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Die ewige Bibliothek

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Titel: Die ewige Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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wie ein dicker, zentimeterlanger Wurm mit einem glänzenden Panzer auf die Tischkante zukroch. Einige Leute zuckten zusammen, als er auf den mit Sägemehl bedeckten Boden fiel und einen schnurgeraden Weg zu seinem Gefährten neben der Treppe einschlug, der sich jetzt ebenfalls krümmte.
    An der Treppe begannen die Daumen zusammenzuarbeiten. Obskuro war offenbar Rechtshänder, denn der rechte der beiden war stärker. Er hielt den schwächeren Finger im Gleichgewicht und stieß ihn nach oben, bevor er selbst einen Satz über die Kante machte, wo ihm der andere herauf half. Dann begann der Tanz von vorn.
    Achtmal beobachteten die ungefähr siebzig Augenzeugen im Publikum atemlos, wie sich dieser Bewegungsablauf wiederholte, während die kriechenden Fleischstummel zur Mitte der Bühne wanderten, genau unterhalb der Hände. Die Daumen hielten inne, als würden sie um Erlaubnis bitten, und verschwanden dann unter der verblichenen Samtkante der geschlossenen Vorhänge. In dem Lichtkreis eineinhalb Meter darüber ballten sich die Hände, die sich weder bewegt hatten, noch verschwunden waren, zu Fäusten. Einen Augenblick später öffneten sie sich, mit den Handflächen nach außen – acht Finger, zwei Daumen, beide fest angewachsen, beide in funktionsfähigem Zustand, kein Blut, kein Aufruhr, kein Durcheinander.
    Der Lichtkreis weitete sich langsam aus, bis er eine Größe erreicht hatte, die es dem Besitzer der Hände gestattete, auf die sichtbare Bühne zu treten.
    »Seid gegrüßt und wohl bekomm’s«, säuselte der geschmeidige, äußerst scharfsichtige junge Mann, der hervortrat, die Arme einladend ausgebreitet. »Beachten Sie bitte, dass meine Finger meine Hände zu keiner Zeit verlassen haben«, sagte er ernst. »Meine Daumen jedoch haben andere und weiterreichendere Ziele. Ich bin Obskuro, und wenn der Abend gut verläuft, können wir vielleicht etwas lernen, während ich Sie unterhalte. Wenn nicht, dann werden sich zumindest diejenigen unter Ihnen, die Wodka Cola trinken, morgen nicht mehr an diese Erfahrung erinnern.«
    »Wovon spricht er?«, flüsterte Galen, der sein Getränk noch nicht angerührt hatte.
    »Die Cola«, antwortete Michael. »Sie muss mindestens 40 Prozent haben.«
    Beide warfen dem Kellner einen fragenden Blick zu, der seinen Unterkiefer vorschob und ihnen den aufgerichteten Daumen entgegenhielt.
    Obskuro sprach weiter. »Für meine nächste Vorführung brauche ich einen Freiwilligen. Ist jemand mit einem künstlichen Bein im Publikum? Holz wäre ideal, aber jedes andere Material tut es auch.«
    In der Menge breitete sich ein Kichern aus, ebenso einige ungläubige Bemerkungen, doch nach dem Daumentrick war niemand wirklich geneigt, allzu laut zu sprechen.
    »Aha!«, rief Obskuro aus, und zeigte triumphierend auf eine dunkle Ecke im hinteren Teil des Raumes. »Sind wir fündig geworden?«
    »Ja«, sagte die Frau, die aufgestanden war und errötete. »Ich habe ein Holzbein.«
    »Großartig, großartig!«, sagte Obskuro. »Liebe Freunde, heute ist tatsächlich eine Nacht der Wunder! Kommen Sie, kommen Sie, gute Frau«, sagte er, während er ihr bedeutete, zur Bühne zu gehen. Sie begab sich zur Stirnseite des Raumes und entschuldigte sich mit einem schüchternen Lächeln, als sie Galen im Vorbeigehen streifte. Der Illusionist nahm sie bei der Hand und führte sie die Treppe hinauf, griff dann über seinen Kopf und zog einen Stuhl aus dem Nichts.
    »Mein Gott«, rief Michael leise aus. »Wo hatte er den versteckt? Es gibt da oben kaum Lampen, geschweige denn einen Ort, an dem man einen Stuhl verbergen könnte.«
    Galen kniff nur die Augen zusammen und schaute weiter zu.
    Obskuro setzte die Frau, die um die Vierzig war, leicht rundlich und von dunkler Schönheit, direkt in der Mitte der Bühne auf den Stuhl. Er sah sie mit einem durchdringenden Blick an, legte dann eine Hand auf ihre Brust und die andere auf ihr rechtes Bein.
    »Woher er wohl gewusst hat, welches das Holzbein ist?«, sagte Michael.
    »Psst«, zischte Galen, »ich will zuhören.«
    Obskuro blickte der Frau konzentriert in die Augen. Sie bewegte sich nicht und wagte kaum zu atmen. Die Zuschauer in der ersten Reihe konnten das schwache Heben und Senken ihrer Bluse sehen, wenn sie einatmete, und das leichte Flattern ihres Herzschlags, wo seine Hand auf ihrer Brust lag. Seine andere Hand zeichnete langsam eine unsichtbare Tätowierung auf ihrem Oberschenkel nach, glitt dann zu ihrem Knie hinunter und weiter zu ihrer Wade. Konzentriert zog

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