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Die Evangelistin

Die Evangelistin

Titel: Die Evangelistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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in der Synagoge.«
    »Wenn Ihr einen meiner Gottesdienste besuchen wollt, Euer Eminenz, seid Ihr herzlich willkommen«, lud Elija den Kardinal in seine Synagoge ein.
    Der Kardinal schluckte und wusste im ersten Augenblick nicht, was er sagen sollte. Aber dann trat ein vergnügtes Lächeln auf seine Lippen. »In einigen Tagen werde ich nach Rom abreisen. Ich danke Euch für Eure freundliche Einladung. Ich werde kommen.«
    Nachdem Domenico mich um einen Tanz nach dem Bankett gebeten hatte – »Seine Heiligkeit hat mir von Eurem ›Credo der Humanitas‹ vorgeschwärmt, Celestina! Würdet Ihr mir ein paar Eurer Thesen vortragen, von Humanist zu Humanist?« –, gingen Elija und ich weiter.
    »Domenico kann uns bei der Vorbereitung unserer Disputation in Rom noch während des Laterankonzils helfen«, flüsterte ich.
    Antonio kam uns mit drei Weingläsern entgegen. Mein Cousin musste Antonio Grimani und seinen Sohn, die den Rabbi so zuvorkommend begrüßt hatten, natürlich noch übertrumpfen!
    »Elija, darf ich dir Antonio Tron vorstellen?«
    »Wir sind uns schon einmal begegnet, nicht wahr?« Mein Cousin nippte an seinem Wein. »Vor einigen Tagen, auf der Treppe des Dogenpalastes …«
    Mir stockte der Atem.
    Antonio hatte Elija wiedererkannt!
    Hatte er sich an jenem Abend bei den Wachen an der Porta della Carta nach meinem Begleiter erkundigt? Ich hatte Elija als spanischen Converso und Zeugen im Prozess gegen Salomon Ibn Ezra ausgegeben, damit er mich während der Nachtstunden in den Palazzo Ducale und das ›Königreich der Himmel‹ begleiten konnte!
    »Antonio ist Prokurator und Savio Grande«, stürmte ich in der Konversation vorwärts wie in einer Schlacht. »Er war maßgeblich beteiligt an den Verhandlungen über die Bedingungen der Condotta, des Vertrags zwischen der jüdischen Gemeinde und der Republik Venedig. Erst vor wenigen Wochen hat Antonio durch eine entschlossene Rede im Senat verhindert, dass die Juden nach Murano umgesiedelt werden.«
    »Wir sind Euch zu Dank verpflichtet, Exzellenz!«, sagte Elija.
    »Die Republik ist der jüdischen Gemeinde dankbar für ihre finanzielle Unterstützung.« Antonio verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Ihr seid Aron Ibn Dauds älterer Bruder, nicht wahr?«
    »Ja, Exzellenz.«
    »Euer Bruder hat sich um die Republik verdient gemacht. Er hat der Serenissima in den letzten Jahren stets sehr großzügig Geld geliehen.«
    »Ja, das hat er.«
    Elija und Antonio waren einander noch nie begegnet – und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass beide sich seit Jahren kannten … über Aron? Aber was, zum Teufel, hatte Aron denn mit Antonio zu tun? Die Verhandlungen über die Bedingungen der Condotta führte der jüdische Gemeindevorstand Asher Meshullam. Er bürgte auch für die Darlehen der jüdischen Gemeinde.
    Welche dunklen Geschäfte tätigte Aron mit Antonio?
    Und was wusste Elija über diese geheimnisvolle Verbindung?
    Und wieso hatte Antonio mich am Pfingstsonntag so verächtlich, ja hasserfüllt von seinem Fenster aus angesehen, als ich einem Juden, Elijas Freund Jakob, geholfen hatte?
    Tristan hatte uns keinen Augenblick aus den Augen gelassen, während ich Elija seinen Feinden Antonio Grimani und Antonio Tron vorstellte. Er war wütend und konnte sich nur mühsam beherrschen, als ich an Elijas Arm auf ihn zusteuerte.
    Dann standen sich Tristan und Elija gegenüber und maßen einander mit Blicken wie zwei Feldherren auf dem Schlachtfeld.
    »Tristan, das ist Rabbi Ibn Daud«, sagte ich in das Schweigen hinein. »Elija, darf ich dir Tristan Venier vorstellen, den Consigliere dei Dieci. Tristan und ich sind …«
    »… eng befreundet«, ergänzte Tristan und legte mir sehr vertraulich den Arm um die Schultern. Es schien ihm gleichgültig, dass ihn Hunderte Gäste bei dieser zärtlichen Geste beobachteten. Seine Finger liebkosten auf eine höchst erotische Weise meine Haut und glitten spielerisch unter den Stoff am tiefen Ausschnitt meines Kleides.
    Elija ließ mich los. Aber er wich keinen Schritt zurück.
    »Ihr seid also Elija«, stellte Tristan fest und betrachtete ihn argwöhnisch. Seine Hand glitt noch ein wenig tiefer in den Ausschnitt meines Kleides. »Celestina hat in den letzten Tagen oft von Euch gesprochen …«
    Elija schwieg.
    »… und wenn sie in meinen Armen schläft, nachdem wir uns leidenschaftlich geliebt haben, seufzt sie manchmal Euren Namen.«
    Entsetzt starrte ich ihn an, unfähig, ein Wort zu sagen.
    Elija hielt Tristans Blick stand.
    »Menandros

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