Die Ewigen
verdächtigen Reaktionen von einem zum anderen.
Das war sinnlos, denn ich hatte den anderen erzählt, was ich wusste, und den Dolch hatte ich natürlich erkannt - wirklich überraschen konnte Andreas damit also keinen mehr. Ich hörte trotzdem, wie Ffion neben mir scharf die Luft einsog, von Gerard kam eine ungläubige Geste.
"Es muss ihm also jemand geholfen haben. Jemand von uns, der den Dolch gestohlen und ihn Drake gegeben hat. Ich werde herausfinden, wer das war, und dann wird dieser jemand sterben, so viel verspreche ich schon jetzt. Derjenige hat nicht nur Shara verraten, er hat uns alle verraten."
Niemand antworte ihm, wir schwiegen betroffen. Wahrscheinlich dachten die anderen Ähnliches wie ich: Eine andere Erklärung gibt es nicht - und trotzdem ist das unmöglich! Warum sollte einer von uns Shara an Drake verkaufen? Was hätte das für einen Sinn, was hätte dieser jemand davon?
Andreas musterte uns erneut der Reihe nach, dann fasste er einen Entschluss.
"Shara braucht noch einen Tag Ruhe, bis sie reisefähig ist, und das bedeutet, dass ich sie am Freitag auf die Burg bringen werde. Ciaran, Josephine, Shane, Jackson und Albert begleiten mich, es sei denn, Shara lehnt einen der Genannten ab. Jackson: Noch eine Bemerkung wie eben, und du wirst sie nie wieder sehen, das schwöre ich dir. Alle nicht Genannten verlassen bitte das Haus - nur solange, wie Shara hier ist. Es tut mir leid, das tun zu müssen, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher. Sharas Hotelsuite hat ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer mit Sofa, es gibt auch noch das Wachzimmer gegenüber - da könnt ihr es für zwei Nächte aushalten. Packt bitte zusammen und geht heute Nacht noch." Er hielt inne. "Jemand muss nach München, Sharas Sachen aus ihrer Wohnung holen. Freiwillige?" Peter hob die Hand, Andreas nickte ihm dankend zu und warf dann mir einen Blick zu. "Albert, du räumst ihr Hotelzimmer, bringst ihre Sachen her." Ich nickte, er wandte sich an Shane. "Check die Aufzeichnungen der Überwachungskameras auf dem Platz rund um das Pantheon, vielleicht kannst du Drakes Weg verfolgen. Ruf Margarethe an, wenn du nicht weiter kommst. Drake wird nun erst recht hinter Shara her sein, und wir sollten zu ihrem Schutz wissen, wo er sich aufhält."
Ich wusste, was Andreas meinte: Mit den goldenen Kreuzen auf ihrem Körper war Shara genau so, wie es die alte Legende für den Erlöser des Schwertes vorsah - und damit war sie auch genau so, wie Drake, aber auch wie Andreas und Ciaran sie hatten haben wollen. Und wer Shara hatte, hatte gewonnen, war sie doch nach unserer Sicht der Dinge so was wie ... die wirksamste Waffe, die die Welt zu bieten hatte. Ja, Andreas hatte Recht: Drake hatte Shara zwar im Pantheon zurückgelassen, aber damit war sein Auftritt in diesem Spiel sicher noch nicht beendet.
Ich war froh, endlich was tun zu können und beschloss, Jack mit ins Hotel zu nehmen. Er ließ sich von mir zu seinem Zimmer zerren und ins Bad schieben, dort drehte ich die Dusche auf und zog wahllos irgendwelche sauberen Klamotten aus seinem Schrank, warf sie ihm ins Badezimmer hinterher. Als er sich sein Hemd achtlos über den Kopf zog, wurde mir ein bisschen schlecht, als ich Sharas getrocknetes Blut auf seiner Haut sah, aber ich sagte nichts. Jack braucht nicht lange, keine halbe Stunde später öffnete ich die Tür zu Sharas verlassener Suite. Wir warfen die Sachen wahllos in Koffer und Tüten, dann schleppten wir das Zeug ins Auto. Ich sah absichtlich nicht wirklich hin, als ich die Kleidung aus dem Schrank nahm und die Kosmetika im Bad einsammelte, wobei mir Jack keine wirkliche Hilfe war: Er stand nach ein paar halbwegs sinnvollen Handgriffen orientierungslos im Schlafzimmer und starrte wie hypnotisiert auf den weichen, weißen Schal, den Shara an unserem ersten Tag in der Schwertkirche getragen hatte, und der jetzt auf einem Sessel lag, achtlos hingeworfen. Er verströmte einen milden Honigduft, als ich ihn hochnahm, und mir fiel schließlich nichts anderes ein, als den Schal Jack in die Hände zu drücken und ihn damit im Wohnzimmer auf dem Sofa zu parken, bis ich Sharas restliche Sachen eingesammelt hatte.
Den Ledermantel hätte ich allerdings beinahe vergessen, was ein ganz böses Omen gewesen wäre - ich hatte Jack schon auf dem Flur und die Klinke in der Hand, als mir das gute Stück wieder einfiel. Er war noch genau da, wo ich ihn hingehängt hatte, ungetragen: Ich faltete ihn sorgfältiger zusammen als den Rest der Sachen, fand ihn
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