Die Evangelistin
und Erlöser seines Volkes glaubte.
Ich hatte das Gefühl, dass ich am Eingang eines geheimnisvollen Labyrinthes stand, dessen dunkle, verschlungene Gänge Elija vor mir durchschritten hatte. Er kannte die Irrwege und wusste, wie man sie gehen konnte, ohne zu stolpern und zu stürzen.
Wie gern würde ich mit dir gehen, Elija, mich mit dir in der Finsternis zwischen Glauben, Ahnen und Wissen verirren und dann mit dir das Licht der Wahrheit finden!
Als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, sah er auf. Unsere Blicke versanken ineinander. Schließlich steckte er die Feder ins Tintenfass und wischte sich die Finger am Tuch ab.
»Es ist Zeit für mein Gebet«, erklärte er. »Wenn du nichts dagegen hast, wäre ich gern für einige Minuten allein. Gibt es einen Raum, wo ich in Ruhe beten kann?«
»Du kannst hier beten, Elija. Ich werde dich allein lassen.« Ich erhob mich. »Wenn du bereit bist, dann öffne die Tür.«
»Evcharistó«, bedankte er sich auf Griechisch.
Sein Lächeln war bezaubernd.
Leise schloss ich die Tür hinter mir. Am Schreibtisch in meinem Schlafzimmer schrieb ich einen kurzen Brief und trug ihn hinunter in den Garten, wo ich Alexia fand. Ich bat sie, einen Weidenkorb zu holen, und schnitt ein paar sehr schöne Rosen, die ich mit dem Brief in den Korb legte. Dann erklärte ich Alexia, wohin sie die Blumen bringen sollte, und bat sie, die Anweisungen, die sie dort erhielt, sehr sorgfältig zu beachten. Und sie sollte nicht vergessen, eine Laterne mitzunehmen. Sie nickte und machte sich sofort auf den Weg.
Nach nicht einmal einer halben Stunde war Alexia mit dem Korb und der Laterne zurück, und ich stieg wieder hinauf in den zweiten Stock.
Die Tür der Bibliothek war offen.
Elija hatte sein Gebet beendet und stand am Fenster, um auf den Canalazzo hinabzublicken.
Ich trat neben ihn. »Elija, ich würde gern mit dir gemeinsam essen, bevor ich dich weiter lehre. Alexia hat im Speisesaal den Tisch gedeckt und trägt gerade das Mahl auf.«
»Es tut mir Leid, Celestina, aber ich kann nicht mit dir essen. Die Speisen und das Geschirr sind nicht koscher …«
Ich nahm seine Hand. »Komm, Elija, ich will dir etwas zeigen!« Dann zog ich ihn mit mir fort, die Treppe hinunter bis zum Speisesaal.
Als Elija den Raum betrat, blieb er überrascht stehen.
Der Tisch war schön gedeckt mit einer weißen Tischdecke, Rosen in einer Vase und zwei silbernen Kerzenleuchtern.
»Das ist ja ein Schabbatessen!«, freute er sich.
»Judith war so freundlich, zwei Mahlzeiten herüberzuschicken, die sie für heute Mittag vorbereitet hatte. Die Speisen sind also koscher, genauso wie das Geschirr. Und das Licht der brennenden Kerzen stammt von den Sabbatleuchtern in deinem Haus. Alexia hat alles geholt. Du musst also auf nichts verzichten, wenn du bei mir bist.«
Er war gerührt. »Ich danke dir, Celestina.«
»Ich hoffe, der Wein aus meinem Vorratsraum ist gut genug, um den Kiddusch-Segen darüber zu sprechen. Es ist ein sehr alter Montepulciano. Ich habe ihn mir für einen besonderen Tag aufgehoben.«
»Ist heute ein solcher Tag?«
»Ja.«
Er zögerte zuerst, dann stellte er die Frage doch: »Warum?«
»Weil ich glücklich bin.«
»Heute Morgen warst du traurig«, erinnerte er mich.
»Und dann bist du gekommen, und ich war glücklich.«
Er sah mir in die Augen, und unsere Seelen berührten sich.
»Ich bin auch glücklich, Celestina«, gestand er ernst. »Gestern Nacht nahm ich an, mein Kuss hätte dich erschreckt. Und heute Morgen dachte ich, du würdest mich wieder fortschicken.«
»Ich werde dich niemals fortschicken, Elija.«
Er ergriff meine Hand. »Darf ich dich etwas sehr Persönliches fragen, Celestina?«
Als ich nickte, umarmte er mich und küsste mich zart auf die Lippen. Und ich beantwortete ihm seine Frage mit aller Leidenschaft.
… und seine Hand glitt unter das Laken, streichelte sanft meine Schenkel und glitt dann provozierend langsam höher, über den Bauch, die Brüste, den Hals … welch sinnliche Berührung! Dann beugte er sich über mich und küsste meine nackte Schulter.
»Hmm …«, seufzte ich lächelnd.
Es war eine wunderschöne Art, geweckt zu werden. Verschlafen räkelte ich mich in die Kissen.
Dieser Kuss, dieser wundervolle Kuss! Dann das Essen und unser endloses Gespräch …
Er schob das Laken zurück und küsste meine Brüste.
»Elija!«, hauchte ich.
»Wer ist Elija?«, fragte er zwischen zwei Liebkosungen.
Ich schlug die Augen auf: »Tristan!«
Er küsste mich
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