Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Menschen hegt, außer zu ihrem Sohne Heinrich und dessen Sohn Prinz Harry.
Sie hilft niemandem, sondern verfolgt nur die Interessen ihrer Familie. In ihren Augen bin ich nur eine Bewerberin unter vielen um die Hand des jungen Prinzen. Vielleicht schaut sie sich sogar in Frankreich nach einer Braut für ihn um. In diesem Falle hätte ich nicht nur Arthur enttäuscht, sondern auch meine Eltern, die mich brauchen, um das Bündnis zwischen England und Spanien und die Feindschaft zwischen England und Frankreich aufrechtzuerhalten.
Dieses Jahr war schwer für mich. Ich hatte ein Trauerjahr erwartet und daran anschließend eine neue Verlobung, aber stattdessen bin ich immer verzagter geworden, da für mich so etwas nicht vorgesehen zu sein scheint. Und nun habe ich Angst, dass es noch schlimmer wird. Was, wenn König Heinrich beschließt, auf die zweite Hälfte der Mitgift zu verzichten und mich heimzuschicken? Was, wenn sie Harry, diesen dummen Jungen, mit einer anderen verloben? Was, wenn sie mich einfach vergessen? Wenn sie mich als Geisel halten, damit Spanien ihnen freundlich gesinnt bleibt, und mich dennoch vernachlässigen? Mich als Schattenprinzessin mit einem Schattenhofstaat in Durham House versauern lassen, während das wahre Leben anderswo stattfindet?
Wie ich diese Jahreszeit in England hasse! Der Winter will kein Ende nehmen, ewig sehen wir kalten Nebel und graue Himmel. In meiner Heimat, in der Alhambra bricht zu dieser Zeit das Eis in den Kanälen auf, und das Wasser sprudelt eiskalt mit Schmelzwasser aus der Sierra zu Tal. In den Gärten erwärmt sich die Erde, die Gärtner pflanzen Blumen und junge Schößlinge, die Sonne wärmt die Mauern, und die dicken Behänge werden von den Fenstern genommen, damit wieder warme Winde durch den Palast wehen.
Die Sommervögel kehren in die Berge zurück, und die Blätter der Olivenbäume schimmern grün und grau. Überall pflügen Bauern die rote Erde, und es duftet nach Leben und Wachstum.
Ich sehne mich so sehr nach meiner Heimat - aber ich werde meinen Posten nicht aufgeben. Ich bin kein pflichtvergessener Soldat, sondern ein Späher, der die ganze Nacht durchwacht. Ich werde meinen Liebsten nicht enttäuschen. Ich habe gesagt: »Ich verspreche es«, und dies vergesse ich niemals. Ich werde ihm ewig treu sein. Der Garten des unsterblichen Lebens, Al-Yanna, wird auf mich warten, die Rose wartet auf mich in Al-Yanna, Arthur wartet dort auf mich. Ich werde Königin von England sein, wie es von meiner Geburt an beschlossen war und wie ich es ihm versprochen habe. Die Rose wird sowohl in England als auch im Himmel blühen.
***
Es gab ein großes Staatsbegräbnis für Königin Elizabeth, und wieder trug Catalina Schwarz. Durch die schwarze Spitze ihrer Mantilla beobachtete sie die Rangfolge der Trauergäste und die Gestaltung der Messe. Jede Einzelheit wurde vom großen Hofbuch der Königinmutter bestimmt. Selbst wo Catalina sitzen sollte, war genau festgelegt: hinter den Prinzessinnen, aber vor allen anderen Damen des Hofes.
Lady Margaret, die Königinmutter, hatte alle diese komplizierten Rituale verfasst, denen der Tudor-Hof folgte - von Vorschriften für die Wöchnerinnenzeit bis hin zu prunkvollen Staatsbegräbnissen -, damit ihr Sohn und die nachfolgenden Generationen für jeden Anlass gerüstet seien, damit jedes feierliche Ereignis einem anderen bis aufs Haar glich, und damit selbst die Feste in ferner Zukunft noch von ihr bestimmt werden konnten.
Nun vollzog sich die große Beerdigung für ihre ungeliebte Schwiegertochter mit der Ordnung und Anmut eines gut geprobten Maskenspieles, und als die große Regisseurin dieses Schauspieles stieg Lady Margaret sichtbar und unwiderruflich zu ihrem Platz als mächtigste Frau bei Hofe auf.
2. A PRIL 1503
Seit Arthurs Tod war nun ein Jahr vergangen. Catalina verbrachte seinen Todestag allein in der Kapelle von Durham House. Pater Geraldini hielt am frühen Morgen ein Jahresgedächtnis für den jungen Prinzen ab, und danach harrte Catalina den ganzen Tag in der kleinen Kirche aus, ohne zu frühstücken und ohne mehr zu sich zu nehmen als einen Becher Dünnbier.
Lange Stunden kniete sie vor dem Altar und betete stumm. Ihre Trauer war so peinigend wie an jenem Tage, als sie auf der Schwelle seiner Kammer gestanden und gehört hatte, dass die Ärzte ihn nicht retten konnten, dass er sterben würde, dass sie fortan ohne ihn leben musste.
Von Zeit zu Zeit erhob sie sich und wanderte in der Kapelle umher,
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