Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
auf sie zu, richtete sie auf und fiel ihr um den Hals.
»Nicht weinen«, beschwichtigte Lady Margaret leise. »Nicht, sonst fange ich auch an.«
»Ich werde nicht weinen, bestimmt nicht.« Catalina wandte sich an ihre Damen. »Lasst uns allein«, befahl sie.
Widerstrebend zogen sich Catalinas Hofdamen zurück. Ein Besucher war etwas Besonderes in diesem stillen Haus, und überdies war in keinem anderen Zimmer der Kamin angezündet. Lady Margaret schaute sich in dem armseligen Gemach um.
»Was soll das denn sein?«
Catalina zuckte die Achseln und versuchte zu lächeln. »Ich bin keine gute Hausherrin, fürchte ich. Und Doña Elvira ist mir auch keine große Hilfe. Ehrlich gesagt, habe ich nur das Geld, das mir der König gibt, und das ist nicht viel.«
»Genau das hatte ich befürchtet«, sagte die ältere Frau. Catalina zog sie zum Feuer und bot ihr einen Platz in ihrem eigenen Sessel an.
»Ich wähnte Euch noch in Ludlow?«
»Das stimmt auch. Da weder der König noch der Prinz nach Wales kommen, bleibt die Verwaltung ausschließlich meinem Mann überlassen. Ihr würdet mich für eine Prinzessin halten, wenn Ihr meinen kleinen Hof sehen könntet!«
Wieder versuchte Catalina zu lächeln. »Habt Ihr eine prächtige Hofhaltung?«
»Eine sehr prächtige. Und wir sprechen bevorzugt Walisisch. Meistens singen wir.«
»Das kann ich mir gut vorstellen.«
»Wir sind zum Begräbnis der Königin gekommen. Und da ich noch ein wenig in London bleiben wollte, sagte mein Gemahl, ich könne doch Euch besuchen gehen. Ich habe den ganzen Tag an Euch gedacht.«
»Ich war in der Kapelle«, erklärte Catalina. »Es kommt mir gar nicht wie ein Jahr vor.«
»Nein, das tut es tatsächlich nicht«, stimmte Lady Margaret zu, obwohl sie fand, dass die Prinzessin um mehr als ein Jahr gealtert wirkte. Trauer hatte die mädchenhaften Züge veredelt, und Catalina besaß nun das klare, entschlossene Aussehen einer Frau, die ihre Hoffnungen zunichte werden sah. »Seid Ihr denn gesund?«
Catalina verzog leicht das Gesicht. »Doch, natürlich. Und Ihr? Und wie geht es den Kindern?«
Lady Margaret lächelte. »Zum Glück gut. Aber habt Ihr denn nun endlich erfahren, welche Pläne der König für Euch hegt? Sollt Ihr ...« Sie zögerte. »Sollt Ihr heimkehren nach Spanien? Oder bleiben?«
Catalina beugte sich ein wenig vor. »Sie verhandeln über die Mitgiftzahlung, und sie verhandeln über meine Rückkehr. Aber nichts geschieht. Nichts wird entschieden. Der König hält mich und meine Mitgift in Gewahrsam, und meine Eltern schauen tatenlos zu.«
Lady Margaret musterte die Prinzessin erschrocken. »Ich hatte gehört, dass Eure Verlobung mit Prinz Harry in Betracht gezogen würde«, sagte sie. »Dass es so schlecht steht, wusste ich nicht.«
»Es ist die einleuchtende Wahl. Doch für den König offenbar nicht«, sagte Catalina ironisch. »Was meint Ihr? Ist er ein Mann, der sich eine so augenfällige Lösung entgehen lassen würde?«
»Nein«, bekannte Lady Margaret, deren Leben bedroht gewesen war, weil der König ganz offensichtlich den Thron durch ihre Familie gefährdet sah.
»Dann muss ich annehmen, dass auch er schon an diese Lösung gedacht hat, aber erst abwartet, ob es für ihn die beste ist«, sagte Catalina. Sie seufzte leise. »Gott weiß, wie ermüdend dieses Warten ist!«
»Nun, da Eure Trauerzeit vorüber ist, wird er zweifellos eine Entscheidung treffen«, sagte die Freundin hoffnungsvoll.
Zweifellos«, bestätigte Catalina.
***
Nachdem er wochenlang einsam um seine Frau getrauert hatte, kehrte der König nach Whitehall zurück. Catalina wurde eingeladen, mit der königlichen Familie zu dinieren, und saß bei Prinzessin Mary und den Hofdamen. Der junge Harry saß unerreichbar zwischen seinem Vater und seiner Großmutter. Dieser Prinz von Wales wurde nicht in das kalte Wales auf Burg Ludlow geschickt, um die strenge Erziehung zum Thronfolger zu absolvieren. Lady Margaret hatte befohlen, dass Harry als einziger überlebender Königssohn unter ihrer Aufsicht in Sicherheit und Behaglichkeit aufwachsen solle. Er durfte nicht fortgeschickt werden, sondern wurde unablässig mit Argusaugen beobachtet. Es war ihm nicht einmal erlaubt, an Lanzenkämpfen oder Faustkämpfen teilzunehmen, obwohl er darauf brannte, denn er war ein Junge, der das Spiel und die Aufregung liebte. Doch seine Großmutter hatte entschieden, dass er zu kostbar sei, um sein Leben aufs Spiel zu setzen.
Harry lächelte Catalina zu, und sie sandte
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