Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Prinzessin.«
»Ich wollte ihn fragen, ob er nicht Salat anbauen kann«, erklärte Catalina. »Aber er spricht nur Walisisch und Englisch. Ich habe es mit Latein und Französisch versucht, aber leider verstehen wir einander überhaupt nicht.«
»Ich glaube, da bin ich seiner Meinung. Auch ich verstehe überhaupt nichts. Was ist denn Salat?«
Sie überlegte einen Moment. »Acetarii.«
»Acetarii?«, wiederholte er zweifelnd.
»Ja. Salat.«
»Was genau ist das?«
»Es sind Gemüse, die am Boden wachsen und ohne Kochen gegessen werden können«, erklärte die Prinzessin. »Ich habe ihn gefragt, ob er nicht solche Gemüse für mich anpflanzen könnte.«
»Ihr esst Gemüse roh? Ohne es zu kochen?«
»Ja. Warum denn nicht?«
»Weil Ihr furchtbar krank werden könnt, wenn Ihr in diesem Lande ungekochte Speisen zu Euch nehmt.«
»Es ist doch wie bei Früchten, bei Äpfeln zum Beispiel. Die isst man doch auch roh.«
Arthur war noch lange nicht überzeugt. »Eher gekocht, konserviert oder getrocknet. Außerdem ist ein Apfel eine Frucht. Aber welches Gemüse meint Ihr denn genau?«
»Lactuca«, sagte Catalina.
»Lactuca?«, wiederholte Arthur. »Davon habe ich noch nie gehört.«
Sie seufzte. »Euer Gärtner auch nicht. Keiner hier scheint etwas von Gemüse zu verstehen. Lactuca ist wie ...« Sie suchte in ihrem Gedächtnis nach dem Namen des absolut scheußlichen, zu einem Brei verkochten Gemüses, das sie einmal in Greenwich hatte essen müssen. »Meerfenchel«, sagte sie. »Meerfenchel kommt lactuca vielleicht am nächsten. Mit dem Unterschied, dass lactuca roh gegessen wird und frisch und süß schmeckt.«
»Gemüse? Süß?«
»Ja«, wiederholte sie geduldig.
»Und so etwas esst Ihr in Spanien?«
Sie hätte fast gelacht, als sie seine entsetzte Miene sah. »Ja. Euch würde es auch munden.«
»Und können wir es hier anbauen?«
»Ich glaube, Euer Gärtner will mir bedeuten, dass es nicht geht. Denn er hat noch nie davon gehört. Er hat keine Samen dafür. Und er weiß nicht, wo er welche bekommen könnte. Er glaubt überhaupt, dass man es hier nicht anbauen kann.« Catalina schaute zum blauen Himmel mit den eilig dahinziehenden Regenwolken empor. »Vielleicht hat er recht«, sagte sie, und ihre Stimme klang ein wenig müde. »Ich bin fast sicher, dass lactuca mehr Sonne braucht.«
Arthur wandte sich an den Gärtner. »Jemals von einer Pflanze namens lactuca gehört?«
»Nein, Euer Gnaden«, antwortete der Mann mit gesenktem Kopf. »Es tut mir leid, Euer Gnaden. Vielleicht ist es eine spanische Pflanze. Es klingt sehr barbarisch. Will Ihre Königliche Hoheit vielleicht damit sagen, dass sie dort Gras essen? Wie die Schafe?«
Arthurs Mund zuckte verdächtig. »Nein, soviel ich weiß, ist es ein Gemüse. Ich frage sie mal.«
Nun wandte er sich an Catalina und nahm ihre Hand, schob sie in seine Armbeuge. »Ihr müsst wissen, dass es hier im Sommer manchmal sehr warm wird. So warm, dass es einem in der Mittagssonne zu heiß ist. Dann muss man sich ein schattiges Plätzchen suchen.«
Ungläubig wanderte Catalinas Blick von der kalten Erde zu den sich türmenden Wolken.
»Nicht jetzt natürlich, aber im Sommer. Ich selber habe mich einmal an diese Mauer gelehnt und gemerkt, wie warm sie war. Wir bauen in England Erdbeeren und Himbeeren und sogar Pfirsiche an. Früchte, die Ihr auch in Spanien kultiviert.«
»Auch Orangen?«
»Nun, Orangen vielleicht nicht«, gab Arthur zu.
»Zitronen? Oliven?«
»Aber natürlich.«
Argwöhnisch musterte sie ihn. »Datteln?«
»In Cornwall«, versicherte er ihr, ohne eine Miene zu verziehen. »Natürlich ist es in Cornwall wärmer als hier.«
»Zuckerrohr? Reis? Ananas?«
Wieder versuchte er, die Frage zu bejahen, vermochte aber das Lachen nicht mehr zu unterdrücken. Catalina stimmte sogleich mit ein.
Als sie sich wieder beruhigt hatten, schaute Arthur sich prüfend im inneren Burghof um und sagte: »Kommt mit, für eine Weile wird uns niemand vermissen.« Dann zog er seine junge Frau über die Treppe zur Ausfallpforte, und sie verließen die Burg durch ein geheimes Törchen.
Ein Pfad führte über den Hang, der von der Burg steil zum Fluss abfiel. Ein paar Lämmer nahmen vor ihnen Reißaus, und ein Hütejunge eilte sogleich hinterher. Arthur legte Catalina den Arm um die Taille und passte seine Schritte den ihren an.
»Wir bauen Pfirsiche an«, bestätigte er. »Die anderen Dinge natürlich nicht. Aber ich bin sicher, dass wir Euer lactuca kultivieren können,
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