Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
ihr Recht vor einer Prätendentin verteidigt.«
»Versteht Ihr denn nicht?«, beharrte er. »Wir alle sind Prätendenten - bis wir den Thron gewinnen. Nach unserem Sieg können wir die Geschichte umschreiben und unsere Stammbäume ändern - bis wir am Ende behaupten können, dass es immer nur einen Thronfolger gegeben habe: uns. Doch bis dahin sind wir immer nur einer unter mehreren Anwärtern - und nicht immer der beste Anwärter mit dem höchsten Anspruch.«
Catalina bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Was redet Ihr da?«, wollte sie wissen. »Wollt Ihr etwa behaupten, ich sei nicht die rechtmäßige Prinzessin? Und Ihr nicht der wahre Erbe der Krone Englands?«
Arthur nahm ihre Hand. »Nein, nein. Zürnt doch nicht«, beschwichtigte er sie. »Ich sage doch nur, dass wir haben und halten, was wir beanspruchen. Ich sage doch nur, dass wir unsere eigene Thronfolge schaffen. Wir beanspruchen, was wir haben wollen, wir sagen, dass wir das Prinzenpaar von Wales sind, das zukünftige Herrscherpaar Englands. Dass wir unsere Namen und Titel selbst bestimmen. Wie alle anderen auch.«
»Ihr befindet Euch im Irrtum«, entgegnete Catalina. »Ich wurde als Infantin Spaniens geboren und werde als Königin von England sterben. Es ist keine Frage der Wahl, es ist mein Schicksal.«
Wieder nahm er ihre Hand und küsste sie. Er begriff, dass es keinen Sinn hatte, seine Meinung zu verteidigen, dass ein Mann oder eine Frau aufgrund fester Überzeugung in der Lage war, sein oder ihr eigenes Schicksal zu schmieden. Er mochte Zweifel hegen, für sie jedoch war die Aufgabe bereits vorgezeichnet. Seine Ehefrau war von der Überzeugung eines ihr vorbestimmten Schicksals erfüllt. Arthur zweifelte nicht daran, dass sie diese Überzeugung bis aufs Blut verteidigen würde. Ihr Titel, ihr Stolz, ihr Wesen waren eins. »Katharina, Königin von England«, sagte er, küsste ihre Fingerspitzen und sah, wie das Lächeln in ihr Antlitz zurückkehrte.
***
Ich liebe ihn so sehr, nie hätte ich gedacht, dass ich einen Menschen so lieben könnte. Ich spüre, wie ich nur durch meine Liebe zu Arthur Geduld und Weisheit gewinne. Ich vergesse Reizbarkeit und Ungeduld, ich ertrage sogar mein Heimweh, ohne zu klagen. Ich kann förmlich spüren, wie ich mich in eine bessere Frau verwandele, in eine bessere Ehefrau, weil ich lerne, ihm zu gefallen und ihn stolz zu machen. Ich will, dass er stets froh sein soll, mich zur Frau genommen zu haben. Ich will, dass wir immer so glücklich sind wie am heutigen Tag. Ich finde keine Worte, um ihn zu beschreiben ... es gibt keine Worte.
***
Ein Bote kam vom Königshof und brachte Geschenke für die Frischvermählten: ein Hirschpaar aus dem Windsor-Forst, ein Bücherpaket für Catalina, Briefe von Königin Elizabeth und von der Königinmutter, die auf irgendeine Weise - kein Mensch wusste, wie - erfahren hatte, dass die Jagdgesellschaft des Prinzen ein paar Hecken beschädigt hatte. Nun befahl sie Arthur, dafür zu sorgen, dass die Lücken repariert und die Grundbesitzer entschädigt würden.
Als er nachts zu Catalina kam, brachte Arthur den Brief mit. »Woher weiß sie bloß so viel?«, fragte er. »Der Mann wird ihr geschrieben haben«, versuchte sie ein wenig hilflos zu erklären. »Warum ist er mit seiner Beschwerde nicht gleich zu mir gekommen?«
»Vielleicht, weil er sie kennt? Weil er ihr Lehnsmann ist?«
»Könnte sein«, überlegte Arthur. »Sie hat ein ganzes Netz von Verbündeten, das sich wie Spinnfäden durch das ganze Land zieht.«
»Ihr solltet den Mann aufsuchen«, beschloss Catalina. »Wir könnten es gemeinsam tun. Wir könnten ihm ein Präsent bringen, Fleisch oder Ähnliches, und unsere Schulden begleichen.«
Arthur schüttelte nur den Kopf über die Macht seiner Großmutter. »Oh ja, das könnten wir tun. Aber woher weiß sie bloß über alles Bescheid?«
»Das ist ein Grundsatz des Herrschens«, erklärte Catalina. »Man stellt sicher, dass man alles erfährt und dass jeder, der in Bedrängnis ist, nur zu einem persönlich kommt. Dadurch gewöhnen sich die Menschen an Gehorsam, und man selbst übt sich in der Gewohnheit des Befehlens.«
Arthur kicherte. »Ich sehe schon: Auch ich habe eine Margaret Beaufort geheiratet«, scherzte er. »Gott steh mir bei: noch so ein Weib in der Familie!«
Auch Catalina lächelte. »Seid gewarnt«, gab sie zu. »Ich bin die Tochter einer mächtigen Frau. Selbst mein Vater handelt nach ihrem Geheiß.«
Er legte den Brief nieder und zog
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