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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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erzogen«, erwiderte sie. »Nichts auf der Welt bedeutet mir mehr.« Einen Augenblick lang erwog sie, ihm zu erzählen, dass dies auch das letzte Anliegen seines Sohnes gewesen war ... aber ihre Liebe zu Arthur war zu stark, selbst seinem eigenen Vater gegenüber konnte sie nicht davon sprechen. Außerdem war es ja Arthurs Wunsch gewesen, dass sie Harry heiraten solle.
    Der König lächelte zufrieden. »Euch bewegt also nicht die Begierde, sondern der Ehrgeiz«, bemerkte er ein wenig abgekühlt.
    »Es ist das, was mir zusteht«, erklärte sie kategorisch. »Ich bin zur Königin geboren.«
    Heinrich nahm ihre Hand und beugte sich darüber. Er küsste ihre Finger, konnte sich gerade noch daran hindern, mit der Zunge darüberzufahren. Sachte, mahnte er sich. Sie ist noch ein Mädchen und möglicherweise Jungfrau - sie ist keine Dirne. Er richtete sich auf. »Ich werde Euch zu Katharina von Aragón machen, der Königin von England«, versprach er und sah, wie ihre blauen Augen sich bei der Nennung des Titels vor Genuss verschleierten. »Wir können heiraten, sobald wir den päpstlichen Dispens erhalten haben.«
 
***
 
    Denk nach! Denk nach!, sage ich mir. Du wurdest nicht von einer Närrin erzogen, sondern von einer Königin, damit auch du einmal Königin wirst. Wenn dies eine Finte ist, dann solltest du sie erkennen. Wenn es hingegen ein ehrlicher Antrag ist, dann solltest du ihn zu deinem Vorteil nutzen können.
    Es ist nicht genau die Erfüllung des Versprechens, das ich meinem Liebsten gab, aber es ist nahe daran. Er wollte, dass ich Königin von England werde und die Kinder zur Welt bringe, die sonst wir zusammen bekommen hätten. Was macht es für einen Unterschied, wenn diese Kinder letztlich seine Halbgeschwister sind anstatt Neffe oder Nichte? Keinen arg großen, möchte ich meinen.
    Natürlich widert mich die Vorstellung an, diesen alten Mann zu heiraten, der mein Vater sein könnte. Die Haut an seinem Hals ist dünn und faltig wie bei einer Schildkröte. Ich kann mir nicht vorstellen, mit ihm das Bett zu teilen. Sein Atem riecht sauer, es ist ein Altmänneratem; und er ist dürr, hat knochige Hüften und Schultern. Andererseits kann ich mir auch nicht vorstellen, mit diesem Kinde Harry das Bett zu teilen. Sein Gesicht ist weich und rund wie das eines Mädchens. In Wahrheit kann ich mir einzig und allein Arthur als Ehemann vorstellen - und dieser Teil meines Lebens ist unwiderruflich vergangen.
    Denk nach! Denk nach! Dies könnte die Lösung sein.
    Oh, Liebster, ich wünschte, du wärest hier, um mir deinen Rat zu geben. Ich wünschte, du würdest dort draußen im Garten auf mich warten und mir raten, was ich zu tun habe. Ich bin erst siebzehn, ich kann keinen alten, erfahrenen Mann täuschen, einen König, der einen Riecher für Thronprätendenten hat.
    Denk nach!
    Kein Mensch wird mir helfen. Ich muss es allein durchdenken.
 
***
 
    Doña Elvira wartete bis zur Schlafenszeit der Prinzessin und bis sich sämtliche Zofen, Ehrendamen und Kammerdiener zurückgezogen hatten. Dann schloss sie sorgfältig die Tür und wandte sich an ihre Prinzessin, die aufrecht im Bette saß, im Nachtgewand, das Haar zu einem adretten Zopf geflochten.
    »Was hat der König von Euch gewollt?«, fragte sie ohne Umschweife.
    »Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht«, erwiderte Catalina freimütig. »Der Bräutigam ist er selbst.«
    Einen Moment lang war die Duenna zu erschüttert, um Worte zu finden. Dann bekreuzigte sie sich wie eine Frau, deren Blick auf etwas Unreines gefallen ist. »Gott schütze uns!«, stieß sie hervor. »Gott vergebe ihm, dass er so etwas überhaupt in Erwägung gezogen hat.«
    »Gott vergebe Euch«, erwiderte Catalina verschmitzt. »Ich ziehe es durchaus in Erwägung.«
    »Er ist Euer Schwiegervater und alt genug, Euer Vater zu sein!«
    »Sein Alter spielt keine Rolle«, sagte Catalina aufrichtig. »Wenn ich nach Spanien zurückkehre, werde ich auch keinen jungen Mann bekommen, sondern den Mann mit den besten Verbindungen.«
    »Aber er ist der Vater Eures Ehemannes!«
    Catalina kniff die Lippen zusammen. »Meines verstorbenen Ehemannes«, sagte sie trostlos. »Und die Ehe ist nicht vollzogen worden.«
    Doña Elvira schluckte die Lüge, aber ihre Augen verrieten sie.
    »Wie Ihr sehr wohl wisst«, fügte Catalina sanft hinzu.
    »Und wenn schon! Es ist wider die Natur!«
    »Es ist nicht wider die Natur«, erklärte Catalina. »Die Ehe wurde nicht vollzogen, und ein Kind ist auch nicht aus ihr entsprungen.

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