Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
Vom Netzwerk:
durch exzessive Sparsamkeit ihr Wachstum abwürgen, Insolvenzrekorde ihrer Unternehmen sowie wachsende Arbeitslosigkeit verzeichnen und mit immer geringerem Steueraufkommen immer höhere Zinslasten stemmen!
    Traurig genug, dass diese Länder seit der Einführung der Gemeinschaftswährung gegenüber Deutschland mehr als ein Drittel ihrer Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben – hauptsächlich, weil sie auf die Herausforderungen des Marktes nicht mit Reformen reagieren wollten, aber auch nicht mit Abwertungen reagieren konnten. Der eiserne Sparkurs, die gefürchtete austerity , nimmt ihnen jede Zukunftsperspektive. Obwohl ich Gewalt in jeder Form ablehne, habe ich doch Verständnis für die Menschen, die in Athen, Madrid oder Rom auf die Straßen gehen und ihrer Frustration, wenn auch auf inakzeptable Weise, Luft machen.
    Und wie sind wir in diese Sackgasse geraten? Als ich mich in den Neunzigerjahren für die Einführung des Euro engagierte und sogar den Eintritt von schwächeren Ländern wie Italien und Spanien befürwortete, schienen die Fehlentwicklungen, die bald darauf einsetzten, noch unvorstellbar: Hätte ich ahnen können, dass ausgerechnet ein deutscher Kanzler wie Gerhard Schröder die Maastrichter Stabilitätsziele vom Tisch wischen würde, wäre ich zu einer anderen Einstellung gekommen. Auch habe ich übersehen, dass durch den starken Euro die schwächeren Länder auf Dauer in Bedrängnis geraten mussten, weil die niedrigen Zinsen unwiderstehlich zum Schuldenmachen verlockten.
    Tatsächlich bekamen die notorisch klammen Griechen über Nacht Zugriff auf Niedrigzinskredite, mit denen sich all ihre Wohlfahrtsträume erfüllen ließen. Anstatt die Gelegenheit zu nutzen, mit dem Geldsegen die bereits existierenden Schuldenberge abzubauen, nahmen sie immer neue Kredite auf, um sie sogleich »verbraten« zu können. In Spanien wiederum kam es zu einer ungesteuerten Immobilienblase, in der sich solides Eurogeld in fragwürdiges Betongold verwandelte, weil die Nationalbank in Madrid nicht durch Zinserhöhungen gegensteuern konnte.
    Mit zwei Währungsverbünden, die den ökonomischen Erfordernissen und kulturellen Mentalitäten ihrer Teilnehmer angepasst wären, könnten die Länder endlich wieder so wirtschaften, wie sie es am besten verstehen – immer konzentriert darauf, die Inflation zu begrenzen, oder aber, als Reaktion auf den ständigen Aufwertungsdruck, die Kosten zu dämpfen und die Produktivität durch Innovationen zu fördern. Dazu käme die beruhigende Gewissheit, für mangelnde fiskalische Disziplin anderer nicht mithaften zu müssen.
    Eine Spaltung Europas wäre damit nicht verbunden, im Gegenteil: Schon heute stehen, wie bereits gesagt, den 17 Ländern der Einheitswährung zehn EU -Länder mit eigenen Währungen gegenüber, zumeist ohne Neigung, dem Einheits-Euro beizutreten – man frage die Briten, Dänen, Tschechen … Andere, die immer noch Appetit auf den Euro verspüren, wie die Rumänen oder die Bulgaren, haben kaum eine Chance, die Beitrittskriterien zu erfüllen. Das könnte sich mit Einführung eines südlichen Währungsverbunds ändern.
    Sollten sich zukünftig Änderungen in der Produktivität oder Prosperität der jeweiligen Mitgliedsländer ergeben, wird ihnen natürlich die Möglichkeit geboten, von einer in die andere Euro-Zone überzutreten – die vom Berliner Professor Markus Kerber vorgeschlagene sogenannte flexible membership .
    Meinem Vorschlag eines Nord-Euro wird entgegengehalten, dass bei einem Austritt Deutschlands und der anderen starken Staaten kein Süd-Euro entstünde, sondern die Gemeinschaftswährung schlicht zerfallen würde. Meine Antwort: Selbst das wäre noch besser als die jetzige Situation. Dann könnten die Nordländer dem Rest der EU demonstrieren, wozu eine Gemeinschaftswährung auf der Basis volkswirtschaftlicher Kompatibilität fähig ist. Und jedem Interessenten, der an einer stabilen Währung interessiert ist, würde man signalisieren: »Ihr wollt bei uns eintreten? Überlegt es euch gut. Denn ihr müsst euch an die strengen Bedingungen halten, die für uns gelten.« Ich glaube, durch diese Herausforderung würden viele Länder besondere Anstrengungen unternehmen, um zum »Klub der Erfolgreichen« zu gehören – statt wie bisher die Vorteile des Klubs genießen zu können, ohne sich an die einmal eingegangenen Verpflichtungen halten zu müssen.
    Ganz unabhängig vom Nord-Euro-Klub sollten die Europäer sich auf ihren Binnenmarkt, diese wahre Quelle

Weitere Kostenlose Bücher