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Die Evangelistin

Die Evangelistin

Titel: Die Evangelistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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ungestüm in mich hinein, dass ich über die Tischplatte rutschte. Mit einem Schrei bäumte er sich dann auf und brach schwer atmend über mir zusammen.
    Der andere zog ihn grob von mir herunter. ›Verschwinde, Gio’! Ich habe lange genug gewartet.‹ Dann ließ er sich auf mich fallen und drang brutal in mich ein.«
    Meine Stimme versagte.
    »Mein Gott, was haben sie dir angetan!«, flüsterte Elija entsetzt.
    Ich barg mein Gesicht an seiner Schulter. Elija hielt mich liebevoll im Arm und wiegte mich wie ein kleines Kind. Seine Zärtlichkeit tat mir gut.
    »Sieben Mal wurde ich in jener Nacht vergewaltigt. Von Antonio und sechs seiner Henkersknechte. Als sie mit mir fertig waren, wurde ich ohnmächtig.
    Ich erwachte erst Stunden später. Es war dunkel im Saal, durch die halb offene Tür des Nachbarraumes drang flackernder Kerzenschein. Ich lag auf dem Tisch, Samen und Blut flossen aus mir heraus. Ich war verletzt und litt furchtbare Schmerzen.
    Die beiden Männer und ihre Kumpane betranken sich im Nachbarzimmer. Ich hörte ihr Grölen, ihr lautes Prahlen, sie würden mich noch mal vergewaltigen, gleichgültig, ob ich ohnmächtig sei oder nicht.
    ›Dann liegt sie wenigstens still‹, hörte ich von nebenan.
    Brüllendes Gelächter.
    ›Wenn du sie noch mal bespringst, bringst du sie um!‹, warnte einer der Männer.
    ›Na und? Wen interessiert das? Unser Auftrag lautet: Sie soll verschwinden. Für immer. Und sie wird verschwinden. So oder so. Dann haben wir wenigstens noch ein bisschen Spaß dabei.‹
    Lachen.
    ›Von all dem Gerede habe ich Lust bekommen, sie mir noch mal vorzunehmen. Vielleicht wacht sie ja wieder auf.‹
    Mit einer Kerze in der Hand kam der Mann in den dunklen Saal herüber. Ich lag ganz still und beobachtete ihn, wie er langsam näher kam, sein rasch wachsendes Glied aus der Hose holte und kräftig massierte, damit es hart genug war.
    Ich schloss die Augen und stellte mich ohnmächtig. Ich hörte seinen keuchenden Atem, als er sich mit der Faust selbst erregte. Dann stand er direkt vor mir, sein aufgerichtetes Glied noch in der Hand.
    Ich zog beide Beine an und trat zu. Er keuchte und ließ die Kerze fallen, die auf den Boden polterte.
    Trotz meiner Qualen sprang ich vom Tisch und warf mich auf den Mann, der sich vor Schmerzen krümmte. Zornig schlug ich auf ihn ein. Ächzend hob er die Arme, um sich gegen mich zu wehren.
    ›Treib es nicht zu heftig, Gio’! Wir wollen auch noch mal unseren Spaß haben!‹, erscholl es aus dem Nachbarraum.
    Betrunkenes Gejohle.
    Dann hatte ich den Griff des Dolches an seinem Gürtel umfasst. Ich riss ihn aus der Scheide. Der Mann wollte mir den Dolch entwinden, doch ich biss in seine Hand und trat mit dem angezogenen Knie hart zwischen seine Schenkel. Er stöhnte vor Schmerz.
    ›He, Gio’! Bring sie nicht um!‹
    Ich sah ihn an. Ich dachte an meinen Vater. An Antonios Verrat. An die Schmerzen. An die Demütigungen.
    Da riss ich den Dolch hoch und stieß ihn dem Mann in die Kehle. Röchelnd sank er zu Boden und blieb still liegen. Im düsteren Lichtschein sah ich, wie das Blut über den Boden lief.
    Er war tot!
    Beinahe hätte ich den Dolch fallen gelassen.
    O Gott! Ich hatte ihn getötet!
    ›Gio’? Bist du endlich fertig mit ihr? Beeil dich gefälligst!‹
    Ich musste fliehen! Doch wie? Die einzige Tür des Saals führte in den Raum, in dem sechs Männer sich Mut antranken für eine weitere Vergewaltigung. Die Fenster! Durch die Dunkelheit huschte ich zu den fünf spitzbogigen Fenstern, die auf den nächtlichen Canalazzo hinabblickten.
    Ich riss einen Fensterflügel auf und kletterte auf die marmorne Brüstung. Unter mir lag das Hauptportal des Palazzos mit dem Landungssteg und den Pfählen zum Festmachen der Gondeln. Doch die Lichter in der Stadt waren gelöscht worden, und ich konnte in der Finsternis nichts erkennen.
    Wenn ich auf den Steg fiel, konnte ich mir das Genick brechen!
    Aber ich hatte keine Wahl. Ich sprang.
    Der Aufprall auf dem Wasser raubte mir den Atem. Ich musste mich an einem Pfahl festhalten, bevor ich quer über den Canal Grande zur Ca’ Contarini hinüberschwamm. Zwei Gondeln lagen vor dem Portal. Ich schwang mich in eines der Boote und ruderte mit letzter Kraft zur Einfahrt des Rio Foscari, der wegen seiner Breite nachts nicht mit Ketten versperrt war. Der Kanal führte nach Westen.
    Ob sie mir folgten? Ich lauschte: kein Ruderschlag. Nur das leise Plätschern der Wellen an den Fondamenti.
    Ich bog nach rechts in den Kanal, der

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