten Aufteilung der Euro-Zone würde ein solches Szenario auf schnellstem Weg ermöglichen.
Dieses Manifest gab, kurz gefasst, den Inhalt meines Gesprächs mit Stefan Kawalec im Berliner China Club Ende 2012 wieder. Natürlich habe ich mir nach dieser fruchtbaren Begegnung mit Polens früherem Vize-Finanzminister weitere Gedanken gemacht, unter anderem darüber, wie die Euro-Gemeinschaft von dem heutigen Transferverbund zu einer kreativen Wettbewerbsgemeinschaft zurückkehren könnte. Erste Voraussetzung wäre natürlich ein Währungssystem, das den unterschiedlichen ökonomischen und kulturellen Eigenarten der Nationen im Süden und im Norden Rechnung trägt.
2. Die Zwei-Zonen-Lösung
Wie in unserem Manifest beschrieben, halte auch ich es für geraten, dass die Nordländer mit ihrer langen Stabilitätskultur die Einheitswährung verlassen. Neben Deutschland, Österreich, den Niederlanden und Finnland könnten andere EU -Länder mit ähnlicher Tradition in der Währungs- und Haushaltsdisziplin, die aber noch nicht zur Euro-Zone gehören, den Nord-Euro mit begründen. Schweden wäre da genauso ein Kandidat wie Dänemark oder Tschechien.
Damit bliebe für die meisten Euroländer der jetzige Euro erhalten. Unter Führung Frankreichs würden sie in der alten Euro-Zone verbleiben, wobei sich auch im Fall der Südländer weitere EU -Mitglieder anschließen könnten, die heute noch nicht mit Euro bezahlen, aber über ähnliche wirtschaftliche Voraussetzungen verfügen. In einer solchen Gemeinschaft ließen sich auch die Euro-Bonds einführen, wie die Politiker, Vertreter der Zentralbanken und Ökonomen dieser Länder sie heute fordern.
Natürlich ist der Weg dorthin nicht einfach und bedarf gründlicher politischer und technischer Vorbereitung. Vor allem müssen Risiken, wie eine Verunsicherung der internationalen Finanzmärkte und der Sparer im Süden und eine Gefährdung der nördlichen Exportwirtschaft, begrenzt werden. Gleichzeitig sollte der immer noch marode Bankensektor der Südländer saniert werden, der den Löwenanteil jener Rettungsmaßnahmen beansprucht, die offiziell dem Euro gelten. Auch für die Altschulden müsste eine Lösung gefunden werden, besonders für die Griechen, die bei der Wiedereinführung der Drachme in größte Schwierigkeiten geraten würden. Und eins ist mir klar: Die Deutschen müssten ein teures Austrittsticket lösen, auch um ein kräftiges Signal für deutsche Solidarität mit den Südländern, einschließlich Frankreich, zu senden. Die Höhe der Kosten, die bei einem Austritt auf die Deutschen zukämen, wird höchst unterschiedlich taxiert. Ich halte das aber nicht für entscheidend. Projiziert man nüchtern die ökonomischen Folgen eines »weiter so« für Deutschland, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass das Geld »sowieso schon weg« ist. Denkt man an die politischen Folgen eines »weiter so« für Europa, dann wäre es in jedem Fall gut angelegtes Geld.
Bedenkt man die Konsequenzen, die sich aus einer Beibehaltung des heutigen Euro at all costs ergeben, scheint eine Aufteilung in zwei unterschiedliche Euro-Zonen die weitaus beste Lösung. So könnten die im Einheits-Euro verbleibenden Länder durch eine höhere Toleranz gegenüber Inflation und die Möglichkeit regelmäßiger Abwertungen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Nicht länger müssten sie sich von EU und EZB in die Zwangsjacke deutscher Stabilitätsforderungen einschnüren lassen, die zur Senkung ihrer wirtschaftlichen Produktivität und Erhöhung der Arbeitslosigkeit führt. Stattdessen hätten sie die Möglichkeit, »nach ihrer Fasson selig zu werden«, will sagen: auf ihre bewährte Art wettbewerbsfähig zu bleiben.
Apropos Zwangsjacke: Welch absurde Vorstellung, dass Südländer wie Griechenland oder Portugal ihren gewaltigen Schuldenberg abbauen können, indem sie
Weitere Kostenlose Bücher