Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
König aus.
»Sie wurden vor den Augen des gesamten Hofstaates zu Bett gebracht«, machte sie gelassen geltend.
»Er war zu jung. Er war impotent. Und er starb binnen weniger Monate, der arme Junge.«
Lady Margaret nickte. »Das behauptet die Prinzessin jetzt.«
»Aber Ihr ratet mir nicht ab«, sagte er hoffnungsvoll.
»Es ist Sünde«, wiederholte Lady Margaret. »Doch wenn Ihr einen Dispens erlangen könnt und ihre Eltern einwilligen, dann ...« Sie zog eine saure Miene. »Nun, besser sie als so einige andere, würde ich sagen«, gab sie widerstrebend zu. »Und sie kann unter meiner Obhut am Hofe leben. Sie wird leichter anzuleiten sein als eine ältere Frau, und wir wissen ja, dass sie sich zu benehmen weiß. Sie ist gehorsam. Sie wird unter meiner Ägide ihre Pflichten erlernen. Und das Volk liebt sie.«
»Ich spreche noch heute mit dem spanischen Gesandten.«
Lady Margaret vermeinte noch nie solche Freude auf dem Gesicht ihres Sohnes gesehen zu haben. »Ich möchte doch hoffen, dass sie lernwillig ist.« Sie wies auf den Tisch, auf dem sich die Rechnungen häuften. »Denn sie wird viel zu lernen haben.«
»Ich bitte den Gesandten, unseren Antrag den spanischen Majestäten auszurichten. Morgen spreche ich dann mit ihr.«
»Habt Ihr es so eilig?«, fragte sie neugierig.
Heinrich nickte. Er verschwieg, dass ihm selbst das Warten bis zum nächsten Tag zu lang dauerte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Catalina gebeten, ihn noch an diesem Abend zu heiraten, als wäre er ein einfacher Landjunker und sie ein Bauernmädchen anstatt der König von England und die Prinzessin von Spanien - und Schwiegervater und Schwiegertochter obendrein.
***
Heinrich sorgte dafür, dass der spanische Gesandte Dr. de Puebla rechtzeitig zum Dinner in Whitehall eingeladen wurde, einen Platz an einem der bevorzugten Tische erhielt und mit dem besten Wein versorgt wurde. Gut abgehangenes Wildbret, vorzüglich in Kognak geschmort, wurde dem König serviert, der ein wenig von dem Gericht nahm und es dann an den Tisch des Botschafters schickte. De Puebla, der solche Gunst seit den Verhandlungen über den Ehekontrakt der Infantin nicht mehr erfahren hatte, schaufelte seinen Teller voll und tunkte ein feines Milchbrötchen in den Bratensaft. Er war froh, bei Hofe gut essen zu können, fragte sich aber, was dies wohl zu bedeuten habe.
Die Königinmutter nickte ihm freundlich zu, und er beeilte sich, mit einer Verbeugung zu danken. »Höchst huldreich«, murmelte er vor sich hin, als er wieder saß. »Höchst ungewöhnlich.«
De Puebla war kein Dummkopf, er wusste, dass für diese öffentliche Gunstbezeugung etwas von ihm erwartet wurde. Doch verglichen mit den Schrecken des vergangenen Jahres - als Spaniens Hoffnungen unter dem Kirchenschiff der Kathedrale von Worcester beigesetzt wurden - waren dies immerhin gute Vorzeichen. Offenbar konnte er für König Heinrich noch etwas anderes sein als der Prügelknabe der spanischen Herrscher, die sich immer noch weigerten, ihre Schulden zu bezahlen.
De Puebla hatte versucht, das Verhalten der spanischen Monarchen vor dem zunehmend gereizten König zu rechtfertigen. Jenen wiederum hatte er brieflich zu erklären versucht, dass es keinen Sinn hatte, sich nach der Höhe von Catalinas Witwenerbe zu erkundigen, bevor sie nicht gewillt waren, den Rest der Mitgift zu zahlen. Des Weiteren musste er Catalina erklären, dass der englische König nicht zu bewegen war, ihr eine höhere Apanage für ihren Haushalt zu zahlen, und wieder und wieder bat er Ferdinand vergebens um Geld für die darbende Tochter. Beide Könige zeigten sich absolut stur und waren entschlossen, den anderen in die schwächere Position zu drängen. Keinen der beiden schien zu kümmern, dass die erst siebzehnjährige Catalina gezwungen war, mit spärlichsten Mitteln einen herrschaftlichen Haushalt samt Gefolge zu unterhalten. Keiner der beiden Könige wollte den ersten Schritt tun und die Verantwortung für ihren Unterhalt übernehmen, da er fürchtete, diesen dann lebenslang zahlen zu müssen.
De Puebla lächelte dem König zu, der an seinem erhöhten Tisch unter dem Staatsbaldachin tafelte. Er mochte König Heinrich richtiggehend gern, er bewunderte den Mut, mit dem dieser den Thron errungen und behalten hatte, und er mochte seinen gesunden Menschenverstand. Und vor allem gefiel de Puebla das Leben in London. Er liebte sein behagliches Heim und die Stellung, die er in diesem Lande innehatte, weil er das jüngste
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