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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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meine Finger waren runzlig und das heiße Wasser wurde langsam kälter, als ich mich schließlich aufrappelte.
    In dem weißen Handtuch hinterließ ich beim Abtrocknen Blut und Gold, ich warf es achtlos auf den Boden. Aus dem Zimmer waren leise Stimmen zu hören, aber ich nahm mir bewusst Zeit: Langsame Bewegungen waren immer noch besser, machten mich weniger schwindelig, und wahrscheinlich war das Wasser doch zu warm gewesen, denn ich spürte schon wieder einen leichten Schweißfilm auf der Stirn. Ich putzte mir die Zähne und benutze mein Deo, cremte mir das Gesicht ein. Ein Föhn war nirgends zu sehen, also stieg ich mit nassen Haaren und immer noch steifen Gliedern in die Hose und das Top, das Josie mir hingelegt hatte. Ich kannte den Schlafanzug nicht, das Top hatte dünne Spaghettiträger und verbarg so gut wie nichts von dem grausigen Kreuz. Wo ich unter der Dusche am Schorf gerissen hatte, blutete die Wunde vorn noch immer: Ein wenig Blut hatte den Stoff schon durchtränkt, der rote Fleck erblühte darauf wie eine Rose. Herzlichen Glückwunsch, gratulierte ich mir selbst, du bist jetzt Ehrenmitglied in einem Kreuzritterorden. Denn dass diese abscheuliche Tätowierung nichts anderes war als meine Initiierung, war mir klar - ebenso klar wie die Tatsache, dass niemand meine Zustimmung eingeholt hatte oder mich auch nur so ganz nebenbei nach meiner Meinung gefragt hatte. Meine Verzweiflung wich langsam einer kalten Wut, mit der ich mich für das Kommende, für die im Krankenzimmer Versammelten schon besser gewappnet fühlte: Sie machte mich kälter und die Dinge um mich herum schärfer.
    Josie schloss gerade die Tür zur Einganghalle hinter sich, Ciaran drehte sich um, als er mich aus dem Bad kommen hörte: Er stand am Bett, hielt einen weiteren Beutel der klaren Flüssigkeit für den Tröpfler in der Hand und lächelte mich nachsichtig an.
    "Shara, du hättest noch nicht aufstehen sollen."
    Ich antwortete nicht, blieb einfach an der Tür zum Bad stehen. Er registrierte den langsam größer werdenden Blutfleck auf meinem Oberteil und deutete auf das Bett.
    "Ich mache dir schnell einen neuen Verband, setz dich bitte."
    Ich schüttelte den Kopf. "Nein, das bleibt so."
    Ciaran tauschte einen Blick mit Josie, die kam zu mir herüber.
    "Shara, komm, das blutet doch."
    Sie streckte den Arm aus, ich drehte mich weg, bevor sie mich berühren konnte.
    "Fass mich nicht an", sagte ich.
    Es klang selbst für mich wie ein bösartiges Fauchen und zog einen erneuten Austausch von Blicken zwischen meinem Pflegepersonal nach sich.
    "Shara, bitte", übernahm Ciaran mit bester Arztstimme, voller wohlmeinender Anteilnahme und einer schon leicht überstrapazierten Geduld, wie man sie gern gegenüber quengelnden Kleinkindern an den Tag legt. "Du hast noch erhöhte Temperatur und recht viel Blut verloren, leg dich doch hin. Ich muss deine Lunge abhören, du brauchst auch noch eine Infusion."
    Ich hob meine verklebte Hand hoch, zog langsam und demonstrativ erst das Pflaster ab, dann die Kanüle aus der Ader heraus - das tat höllisch weh und mir stiegen Tränen in die Augen, aber scheiß drauf. Ich warf das nadelige Ding auf den Boden, wo es feine Bluttröpfchen auf dem weißen Linoleum versprühte, meine blutende Hand wischte ich achtlos an der Hose ab.
    "Keine Untersuchung, keine Infusion. Du fasst mich nicht an. Niemand fasst mich an."
    "Shara, ich soll dir was von Jack ausrichten", mischte Josie sich in Ciarans und meinen Wettbewerb im Anstarren ein und lenkte mich ab, bevor ich verlieren konnte. "Er lässt dir sagen, wenn du dich erst erholt hättest, könntest du noch viel lauter schreien. Willst du ihn sehen? Er ist draußen, Magnus auch. Seit gestern Abend schon, sie sitzen auf der Treppe, und machen sich solche Sorgen."
    Josie war gut, das musste ich neidlos anerkennen: Jacksons Name lenkte mich tatsächlich kurz von meiner bodenlosen Wut ab, ließ mich an die Nähe des schönen Kreuzritters im Pantheon denken, an seine Güte, seine Sorge, seine Zärtlichkeit.
    "Sag ihm, er soll schlafen gehen. Es geht mir gut."
    Nach meiner etwas milderen Antwort startete Ciaran einen erneuten Versuch. "Shara, ich weiß, dass das Kreuz ein Schock für dich ist, aber du verdankst ihm dein Leben. Dass es dir jetzt schon so gut geht, ist nicht normal - an so einer Verletzung stirbt man normalerweise."
    Seine Worte brachten meinen Zorn wieder zum Kochen, und ich fuhr zu ihm herum. "Glaubst du den Scheiß eigentlich selber, den du da erzählst?",

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