Die Ewigen
gibt."
Jacksons Lippen entspannten sich, verzogen sich zu einem milden Lächeln - einem halben Lächeln, das mir einen seiner Eckzähne zeigte und meine erinnerungsschwere Stimmung ein wenig hob.
"Ich kann dir ein Papiermesser besorgen, wenn dir das lieber ist als die Pistole", bot er an, ich lachte auf, aber er stimmte nicht ein. "Wie kann ein fast erwachsener Mann seine kleine Schwester so quälen?", fragte er, ich zuckte mit den Schultern.
"Er konnte es, weil er es konnte", antwortete ich. "Es hat ihn niemand abgehalten. Er hatte die Eltern auf seiner Seite, seine Story war die bessere. Ich war immer schon ein bisschen ... ungeschickt. Schlaksig, nicht sehr anmutig. Wenn du zweimal über deine eigenen Füße fällst, dann glaubt dir niemand, dass du beim dritten Mal gestoßen wurdest."
Jackson nickte. "Du warst mutig", sagte er, ich dankte ihm mit einem kurzen Nicken und legte dann die alte Schifffahrkarte auf dem Deckel der Holzschatulle ab: Ich wollte das Thema beendet wissen - ich war nicht hier, um aus meinem verkorksten Leben zu erzählen und griff als Nächstes nach einem schwer aussehenden Goldring, der genau unter dem Ticket gelegen hatte.
Der Ring glänzte recht neu, schien nicht oft getragen worden zu sein - ein Herrenring, breit und mit einem eingeprägten Wappen auf der Verbreiterung vorn. Ein Siegelring? Ich studierte das Wappen, fand jedoch ausnahmsweise kein Schwingenkreuz darin: Es bestand aus vier einzelnen Feldern, ich erkannte einen Dachs oder so etwas in dem unten links und einen Raubvogel in dem oben rechts, der Rest waren angesichts der geringen Größe der Prägung nur wirre Linien.
"Ein Dachs, ein Fluss, Kornähren und ein Falke."
Ah, okay. Ich sah auf, darauf wartend, dass Jackson weiter sprechen, mir den Ursprung des Ringes erklären würde. Seine Augen waren plötzlich wieder starr, erkannte ich, als ich in seinem Gesicht nach dem Grund für sein Schweigen forschte, und sehr dunkel - dunkler noch als sein normales Nachtdunkel. Ein Wappen auf einem alten Ring? In einem 'Erinnerungen'-Kasten, der dem aus altem (falsch: gekauftem!) Adel stammende Jackson gehörte?
"Ist das ... dein Familienwappen?"
Jackson schüttelte den Kopf, den Blick immer noch auf den Ring gesenkt. Verdammt, warum hatte ich ausgerechnet dieses Ding aus dem ganzen Krimskrams rausfischen müssen, wie eine Elster auf der Suche nach dem glitzerndsten Stück?
"Jackson ..."
Er hob die Hand in einer bittenden Geste, ich hielt inne. Jackson wollte etwas sagen, doch dann fokussierten seine Augen fast überrascht den Ring, den er trug, und er drehte die Hand um, so dass sie offen vor mir lag und das rote Schwingenkreuz auf seinem Ordensring sanft im milden Licht der Lampen leuchtete.
"DAS ist mein Familienwappen", sagte er leise, dann nickte er zu dem Ring hin, den ich hielt. "Das da ist ... nichts, was mit einer echten Familie zusammenhängt. Das ist ... nichts."
Also doch, das Wappen seines Clans. "Jackson, sag das nicht. Sie waren deine Familie. Sind es immer noch."
Seine Augen weiteten sich, fragend. "Wie meinst du das?"
"Nun - deine Geschwister haben bestimmt Kinder gehabt, die auch wieder Kinder und die ... du hast ganz sicher noch eine Familie. Ur-ur-ur-ur-Neffen und -Nichten, oder wie auch immer das dann heißt. Und wenn deine Familie auf einem Gut gewohnt hat: Vielleicht gibt es das ja noch, vielleicht es ist es noch in der Hand deiner Familie?"
"Und wenn schon", sagte er bitter. "Sie haben damals nichts auf mich gegeben, warum sollten mich dann ihre Kindeskinder interessieren?"
"Weil sie ... deine Familie sind."
Jackson sah auf, die Nachtsmaragde stachen in meine geblendeten Augen. Nicht mit der ganzen Kraft, die sie entwickeln konnten - wie ein Licht unter einem staubigen Lampenschirm, die Sonne durch eine Sonnenbrille.
"Interessieren sich deine Eltern für dich?", fragte er scharf, "interessiert sich dein Bruder für dich? Kümmern sie sich, sorgen sie sich - lieben sie dich?"
Ich zögerte, überrascht von seinem ungewohnt scharfen Tonfall, schüttelte dann den Kopf. Nein, das taten sie nicht - sie liebten mich nicht, ich liebte sie nicht. Hatten sie nie, hatte ich nie. Ich konnte mich schon aus meiner Kindheit, aus der Zeit vor der Papiermesser-Sache, aus der ach so 'guten alten Zeit', an keine liebevollen, geborgenen Momente in Gegenwart dieser Menschen erinnern.
"Ich habe das nur gesagt, weil du so traurig ausgesehen hast", rechtfertigte ich mit schwacher Stimme meinen Versuch, Jackson seine
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