Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
nicht einmal gesehen. Ihr müsst bedenken, dass er den größten Teil seines Lebens im Exil verbracht hatte. Es war eine aus der Not geschmiedete Verbindung, denn seine Mutter wusste, wenn sie die beiden miteinander verheiraten konnte, dann würden alle sehen, dass die Erbin der Yorks den Erben der Lancasters geehelicht hatte, und der Krieg konnte enden. Auch Elizabeths Mutter sah es als einzigen Weg für die Sicherheit ihrer Familie an. Die beiden Mütter kochten also den Handel aus wie zwei alte Hexen ihr Gebräu im Kessel. Das sind zwei Frauen, mit denen man besser nicht in Streit geraten sollte!«
»Er hat sie also gar nicht geliebt?« Catalina war enttäuscht.
Arthur lächelte. »Nein. Sie lebten ja nicht in einer Ritterromanze. Sie hat ihn auch nicht geliebt. Doch beide kannten ihre Pflicht. Als mein Vater einmarschierte und Richard besiegte und die Krone Englands aus den Trümmern des Schlachtfeldes klaubte, da wusste er, dass er die Prinzessin heiraten, den Thron besteigen und ein neues Geschlecht begründen würde.«
»Aber war sie nicht ohnehin die nächste Anwärterin auf den Thron?«, fragte Catalina verwirrt. »Da sie die Tochter König Eduards war? Und weil ihr Onkel in der Schlacht gefallen war und auch ihre Brüder tot waren?«
Arthur nickte. »Das stimmt. Sie war die älteste und ranghöchste Prinzessin.«
»Warum hat sie den Thron nicht für sich gefordert?«
»Aha, Ihr seid eine Rebellin!«, sagte er. Er griff in ihr volles Haar und zog sie an sich. Er küsste ihren Mund, der nach Wein und Zuckerwerk schmeckte. »Und eine York-Rebellin dazu.«
»Ich finde nur, dass sie den Thron doch selbst hätte fordern können.«
»Nicht in unserem Lande«, sagte Arthur bestimmt. »Wir in England kennen keine regierenden Königinnen. Mädchen können die Krone nicht erben.«
»Aber was ist, wenn ein König nur eine Tochter hat?«
Er zuckte die Achseln. »Dann ist es für das Land eine Tragödie. Ihr müsst mir einen Sohn schenken, Liebste. Darunter tun wir es nicht.«
»Aber wenn wir nur eine einzige Tochter bekämen?«
»Dann würde sie einen Fürsten heiraten, und dieser würde Prinzgemahl und später gemeinsam mit ihr herrschen. England muss einen König haben. Es ist wie mit Eurer Mutter: Sie herrscht an der Seite ihres Gemahls.«
»In Aragón ja, aber in Kastilien herrscht er an ihrer Seite. Kastilien ist ihr Land und Aragón seines.«
»Das würden wir in England nicht dulden«, sagte Arthur unbeugsam.
Empört setzte Catalina sich auf. »Ich sage Euch: Wenn wir nur ein Kind bekommen, und dieses Kind ist ein Mädchen, dann wird sie als Königin herrschen, und sie wird so gut sein wie jeder König!«
»Nun, damit würdet Ihr eine Neuerung einführen«, gab Arthur ungerührt zurück. »Wir glauben nicht, dass eine Frau ein Land so verteidigen kann, wie man es von einem Herrscher erwartet.«
»Eine Frau kann kämpfen«, machte Catalina geltend. »Ihr solltet nur einmal meine Mutter in voller Rüstung sehen! Selbst ich könnte kämpfen. Ich kenne den Krieg, und das ist mehr, als Ihr von Euch behaupten könnt. Ich wäre ein ebenso guter Herrscher wie jeder Mann!«
Lächelnd schüttelte Arthur den Kopf. »Nicht, wenn der Feind ins Land einfällt. Ihr könntet keine Streitmacht befehligen.«
»Natürlich könnte ich das. Warum denn nicht?«
»Kein englisches Heer könnte von einer Frau befehligt werden. Kein Soldat würde von einer Frau Befehle entgegennehmen.«
»Aber sie würden Befehle von ihrem Heerführer entgegennehmen!«, flammte sie auf. »Und wenn nicht, sind sie keine guten Soldaten und bedürfen des Drills!«
Arthur lachte. »Kein Engländer würde einem Weibe gehorchen«, sagte er. Doch ihre störrische Miene belehrte ihn, dass sie nicht davon überzeugt war.
»Es zählt doch nur, dass man die Schlacht gewinnt«, erklärte Catalina. »Dass das Land verteidigt wird. Es spielt doch keine Rolle, wer das Heer befehligt, solange es nur den Befehlen folgt.«
»Nun, wie dem auch sei, meiner Mutter wäre jedenfalls nicht einmal im Traum eingefallen, den Thron zu fordern. Sie heiratete meinen Vater und wurde durch Heirat Königin von England. Und weil sie eine York-Prinzessin ist und er der Erbe der Lancasters, war dem Plan meiner Großmutter Erfolg beschieden. Mein Vater mag ja seinen Thron durch Eroberung gewonnen haben - wir aber werden ihn erben.«
Die Prinzessin nickte. »Meine Mutter sagte immer, es sei nichts Falsches daran, wenn ein Mann den Thron für sich gewänne. Es gehe
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