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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Reiseführer vom Schwert gelesen und die Kammer betreten hat, ist euch doch quasi auf die Spur gekommen, oder nicht?"
    Jackson lehnte sich zurück und wuschelte sich über die Haare - sie sahen aus, als hätte er sie seit dem Schwimmen heute Morgen nicht mehr gekämmt: weich und dicht wie schwarze Wolken.
    "Das mit dem 'Entdecken' ist eher so gemeint wie bei Josie, die ein Gespräch zwischen zwei Großmeistern belauscht hat, oder wie bei mir, der ich in einen Ritus reingeplatzt bin. Also mehr ... die Entdeckung des Ordens und seiner Funktion, als die Entdeckung der Bedeutung des Schwertes. Die ist weltweit bekannt, wenn natürlich auch kaum jemand wirklich daran geglaubt hat, wie du ja selber weißt."
    Ich ließ das einen Moment durch mein Gehirn kreisen. "Also schützt ihr euch in erster Linie selbst."
    Jackson zuckte mit den Schultern. "Im Endeffekt: Ja. Aber da wir nur dem Schwert dienen, schützen wir durch diesen Selbstschutz auch das Schwert beziehungsweise dessen wahren Herren. Der Löser des Schwertes soll nicht in die falschen Hände geraten, sondern eben eine ... freie, gelöste und inspirierende Atmosphäre vorfinden, keinen Wahnsinnigen, der ihn oder sie nur instrumentalisieren will. Wie Drake."
    "Aber ist Drakes Wunsch, den Kreis so klein wie möglich zu halten, dann nicht eher in eurem Sinne als Ciarans ... Sendungsbewusstsein?"
    "Vielleicht, aber nur bis zu dem Punkt, wo Drake Josie umbringen wollte. Sie war eine zitternde, kleine Person, die sich vor ihrem brutalen Ehemann in die nächste Kirche geflüchtet hatte - und so ein Geschöpf kaltblütig töten zu wollen, geht einfach weit über jedwedes Recht und Moral hinaus."
    Da konnte ich nur zustimmen, also fuhr Jackson fort, mir den Text zu übersetzen.
    "Der Streit zwischen den drei Ordensmeistern bricht immer wieder aus, aber der Kreis der Mitglieder vergrößert sich, wenn auch langsam. Dann geht es im 16. Jahrhundert um die Burg: Drake will keinen zweiten Stützpunkt, er bleibt in Rom, während Andreas und Ciaran Jahrzehnte lang sehr häufig hier sind, um einen sicheren Rückzugsort für den Orden und den Erlöser des Schwertes zu erbauen. Jedes Mal, wenn sie nach Rom zurückkehren, ist die Kluft größer geworden und Drakes Verhalten seltsamer. Er terrorisiert ein paar Brüder und Schwestern, wohl um sie dazu zu bewegen, den Orden zu verlassen, dann befremdet er Andreas und Ciaran, in dem er einem Priester unter dem Beichtgeheimnis die ganze Geschichte erzählt und diesen dann in die Schwertkirche schleppt. Was er damit beweisen wollte, ist nicht ganz klar, aber Andreas hält das für ein erstes Zeichen von Wahnsinn. Peter wird aufgenommen, er war der Priester. Und dann kaum ein Jahr später die Geschichte mit Josie - so, wie Andreas sie dir erzählt hat. Er findet hier sehr mitleidige Worte für sie, sie war wohl wirklich übel zugerichtet, als sie sie fanden, und hat danach Wochen gebraucht, bis sie ein Wort gesprochen hat." Jackson blätterte die Seite um, es folgte nur noch ein sehr kurzer Absatz. "Andreas schreibt zum Abschluss zu Drake, dass er sehr traurig sei, dass aus dem guten Freund von einst ein Feind geworden ist. Er hofft, dass man sich nie mit gezogenen Waffen gegenüberstehen werde und mehr noch, dass Drake mit der Zeit zur Einsicht kommen und in den Schoß des Ordens zurückkehren möge. Etwas pathetisch, aber sicher ehrlich."
    Jackson lehnte sich zurück. Ich dachte über das Gehörte nach und konnte meinem Übersetzer nur recht geben: Viel war das wirklich nicht, Drake war einfach ... durchgeknallt. An meiner halbgaren Theorie über seinen Machthunger hielt ich nach wie vor fest, aber das ganze psychologische Untergerüst seines Wesens blieb mir verborgen. Ich wusste nun zwar ein bisschen genauer, was er getan hatte, aber was sein Ziel sein mochte, konnte ich nur vermuten. Was wollte er, was sollte ich dabei für ihn tun - ich, die ich nichts konnte, nichts wusste?
    Jackson beobachtete mich aufmerksam, alles andere als müde und scheinbar auch gar nicht mehr verstimmt, aber ich wollte ihn nun auch nicht weiter beanspruchen. Eine Frage noch, schwor ich mir, dann gehst du als braves Mädchen noch vor Mitternacht in dein eigenes Zimmer zurück.
    "Was ganz anderes: Warum ist dieser Mönch eigentlich gestorben, der damals das Schwert bewacht hat?"
    "Das habe ich Andreas auch gefragt: Der Mönch hatte nur einen Strich auf der Brust statt des kompletten Kreuzes, nur den Ersten, den waagrechten. Das hat seinen Alterungsprozess so

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