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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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hinter sich. »Sie gerieten in Schwierigkeiten, und er hat sie im Stich gelassen. Das ist alles. Deswegen hat er nie ein Wort gesagt.«
    »Ich glaube, da steckt mehr dahinter«, widersprach Hok. Er leerte seinen Krug und wollte eine weitere Runde spendieren. Die Frau lehnte ab. »Seht mal, dieses Ding, das er mit zurückgebracht hat, dieses Buch … sie erzählen sich, es wäre einige Säcke voll Gold wert. Gr o ße Säcke. Ich sage euch, man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie sie in Streit geraten sind. Der Gewinner bekommt alles und so. Dieser Wie-war-noch-gleich-sein-Name …?«
    »Endine«, sagte die Frau.
    »Ja. Endine. Er war der Gewinner. Der Bursche, der nach Hause zurückkehrte. Vielleicht hat er die anderen allesamt ermordet.«
    Flojian setzte krachend seinen Krug ab. Er sprang auf und starrte die drei an. In der Taverne war es mit einem Mal totenstill.
    »Du bist ein Schwätzer.« Er warf eine Silbermünze auf den Tisch. »Karik Endine hätte niemals jemanden im Stich gelassen!«
    Hok legte den Kopf schief und grinste Flojian herausfordernd an. Flojian wollte sich gerade auf ihn stürzen, doch der Wirt eilte herbei und schlichtete die Auseinandersetzung.
     
    Die Nachricht erreichte Avila mitten in der Nacht. Sie wurde von einem der Pfleger überbracht. Er kniete mit einem Wachsholz neben ihrem Bett. »Avila, man braucht Sie. Der Junge stirbt.«
    Ihr Mut sank.
    »Der Vater wartet unten.«
    Sie schlug das Bettlaken zurück. »Wecken Sie Sarim.«
    »Das wurde bereits erledigt. Er wartet im Altarraum auf Sie.«
    Avila wusch sich hastig das Gesicht über einer Schüssel, schlüpfte in ihre Robe, warf die Schärpe über und zog einen dunklen Umhang an, denn die Nacht war kühl. Sie verspürte nicht die geringste Lust auf das, was vor ihr lag.
    Sie steckte einen Vorrat agora ein, das den Übertritt des Kindes in die nächste Welt erleichtern würde, denn sie wußte, daß es keine Aussicht auf Heilung gab, es sei denn, die Göttin selbst griff ein. Doch die Göttin hatte viele Jahre nicht mehr geholfen. Avila fragte sich, was geschehen war, daß die Göttin sie so vollkommen allein ließ.
    Sie wußte, was die Kiri ihr antworten würden: Dein Glaube wird geprüft. Glaube und erfülle deine Pflicht, und alles wird gut. Aber es wurde nicht alles gut. Längst nicht alles.
    Der Vater wartete im Empfangsraum. Er saß mit hängendem Kopf da, und in seinen Augen stand der Schmerz. Er erhob sich, als Avila eintrat, doch er war nicht imstande zu sprechen. Tränen rollten über seine Wangen. Sie half ihm auf die Beine und stützte ihn. »Mentorin«, sagte er, »wir werden ihn verlieren.«
    »Er ist jetzt in Shantas Hand«, erwiderte sie. »Was auch geschieht, Shanta wird bei ihm sein.«
    Der Mann wischte sich die Tränen ab. Als er sich halbwegs gefangen hatte, nahm sie ihn beim Arm. »Kommen Sie mit mir«, sagte sie leise.
    Sie verließen den Raum, stiegen eine Treppe hinunter und gelangten in einen langen Marmorkorridor, der von Laternen erhellt wurde. Wandgemälde zeigten Shanta in ihren zahlreichen Erscheinungsbildern, wie sie Leben schuf, Regen sandte, das Kind Tira vor der Schlange beschützte und in blutgetränkten Kleidern vor den Illyrern erschien, um ihnen mitzuteilen, daß sie an der Seite ihrer Söhne in der Schlacht von Darami gekämpft hatte.
    Sie gingen zwischen Doppelsäulen hindurch, die symbolisieren sollten, wie die Göttin die Welt stützte, und betraten den Altarraum.
    Der Raum war oval und wurde von einem kleinen schmucklosen Altar beherrscht. Das einzige Licht stammte von einem Kohlenbecken, in dem das Ewige Feuer brannte, welches Havram den Illyrern von der Göttin persönlich gebracht hatte. Solange diese Flammen meine Kapelle erhellen, werden sie eurem Geist und e u ren Körpern Kraft geben. Sarim, der breite, bärbeißige, fromme Sarim wartete bereits. Er hielt eine frische Fackel, die er Avila reichte.
    »Gesegnet sei das Ewige Licht«, sagte sie und gab dem Vater die Fackel in die Hand. Er nahm sie entgegen, und sie half ihm, die Fackel über das Kohlenbecken zu halten, bis sie Feuer gefangen hatte.
    Augenblicke später hatten sie den Tempel hinter sich gelassen und eilten durch die Straßen. Die Nacht war stürmisch. Die Fackel in Sarims Pranke flackerte und glühte, und Avilas Umhang zerrte an ihren Schultern. Sarim und der Vater gingen Seite an Seite. Avila folgte ihnen mit wenigen Schritten Abstand und betete inbrünstig.
    Göttin, wenn es Dein Wille ist …
    Der Knabe

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