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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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voll Wasser und erhitzte es. Sie zog sich in ein Nachbarzimmer zurück. Er lauschte, wie sie mit dem Wasser planschte, und genoß das Geräusch. Sie kam in frischen Kleidern heraus, und sie setzten sich zu Tee, warmem Brot und gedörrtem Fleisch an einen Tisch aus Korbgeflecht.
    »Sie waren nicht leicht zu finden, Jon«, sagte sie.
    »Wie haben sie mich gefunden?«
    »Erinnern Sie sich, was sie Vater immer gesagt haben? Über den Horizont und dann noch zwei Meilen. Sucht nach einem Hügel.«
    Er lachte.
    Sie hob ihren Becher an die Lippen und blickte ihn über den Rand hinweg an. »Sie sehen gut aus«, sagte sie. »Jon, haben Sie jemals von Haven gehört?«
    »Sicher. Ein Märchen, nicht wahr?«
    Chaka Milana hatte schon immer etwas Verschmitztes an sich gehabt, ein schlaues Grinsen und schelmische Gesichtszüge, die von ihren verblüffend leuchtend roten Haaren noch unterstützt wurden. Zieh immer eine Mütze über, hatte er ihr damals gesagt, sonst verscheuchst du das Wild. Ihm wurde bewußt, daß alles noch immer da war, aber nun vervollständigt durch die Selbstsicherheit der erwachsenen Frau. Er bemerkte überrascht, daß Chaka keinen Ring trug.
    »Vielleicht ist es mehr als nur das«, erwiderte sie. Jon wußte selbstverständlich von Karik Endines Expedition, trotzdem lauschte er interessiert ihrem Bericht über das, was sich seither ereignet hatte. Sie öffnete eine Stofftasche und zeigte ihm die Skizzen. »Meiner Meinung nach besteht durchaus die Möglichkeit«, schloß sie, »daß irgendwo dort draußen ein Ort namens Haven existiert.«
    Shannon trug eine Strickjacke und ausgebeulte Hosen voller Grasflecken. Auf dem Boden in der Nähe der Tür stand ein Paar Stiefel. Er war knapp über Vierzig, besaß schwarzes Haar, einen gestutzten Bart und dunkle Haut, die von Sonne und Wind gegerbt war. Seine Gesichtszüge waren zu stumpf, um Shannon als gutaussehend bezeichnen zu können. Trotzdem wußte er, daß er freundlich genug wirkte, um den meisten Menschen die Befangenheit zu nehmen. »Mir scheint, Ihre Hinweise sind mehr als dünn«, sagte er, als Chaka fertig war.
    Sie nickte und blickte auf die abgetragene Uniform und die Farben der Miliz an der Wand. Draußen war es kühl und feucht geworden, und in einer Ecke des Raums knisterte ein behagliches Feuer. »Erkennen Sie einige dieser Orte?« fragte sie.
    Er deutete auf die erste Skizze. »Grenze. Und ich weiß, wo das Schild Dixie Waffenmuseum steht. Aber das ist auch schon alles.«
    »Und das hier? Haben Sie es noch nie gesehen?« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die Stadt im Nebelmeer hinunter.
    »Nein. Allerdings habe ich gehört, wie die Tuks über den Drachen redeten.«
    »Ernsthaft?«
    »Ja«, sagte er. »Aber Sie wissen ja selbst, wie die Tuks sind.« Er wandte sich der dreizehnten Skizze zu. »Sieht aus wie eine ganz gewöhnliche Felswand.«
    »In der eine Festung versteckt sein soll. Ein Zufluchtsort. Ein Platz, den niemand finden kann.«
    »Wo soll das sein?«
    »Das wissen wir nicht.«
    Er zuckte die Schultern. »Sie wollen danach suchen, stimmt’s?«
    »Ich denke darüber nach.«
    »Und wie wollen Sie diesen Ort finden?« Er deutete mit dem Finger auf die mit Grenze untertitelte Skizze. »Das hier ist oben am Ohio, wo er sich mit dem Mississippi trifft. Ein paar Meilen östlich von Argon. Das Dixie Waffen- & Oldtimermuseum liegt ein Stück weiter im Norden. Und danach …?« Er holte tief Luft und atmete hörbar aus. »Mein Rat lautet: Vergessen Sie’s.«
    »Wenn Sie eine Expedition wie diese führen müßten, Jon …«
    »Das würde ich nicht. Wen sollte ich führen? Wo und wohin?«
    »Aber gesetzt den Fall, Sie täten es, und Sie erwarteten auch, nach Hause zurückzukehren – wie würden Sie das bewerkstelligen?«
    Shannon blickte Chaka an, als hätte er nicht richtig gehört. »Das ist ganz einfach«, sagte er schließlich. »Wir würden auf dem gleichen Weg zurückkehren, auf dem wir gekommen sind.«
    »Und zwar unter Ihrer Führung. Weil sonst niemand imstande wäre, zurückzufinden.«
    »Sicher. Warum nicht?«
    »Das wäre ziemlich gefährlich, nicht wahr? Was, wenn ein Unglück geschieht und Sie sterben? Wie sollen die anderen allein nach Hause finden?«
    Shannon sah durch das Fenster nach draußen. Im Westen zuckten Blitze über den Himmel. »Nun«, sagte er und verschränkte die Arme. »Ich würde den Weg markieren.« Langsam wurde ihm bewußt, in welche Richtung die Unterhaltung ging.
    Chaka blickte ihn erfreut an und streckte die

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