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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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er. »Ihr habt den roten Drachen auf unserer Standarte gesehen. Das Wildschwein ist der Usurpator, Richard. Das Lied gründet auf einer alten Sage, es ist ein Loblied auf meinen Vater. Alle Lieder der Waliser sind sehr alt. Wahrscheinlich haben sie sie schon in der Arche gesungen.« Er grinste. »Noahs Lieder.«
    »Rechnet man es Euch Tudors als Verdienst an, die Sintflut überlebt zu haben? War Noah ein Tudor?«
    »Vermutlich. Meine Großmutter würde sich den Garten Eden als Verdienst anrechnen lassen«, nahm er den Scherz auf. »Hier sind die Grenzlande zu Wales, wir stammen von Owen ap Tudor aus Glendover ab, und wir heimsen die Lorbeeren für alles Mögliche ein.«
    Wie Arthur prophezeit hatte, sangen die Barden beim schwächer brennenden Feuer die alten walisischen Lieder von zauberischen Machenschaften in dunklen Wäldern, in die nie ein Mensch gedrungen war. Und sie sangen von Schlachten und glorreichen Siegen, die durch Mut und Klugheit errungen worden waren. Dann stimmten sie in ihrer fremden Mundart noch das Lied von Artus und Camelot an, von Merlin dem Zauberer und Ginevra der Königin, die ihren Gemahl mit einem Liebhaber betrog.
    »Ich würde sterben, wenn Ihr Euch einen Liebhaber nähmt«, flüsterte Arthur Catalina zu, als ein Page Wein einschenkte und sie für einen Augenblick vor neugierigen Blicken abschirmte.
    »Ich sehe keinen anderen Mann, wenn Ihr in meiner Nähe seid«, versicherte sie ihm. »Ich sehe nur Euch.«
    Jeden Abend gab es Musik oder andere Lustbarkeiten am Hofe von Ludlow. Die Königinmutter hatte angeordnet, der Prinz solle ein fröhliches Haus führen - den loyalen Walisern zum Dank, die ihrem Sohne Heinrich Tudor auf den unsicheren Thron geholfen hatten. Nun musste ihr Enkel sich den Männern erkenntlich zeigen, die einst von ihren Bergen gekommen waren, um auf der Seite der Tudors zu kämpfen. Er musste ihnen zeigen, dass er mit Leib und Seele ein walisischer Prinz war und auch weiterhin auf ihre Unterstützung zählte, das englische Volk zu regieren. Die Waliser mussten sich mit England zusammentun und Schotten und Iren gleichermaßen in Schach halten.
    Wenn die langsamen spanischen Schreittänze gespielt wurden, pflegte Catalina mit einer ihrer Hofdamen zu tanzen. Sie war sich bewusst, dass Arthurs Blick unablässig auf ihr ruhte, und gab sich spröde wie ein Muster von Ehrbarkeit - obgleich sie sich danach sehnte, sich im Kreise zu drehen und die Hüften zu schwingen wie eine Haremsdame aus dem Serail, wie eine maurische Sklavin, die für den Sultan tanzt. Doch die Spione der Königinmutter hatten ihre Augen überall, selbst in Ludlow, und hätten jedes unziemliche Benehmen der jungen Prinzessin sogleich bei Hofe berichtet. Manchmal warf Catalina ihrem Gemahl einen heimlichen Seitenblick zu und gewahrte, dass seine verliebten Augen stets auf ihr ruhten. Dann schnippte sie mit den Fingern, als gehörte diese Geste zum Tanz, doch es war eine an ihn gerichtete Warnung, dass er sie nicht auf eine Art anstarren durfte, die seiner Großmutter nicht behagen würde ... Und Arthur verstand ihren Wink sogleich, wandte den Blick ab und sprach mit einem der Höflinge.
    Selbst nach Beendigung von Musik und Vortrag konnte das junge Paar nicht allein sein. Stets sprachen Männer vor, die von Arthur einen Rat begehrten, die um eine Gefälligkeit oder Landbesitz ersuchten. Und stets sprachen sie in einem undeutlichen Englisch, das Catalina noch nicht gut verstand, oder in Walisisch, einer Sprache, die ihrer Meinung nach kein Mensch verstehen konnte. In den Grenzlanden war das Gesetz noch nicht überall gültig, und jeder Grundbesitzer regierte auf seinem Land wie ein Kriegsherr. Tief in den Bergen hausten Menschen, die immer noch glaubten, dass Richard auf dem Thron säße. Sie wussten nichts von stattgehabten Veränderungen, sprachen kein Wort Englisch und unterwarfen sich keinem Gesetz.
    Arthur diskutierte und lobte und empfahl: Fehden sollten beigelegt, und unbefugtes Betreten von Grund und Boden sollte wiedergutgemacht werden. Die stolzen walisischen Stammesfürsten sollten sich zusammenschließen, um ebenso wohlhabend zu werden wie ihr Nachbar England, statt sich in Kleinkriegen zu zerfleischen. Die abgelegenen walisischen Täler und Küstenlande wurden von einem Dutzend kleiner Lords regiert, und hoch in den Bergen herrschte noch das Clanwesen wilder Stämme. Arthur war fest entschlossen, in diesen wilden Landen allmählich Recht und Gesetz einzuführen.
    »Jeder Einzelne muss erkennen,

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