Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
stelle mir vor, wie er unserem Sohn das Reiten und das Lanzenstechen beibringt. Im Hinblick auf sportliche Betätigung und Zerstreuung könnte es keinen besseren Vater als Heinrich geben. Nicht einmal Arthur wäre in dieser Hinsicht besser gewesen. Die Erziehung des Knaben hingegen, die Erlernung der höfischen Diplomatie, die Unterweisung in der christlichen Lehre, die Ausbildung zum Herrscher werde ich in die Hand nehmen. Ich werde ihn den Mut meiner Mutter und die Geschicklichkeit meines Vaters lehren und dazu meine Treue und Entschlossenheit. Dies sind die Gaben, die ich ihm schenken kann.
    Ich glaube, dass Heinrich und ich einen Prinzen erziehen können, der Europa seinen Stempel aufdrücken wird, der England vor den Mauren, den Franzosen und den Schotten, vor allen Feinden beschützen wird.
    Ich werde wieder das Wöchnerinnengemach beziehen müssen, doch ich warte damit so lange wie möglich. Heinrich gelobt, dass er während dieser Zeit keine andere Frau anschauen wird, dass er nur mir gehört, mir allein. Ich schiebe den Umzug bis zum Abend des Christfestes auf, und dann trinke ich mit den Mitgliedern meines Hofstaates den gewürzten Wein und wünsche ihnen fröhliche Weihnachten, während sie mir eine glückliche Reise wünschen ... Und dann beziehe ich einmal mehr jenes dunkle, ruhige Gemach.
    In Wahrheit vermisse ich das Tanzen und das ständige Trinken kaum. Ich bin erschöpft, denn dieses Kind ist schwer zu tragen. Ich erhebe mich, wenn die Wintersonne aufgeht, und begebe mich gemeinsam mit ihr zur Ruhe. Kaum ein Morgen, an dem ich vor neun aufwache, und kaum ein Tag, an dem ich nicht um fünf zu Bett gehe. Ich verbringe viel Zeit mit Beten um eine leichte Geburt und um die Gesundheit des Kindes, das sich nach wie vor kräftig in mir regt.
    Heinrich besucht mich fast jeden Tag, und stets ohne Begleitung. Im Hofbuch steht deutlich geschrieben, dass die Königin vor der Geburt ihres Kindes in völliger Abgeschiedenheit leben soll, aber das Hofbuch wurde von Heinrichs Großmutter verfasst, und ich bin der Meinung, dass wir die alten Gepflogenheiten ändern dürfen. Ich sehe nicht ein, warum sie noch aus dem Grabe heraus befehlen sollte, da sie mir, als sie noch lebte, keine sonderlich hilfreiche Ratgeberin gewesen ist. Außerdem traue ich Heinrich nicht, wenn er am Hofe allein ist. Am Neujahrsabend speist er mit mir, bevor er zum Festbankett in die Große Halle geht, und schenkt mir ein Rubincollier, dessen Steine so groß sind wie jene aus Cristobal Colons Raubzeug. Ich lege die Kette an und sehe seine Augen vor Begierde aufleuchten, denn die Steine heben sich blutrot von meinen weißen Brüsten ab.
    »Nicht mehr lange«, sage ich lächelnd, denn ich weiß genau, was er jetzt denkt.
    »Ich wallfahre nach Walsingham, sobald unser Kind geboren ist, und wenn ich zurückkehre, werdet Ihr den ersten Kirchgang machen«, verspricht er.
    »Und dann wollt Ihr wohl ein neues Baby machen«, sage ich mit gespielter Erschöpfung.
    »Das will ich«, lacht er fröhlich.
    Er verabschiedet sich mit einem Kuss, wünscht mir ein gutes neues Jahr und begibt sich durch eine verborgene Tür in seine eigenen Gemächer und von dort zum Festbankett. Ich lasse mir das abgekochte Wasser bringen, das ich getreu den Ratschlägen des maurischen Arztes trinke, dann sitze ich am Kamin und nähe ein winziges Kleid für mein Baby, während Maria de Salinas aus einem spanischen Buche vorliest.
    Plötzlich ist mir, als stülpe sich mein ganzer Bauch um, als fiele ich herab aus einer großen Höhe. Der Schmerz ist so heftig, so verschieden von allem, was ich kenne, dass mir die Näharbeit aus den Händen fällt. Ich umklammere die Armlehnen meines Stuhls und keuche, bevor ich ein Wort sagen kann. Ich weiß sofort, dass dies die Wehen sind. Ich hatte befürchtet, ich würde nicht wissen, wann es so weit ist, dass es ein Schmerz wäre wie jener, als ich mein armes kleines Mädchen verlor. Aber dieser Schmerz ist wie die Kraft eines reißenden Stromes, es fühlt sich an, als fange etwas Mächtiges und Wunderbares zu fließen an. Ich bin von Freude und heiligem Entsetzen erfüllt. Ich weiß, dass mein Baby nun bald geboren wird. Ich bin jung, und es ist kräftig, und alles wird gut gehen.
    Sobald ich es meinen Hofdamen sage, bricht ein Tumult los. Mag sein, dass im Hofbuch steht, die ganze Angelegenheit habe ruhig und gesammelt abzulaufen - die Wiege bereitgemacht, zwei Betten bezogen, das eine für die Geburt, das zweite zum Ruhen -, doch im

Weitere Kostenlose Bücher