Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Hirn, wie er die Rede auf Prinz Harry bringen sollte, der als zukünftiger Ehemann Catalinas doch viel passender war. Schließlich wagte er den Sprung ins kalte Wasser. »Euren Sohn zum Beispiel?«
»Mein Sohn ist noch viel zu jung, um verheiratet zu werden«, erklärte Heinrich entschieden. »Er ist erst elf, und obzwar ein kräftiger, aufgeweckter Knabe, hat seine Großmutter entschieden, dass wir in den nächsten vier Jahren noch keine Verbindung für ihn planen. Und in vier Jahren wäre die Prinzessinwitwe bereits einundzwanzig.«
»Immer noch jung genug«, versuchte de Puebla geltend zu machen. »Dann ist sie immer noch eine junge Frau und im Alter nicht weit von ihm entfernt.«
»Ich glaube nicht, dass die spanischen Könige es gern sähen, wenn ihre Tochter weitere vier Jahre in England verbrächte, ohne einen Ehemann oder einen eigenen Haushalt zu haben«, entgegnete Heinrich drohend. »Sie werden wohl kaum auf Harrys Volljährigkeit warten. Was sollte die Infantin denn in dieser Zeit tun? Wo sollte sie wohnen? Sollen die Eltern ihr ein Schloss kaufen und ihren Haushalt bezahlen? Können sie ihr ein Einkommen geben? Einen Hof, der ihrer Stellung entspricht? Ganze vier Jahre lang?«
»Wenn sie vielleicht in der Zwischenzeit nach Spanien zurückkehren könnte?«, wagte de Puebla einen Vorschlag zu machen.
»Sie kann sofort reisen, wenn sie ihre volle Mitgift bezahlt, und ihr Glück woanders suchen. Glaubt Ihr wirklich, dass sie einen besseren Antrag erhalten könnte als den, Königin von England zu werden? Wenn Ihr das glaubt, dann schafft sie nur fort!«
Dies war der strittige Punkt, an dem ihre Gespräche im vergangenen Jahr stets geendet hatten. De Puebla wusste, wann er geschlagen war. »Ich schreibe noch heute Abend nach Spanien«, versprach er.
***
Mir träumte wieder, ich sei ein Mauersegler, der über die goldenen Hügel der Sierra Nevada fliegt. Dieses Mal jedoch ging es nordwärts, die heiße Nachmittagssonne stand zu meiner Linken, und vor mir ballten sich kühle Wolken. Dann plötzlich nahm eine dieser Wolken die Gestalt von Burg Ludlow an, und mein kleines Vogelherz pochte in Vorfreude auf die Nacht, wenn er mich in seine Arme schließen und mich lieben würde. Oh, wie ich vor Lust dahinschmelzen würde!
Dann erkannte ich, dass es nicht Ludlow war, sondern die mächtigen grauen Mauern von Schloss Windsor. Die Biegung des Flusses, der wie ein grauer Spiegel schimmerte, gehörte zur Themse, und der rege Bootsverkehr sowie die vielen ankernden Schiffe kündeten von Reichtum und Handel der Engländer. Ich wusste, dass ich fern der Heimat war, und dennoch war ich zu Hause. Diese Welt sollte mein Zuhause werden, ich würde mein kleines Nest in den grauen Mauern dieses Palastes bauen, so wie ich es in Spanien getan hatte. Und hier werde ich nicht Catalina sein, die Infantin von Spanien, sondern Katharina von Aragón, die Königin von England. Denn dies ist der Name, den Arthur mir gegeben hat: Katharina, Königin von England.
***
»Der König kommt schon wieder zu Besuch«, meldete Doña Elvira, die aus dem Fenster schaute. »Nur zwei Männer begleiten ihn, nicht einmal ein Standartenträger oder ein Leibgardist.« Sie schnaubte verächtlich. Man musste sich kaum wundern über die Formlosigkeit der Engländer, wenn schon ihr König die Manieren eines Stallburschen hatte.
Catalina eilte zum Fenster und spähte hinaus. »Was kann er nur wollen?«, wunderte sie sich. »Sagt den Dienern, sie sollen ein wenig von dem Wein dekantieren, den er mir geschickt hat.«
Eilig verließ Doña Elvira das Zimmer. Im nächsten Moment spazierte der König herein, vollkommen unangemeldet. »Ich dachte mir, es sei an der Zeit für einen Besuch«, sagte er launig.
Catalina machte einen tiefen Knicks. »Euer Gnaden lässt mir so viel Ehre angedeihen«, erwiderte sie. »Wenigstens kann ich Euch nun ein gutes Glas Wein anbieten.«
Heinrich lächelte und wartete. Schweigend standen sie da, während Doña Elvira in Begleitung einer spanischen Ehrenjungfer zurückkehrte, die ein maurisches Messingtablett mit zwei edlen venezianischen Gläsern trug. Heinrich begutachtete die filigrane Schmiedearbeit und nahm zu Recht an, dass es sich hierbei um einen Teil der zurückgehaltenen Mitgift handelte.
»Auf Euer Wohl«, sagte er und hob sein Glas.
Zu seinem Erstaunen hob Catalina nicht das ihre, sondern schaute ihn lange und nachdenklich an. Unter diesem Blick überlief ihn ein Kribbeln, als wäre er ein kleiner
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