Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Mithin kann es keine Sünde wider die Natur sein. Überdies können wir päpstlichen Dispens erlangen.«
Doña Elvira starrte sie an. »Tatsächlich?«
»Er behauptet es jedenfalls.«
»Prinzessin, Ihr könnt diese Ehe doch nicht ernsthaft in Betracht ziehen?!«
Das kleine Gesicht der Prinzessin verdüsterte sich. »Er wird mich gewiss nicht mit Prinz Harry verloben«, sagte sie. »Der Prinz, so sagt er, sei zu jung. Ich müsste noch weitere vier Jahre warten, und das kann ich nicht. Was also bleibt mir übrig, außer den König zu heiraten? Ich wurde geboren, um Königin von England zu werden und Mutter des künftigen englischen Königs. Ich muss mein Schicksal erfüllen, weil es mir von Gott auferlegt wurde. Ich glaubte, ich müsste mich dazu zwingen, Prinz Harry zu nehmen. Nun scheint es, als müsse ich mich zwingen, den König zu nehmen. Vielleicht will Gott mich auf diese Weise prüfen. Doch mein Wille ist stark: Ich werde Königin von England sein und Mutter eines Thronfolgers. Ich werde dieses Land zu einer Festung gegen die Mauren machen, wie ich es meiner Mutter versprochen habe. Ich werde diesem Land Gerechtigkeit bringen und es gegen die Schotten verteidigen, wie ich Arthur versprochen habe.«
»Ich weiß nicht, was Eure Mutter davon halten wird«, sagte die Duenna. »Niemals hätte ich Euch mit ihm allein gelassen, wenn ich dies geahnt hätte.«
Catalina nickte. »Dann tut es auch nicht wieder.« Sie überlegte. »Erst dann, wenn ich Euch zunicke«, fügte sie an. »Ich werde nicken, damit Ihr Euch zurückzieht. Dann lasst Ihr uns bitte allein.«
Die Duenna war empört. »Er dürfte Euch vor dem Hochzeitstag überhaupt nicht mehr sehen! Ich sage dem Gesandten, er soll dem König ausrichten, dass er Euch nicht mehr besuchen darf.«
Catalina schüttelte den Kopf. »Wir sind nicht mehr in Spanien«, betonte sie. »Habt Ihr das immer noch nicht begriffen? Wir können diese Angelegenheit nicht dem Botschafter überlassen. Nicht einmal meine Mutter könnte die nächsten Schritte vorhersagen. Mich darum zu kümmern obliegt allein mir. Ich habe die Dinge so weit getrieben und muss mich nun selbst um ihre Vollendung kümmern.«
***
Ich hoffte, von dir zu träumen, Liebster, doch in dieser Nacht träumte ich nichts. Mir ist, als wärest du weit fort. Ich habe keinen Brief von meiner Mutter erhalten und weiß daher nicht, was sie vom Wunsche des Königs hält. Ich bete, aber Gott antwortet mir nicht. Ich behaupte weiterhin tapfer, dass mein Schicksal und Gottes Wille eins sind, doch sie scheinen immer weniger miteinander gemein zu haben. Wenn Gott mich nicht zur Königin von England macht, dann weiß ich nicht, wie ich noch an ihn glauben kann. Wenn ich nicht Königin von England werde, dann weiß ich nicht, wer ich bin.
***
Catalina wartete auf den versprochenen Besuch des Königs. Am nächsten Tage kam er nicht, aber sie war sicher, dass er am folgenden kommen würde. Nachdem drei Tage ohne seinen Besuch verstrichen waren, wandelte sie allein am Themse-Ufer, die Hände unter den wärmenden Umhang gesteckt. Sie war seines Kommens so sicher gewesen, dass sie bereits geprobt hatte, wie sie sein Interesse wachhalten, jedoch jederzeit die Fäden in der Hand behalten konnte. Sie beabsichtigte, ihn weiter zu ermutigen, doch auf Abstand zu halten. Aber nun kam der König nicht, und sie merkte, dass sie auf seinen Besuch wartete. Nicht weil sie ihn begehrte - sie glaubte, nie mehr Begierde spüren zu können -, sondern weil er ihr die einzige Möglichkeit bot, auf den englischen Thron zu gelangen. Nun verging sie fast vor Angst, dass er es sich anders überlegt hätte und überhaupt nicht kommen würde.
***
»Warum kommt er nicht?«, frage ich die sanften Wellen der Themse. »Warum tut er erst so leidenschaftlich und ernst - um dann am nächsten Tag überhaupt nicht zu erscheinen?«
Ich fürchte sehr, dass seine Mutter dahintersteckt. Sie hat mich nie leiden können, und wenn sie dagegen ist, dann könnte er vielleicht den Mut verlieren. Doch dann fällt mir ein, dass er ja sagte, seine Mutter habe die Erlaubnis gegeben. Dann wieder fürchte ich, der spanische Gesandte könne etwas gegen diese Heirat gesagt haben - aber ich kann nicht glauben, dass de Puebla jemals etwas sagen würde, das dem König Unannehmlichkeiten bereitet.
»Warum also kommt er nicht?«, überlege ich. »Wenn er, wie in England Brauch, voller Hast und Formlosigkeit um mich würbe, dann würde er doch sicher jeden Tag
Weitere Kostenlose Bücher