Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Kleides trug sie eine Art Bluse aus feinster, dünnster, rauchblauer Seide: Diese war so dünn, dass Arthur ihre weiße Haut darunter zu sehen meinte. Mit klopfendem Herzen begriff er, dass sie unter diesem Hauch von Seide tatsächlich nackt war. Und außer der Bluse trug sie eine Hose - wie ein Mann - und doch nicht wie ein Mann, denn diese Beinkleider wogten und flatterten; sie wurden von einer goldenen Kordel um ihre schlanke Hüfte gehalten und waren an den Fesseln ebenfalls mit Goldkordel gebunden. An Catalinas bloßen Füßen saßen zierliche purpurrote, mit Goldfäden durchwirkte Pantöffelchen. Arthur betrachtete seine Gattin von Kopf bis Fuß - von dem Turban der Ungläubigen bis zu den türkischen Schühchen - und war außerstande, ein Wort zu sagen.
»Meine Kleider gefallen Euch nicht«, sagte Catalina schwach, und Arthur war zu jung, um die Tiefe der Beschämung zu ermessen, die sie zu erdulden bereit war.
»Solche habe ich noch nie gesehen«, stammelte er. »Sind das arabische Gewänder? Zeigt sie mal!«
Catalina drehte sich bereitwillig im Kreis, wobei sie ihn über die Schulter anblickte. Dann sah sie ihm gerade in die Augen und sagte: »In Spanien tragen wir alle solche Kleidung. Auch meine Mutter. Denn sie sind luftiger und sauberer. Im Gegensatz zu Samt und Damast kann man sie waschen.«
Arthur nickte. Und nun nahm er auch den Hauch von Rosenwasser wahr, welcher der Seide entströmte.
»Und in der Tageshitze sind sie kühl«, fügte Catalina hinzu.
»Sie sind ... schön.« Fast hätte er »barbarisch« gesagt und war froh, dass er es nicht getan hatte, denn ihre Augen leuchteten vor Freude.
»Findet Ihr wirklich?«
»Ja.«
Sogleich streckte sie ihre Arme hoch und drehte sich wieder im Kreise, zeigte ihm, wie die Pluderhose und die leichte Bluse flatterten.
»Tragt Ihr solche Kleidung auch zum Schlafen?«
Sie lachte. »Wir tragen sie fast ständig. Selbst meine Mutter trägt diese Sachen stets unter der Rüstung, denn sie sind ja viel bequemer als alles andere. Es ginge ja auch schwerlich, unter dem Kettenhemd grobe und schwere Kleider zu tragen.«
»Das wohl nicht ...«
»Wenn wir Botschafter aus christlichen Ländern zu Besuch haben oder einen großen Staatsempfang geben oder ein Fest, dann tragen wir auch Kleider und schwere Roben, besonders zu Weihnachten, denn dann ist es kalt. Aber in unseren Privatgemächern tragen wir die Kleidung der Morisken. Sie ist leicht zu nähen und leicht zu waschen und leicht auf Reisen mitzunehmen - und überhaupt das Beste, was man tragen kann.«
»Doch in unserem Lande könnt Ihr sie nicht tragen«, wandte Arthur ein. »So leid es mir tut. Aber meine Großmutter würde bereits Einwände dagegen erheben, dass Ihr diese Kleidung mitgebracht habt.«
Catalina nickte. »Das weiß ich. Selbst meine Mutter war dagegen, dass ich sie mitnahm. Aber ich wollte etwas haben, das mich an meine Heimat erinnerte, und ich fand, ich könne diese Kleider leicht in meinem Schrank unterbringen und es niemandem verraten. Und heute Abend kam ich auf den Gedanken, sie Euch zu zeigen. Und mich selbst zu zeigen, wie ich damals aussah.«
Catalina trat zur Seite und bedeutete ihm, am Tische Platz zu nehmen. Arthur kam sich groß und ungeschlacht vor, und deshalb fiel ihm plötzlich ein, seine schweren Reitstiefel auszuziehen. Barfuß trat er auf den weichen Teppichen an den Tisch. Die Prinzessin nickte anerkennend und lud ihn zum Platznehmen ein. Arthur ließ sich auf einem der goldbestickten Kissen nieder.
Mit heiterer Miene nahm sie ihm gegenüber Platz und reichte ihm eine Schale mit parfümiertem Wasser, dazu eine weiße Serviette. Er tauchte seine Finger in das Wasser und rieb sie mit dem Tuch trocken. Catalina lächelte und bot ihrem Gemahl nun einen goldenen Teller voller Speisen an. Es waren Lieblingsgerichte aus Arthurs Kindheit: gebratene Hühnerschenkel, scharfe Hammelnieren und weißes, weiches Brot - ein anständiges englisches Gericht. Aber die Prinzessin hatte die Diener angewiesen, auf jeden Teller nur kleine Portionen zu tun. Sie hatte Apfelschnitze schneiden lassen und diese zusammen mit gewürzter Fleischpastete und zerteilten Zuckerpflaumen auf den Tellern arrangiert. Kurz, sie hatte alles getan, um ihm ein spanisches Mahl samt maurischen Köstlichkeiten zu servieren.
Arthur fand sich plötzlich seiner Vorurteile beraubt. »Das ist ... wunderschön«, sagte er und suchte nach besseren Worten, es zu beschreiben. »Es ist ... wie ein Bild. Ihr seid wie
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