Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
sich im Laufe der Jahre angeschafft hatten, Futter besorgen. So konnten seine Eltern ungestört über ihn reden.
Antares sagte: „Ich kann unserem Jungen nichts mehr beibringen. Alles, was ich kann, habe ich ihm gezeigt. Selbst Sinclair hat ihm noch einige Dinge lehren können, so dass Wasgo mir in seinen Fähigkeiten und seinem Können überlegen ist. Das ist auch gut so. Er soll jetzt nur noch einen Vampir kennen lernen. Und er soll erfahren, zu was Vampire fähig sind. Sinclair wird das erledigen. Danach müssen wir unseren Jungen gehen lassen.“ Traurig sah Antares an Luziferine vorbei.
Sie legte ihrem Mann über den Tisch ihre rechte Hand auf eine seiner Hände. Antares sah ihr ins Gesicht und lächelte sie dankbar an. Beide hingen an ihrem Sohn. Wasgo war immer ein lernwilliger und sehr wissbegieriger Junge, der seinen Eltern und Sinclair mit seinen Fragen regelrecht Löcher in den Bauch bohrte. Nicht alles konnten sie ihm beantworten. Wasgo selbst beantwortete sich einige Fragen selber, weil er eben ein aufmerksamer junger Mann war. Er beobachtete seine Umwelt genau und zog oft die richtigen Schlussfolgerungen aus seinen Beobachtungen.
Luziferine nickte mit dem Kopf und antwortete: „Ja, ich weiß. Aber wir müssen ihn auf seine lange Reise gut vorbereiten. Er wird vielleicht Jahre nicht mehr nach Hause kommen. Hoffentlich überlebt er alles und bleibt gesund. Wir werden morgen mit ihm feiern und danach kann er die Strapazen angehen.“
„Dann werde ich noch jetzt mit Sinclair sprechen, dass er noch heute sich unserem Jungen so zeigen soll, wie er wirklich ist“, überlegte Antares.
Am Abend saßen Luziferine, Antares und Wasgo vor der Höhle an einem Lagerfeuer. Später gesellte sich Sinclair zu ihnen. Sie tranken Wein und rösteten sich über dem Feuer Wildfleisch und Würstchen. Auf einem Stock aufgespießt hielten sie ihre Wurst oder das Fleisch so über das Feuer, dass ein Garprozess einsetzen konnte. Fleisch und Würstchen waren somit relativ schnell zum Verzehr bereit. Wasgo nahm sich sein Stückchen Fleisch von seinem Stock und verbrannte sich beinahe die Hände. Luziferine lachte über die Ungeschicklichkeit ihres Sohnes.
Es sah aber auch lustig aus, wie er das heiße Fleisch mit einer Hand vom Stock abnahm, es fallen ließ und mit der anderen Hand noch in der Luft auffing, um es erneut in die Luft zu schleudern. Dabei versuchte er beide Hände zu kühlen, indem er die Stellen die das heiße Fleisch berührt hatten, mit seinem Mund anpustete. Doch nun fiel ihm alles andere, was er noch in der Hand hielt, auf den Erdboden, aber sein heißes Fleisch konnte er retten, nachdem es auf diese Art und Weise dreimal durch die Luft geflogen war. Wasgo verzog das Gesicht zu einer Grimasse, lachte und rief: „Oh, Scheiße, ist das heiß, Mutter, ich brauche einen Teller.“
Luziferine sprang mit einem Teller zu ihrem Sohn und half ihm, sein Fleisch darauf zu bekommen. Sie lachte immer noch und sagte voller gutmütigem Spott: „Schuld bist du ganz alleine. Es sollte dir klar sein, dass das Fleisch heiß ist, wenn es im Feuer war.“
Wasgo kühlte sich erst einmal seine Hände. Die Mutter konnte reden, was sie wollte, er wusste ja, dass sie Recht hatte. Doch sie hatte sich nicht die Hände verbrannt. Das sagte er ihr ohne Groll.
Dann sagte der Vater: „Junge, ich mache mir Sorgen um dich. Wenn du dich in allem so ungeschickt anstellst, wirst du nicht lange leben und Jodaryon nie befreien.“
Wasgo begriff sofort, was sein Vater mit diesen Worten meinte, und sah ihn ernst und traurig an. Er fragte: „Vater, ich muss gehen, ist es das?“
Antares wurde nun ebenso traurig und sagte: „Ja, mein Sohn, es ist so weit. Ich kann dir nichts mehr beibringen. Die letzte Lektion erhältst du von Sinclair heute Abend. Morgen werden wir alles für deine Reise vorbereiten und dann musst du uns verlassen. Ich wünschte, du könntest bei uns bleiben.“
Wasgo sah zu seiner Mutter herüber. Luziferine hatte Tränen in den Augen. Aber ihre Stimme war gefasst, als sie sagte: „Denke daran, mein lieber Junge, dass du der Auserwählte bist, der die Prophezeiung zu erfüllen hat. Es wird für dich nicht leicht, sondern sehr, sehr schwer werden. Wenn du Jodaryon gefunden hast, dann bist du nicht mehr alleine. Er wird dich noch sehr viel lehren, aber auch auf dich aufpassen. Aber solange musst du alleine zurechtkommen. Ich weiß, dass du es schaffst.“
„Wo finde ich den alten Zauberer“, wollte Wasgo
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