Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
Burg, eine Spielzeugburg, eine Burg, wie sie ihr Vater zum Schutze eines Flussüberganges oder einer gefährdeten Landstraße erbauen würde. Es war eine Burg, die nur einem spanischen Granden von niederem Adel gefallen konnte.
    »Das ist es?«, fragte sie verblüfft und dachte an ihre heimatliche Stadt oberhalb des roten Felsens, an Gärten und Terrassen, an Hügel und weite Ausblicke, an das wimmelnde Leben. Sie dachte daran, wie lange die Wachsoldaten für eine Umrundung der Festungsmauer brauchten: über eine Stunde. In Ludlow wäre diese Aufgabe in fünf Minuten erledigt. »Das ist alles?«
    Arthur erschrak. »Hattet Ihr mehr erwartet? Was habt Ihr erwartet?«
    Catalina hätte am liebsten sein ängstliches Gesicht gestreichelt, doch Hunderte von Menschen schauten ihnen zu. So zwang sie ihre Hände zur Ruhe. »Ach, wie dumm von mir!«, rief sie. »Ich hatte Richmond im Sinn.« Um nichts in der Welt hätte sie gesagt, dass sie in Wahrheit an die Alhambra gedacht hatte.
    Arthur lächelte getröstet. »Oh, meine Liebe. Richmond ist ein neu erbauter Palast und meines Vaters ganzer Stolz. London ist eine der größten Städte der Christenheit, deshalb musste dort ein Palast wie Richmond erbaut werden. Ludlow hingegen ist nur ein Landstädtchen, eine bedeutende Stadt der walisischen Marken zwar, aber eben nur ein Städtchen. Doch es ist wohlhabend genug, das werdet Ihr feststellen, und wir haben hier eine gute Jagdstrecke, und die Menschen sind sehr freundlich. Ihr werdet hier glücklich sein.«
    »Dessen bin ich sicher«, sagte Catalina und lächelte ihn tapfer an. Sie schob den Gedanken beiseite, dass ein Schloss aus Gründen der Schönheit erbaut werden sollte: dass die Baumeister zuerst bedenken sollten, wohin das Licht fallen und wie es sich in den stillen Wassern von Marmorbecken spiegeln würde.
    Sie sah sich um und entdeckte in der Mitte des inneren Burghofes einen seltsamen Rundbau, der dort kauerte wie ein gedrungener Turm.
    »Was ist das?«, fragte sie, mit Arthurs Hilfe aus der Sänfte kletternd.
    Er warf einen Blick über die Schulter. »Das ist unsere Rundkapelle.«
    »Eine Rundkapelle?«
    »Ja, wie in Jerusalem.«
    Freudig erkannte Catalina die traditionelle Form der Moschee: ein Gotteshaus von runder Gestalt, damit keiner der Gläubigen einen Vorzugsplatz erhielte, denn zu Allah betete sowohl der Arme als auch der Reiche. »Sie ist wunderschön.«
    Arthur schaute seine Frau überrascht an. Für ihn war die Kapelle nur ein runder Turm, erbaut aus dem hübschen rosenfarbigen Stein der Gegend. Nun jedoch bemerkte er, dass der Turm im Abendlicht glühte und eine Anmutung von Frieden ausstrahlte.
    »Ja«, sagte er und beließ es dabei. »Hier« - er wies auf das große Gebäude vor ihnen, zu dessen offener Tür eine imposante Treppe hinaufführte - »haben wir die Große Halle. Zur Linken tagt der Rat der Verwaltung der walisischen Marken, darüber befinden sich meine Gemächer. Zur Rechten liegen die Unterkünfte für Gäste und die Wohnung des Burgverwalters und seiner Frau: Sir Richard und Lady Margaret Pole. Eure Zimmer sind genau darüber, im obersten Stock.«
    Er sah, wie Catalina zusammenzuckte. »Weilt sie zurzeit hier?«
    »Nein, derzeit sind sie nicht in der Burg.«
    Catalina nickte. »Und gibt es noch Gebäude hinter der Großen Halle?«
    »Nein, denn sie grenzt an die Außenmauer. Größer ist die Burg nicht.«
    Catalina bemühte sich, gelassene Freundlichkeit zu bewahren.
    »Wir haben noch weitere Gastunterkünfte im äußeren Hof«, verteidigte der Prinz von Wales seine Puppenstubenburg. »Und es gibt ein Pförtnerhaus. Hier ist stets viel Leben. Es wird Euch gefallen.«
    »Gewiss«, erwiderte die Infantin lächelnd. »Wo genau sind meine Gemächer?«
    Arthur zeigte auf die höchsten Fenster. »Dort oben, seht Ihr? Sie liegen auf der rechten Seite und sind genauso geschnitten wie meine, nur auf der anderen Seite der Halle.«
    Sie sah ein wenig verzagt drein. »Aber wie wollt Ihr dann zu mir kommen?«, fragte sie leise.
    Arthur nahm ihre Hand und geleitete sie, freundlich nach rechts und links grüßend, die mächtige steinerne Treppe hinauf zur Flügeltür der Großen Halle. Die Höflinge applaudierten und folgten ihnen. »Wie Mylady Großmutter mir aufgetragen hat, soll ich Euch vier Male im Monat aufsuchen, von einer förmlichen Prozession durch die Große Halle begleitet«, sagte er.
    »Oh«, sagte Catalina tonlos.
    Er lächelte auf sie hinab. »Und in den anderen Nächten werde ich über

Weitere Kostenlose Bücher