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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Shara neben einer Zigarette noch so zu einem gesunden Frühstück gehörte: fettarme Milch für einen Cappuccino und Orangensaft aus der Tüte. Jacks zuckende Mundwinkel sagten mir, dass er die Ohrfeigen gehört hatte - dass er meinen blöden Spruch auch mitbekommen hatte, glaubte ich indes nicht. Genauer gesagt, hoffte ich es nicht, denn mit bloßen Fäusten konnte er mir durchaus gefährlich werden, und so eine Beleidigung gegenüber der Prinzessin würde Jack mir als ihr selbsternannter erster Ritter sicher nicht ohne weiteres durchgehen lassen.
    "Ich bin in einer Viertelstunde unten", sagte Shara knapp und kalt, ich nickte und machte, dass ich mit hochroten und schmerzglühenden Wangen aus ihrem Zimmer kam.

    Als wir wenig später aus dem Auto stiegen und auf unsere übliche Laufroute einbogen, hatte Shara das Vorkommnis von eben mit keinem Wort erwähnt - streng genommen hatte sie noch überhaupt nichts gesagt. Ich schwankte: Sollte ich mich einfach direkt entschuldigen - oder war die doppelte Ohrfeige schon ausreichende Genugtuung gewesen und sie wollte nichts mehr davon hören? Aber was mich nach wie vor brennend interessierte: War da jetzt was zwischen den beiden oder nicht? Sollte ich ihr vielleicht einfach sagen, dass ich mich für sie und Jack freuen würde, dass ich sie höchstpersönlich zum Altar führen würde, wenn sie ihn morgen heiraten wollte? Okay, das wäre eine Lüge, aber immerhin eine gut gemeinte: Ich hatte Shara mehr als gern, wünschte ihr alles Glück der Welt - und wenn die Prinzessin dafür Jack brauchte oder wollte, dann musste die Prinzessin Jack auch bekommen, basta.
"Wenn du ihn heiratest, streue ich im rosa Kleid Blütenblätter auf deinem Weg zum Altar", sagte ich zu Sharas Rücken, als sie mir voraus durch ein schmales Tor lief.
    Sie dreht sich nicht um, und ich musste mit ein paar schnellen Schritten aufschließen, um ihre Antwort verstehen zu können.
"Wie meinst du das? Willst du gegen eine Hochzeit wetten und das rosa Kleid ist dein Einsatz?"
    Du meine Güte, heute hatte ich wohl wirklich keinen guten Tag.
    "Nein, das ist keine Wette. Das ist Buße", sagte ich und fügte in Erinnerung an meinen Sitzstreik vor ihrem Hotelzimmer hinzu: "Wieder einmal."
    Shara trabte ein paar Meter weiter, lief dann aus, stützte die Hände in die Hüften und beugte sich nach vorn. Ihr Rücken bebte, ich hielt besorgt neben ihr an.
    "Alles Okay?"
    "Nein", antwortete sie zwischen zwei japsenden Atemzügen. "Ich habe mir nur gerade vorgestellt, wie du im rosa Tutu herumhopst und mit Rosenblättern um dich schmeißt." Sie keuchte erneut. "Jetzt versuche ich zu lachen, bekomme aber nicht genug Luft."
    Sie wies auf eine Bank, die mal eine Bushaltestelle gekennzeichnet hatte, nun aber morsch und vergessen hinter einem wuchernden Gestrüpp vor sich hin moderte: Eines der beiden Rückenbretter fehlte, und eine Ansammlung Zigarettenkippen sowie ein paar zerknautschte Dosen von Energy-Drinks zeigten, dass sich an diesem äußerst exklusiven Ort die Dorfjugend traf.
    "Ich muss mich mal setzen."
    Hinter dem Gebüsch waren die Kühle der Nacht und der morgendliche Tau noch deutlich zu spüren, aber Shara ließ sich mit sichtlicher Erleichterung auf der Bank nieder. Ich gab ihr die Wasserflasche und warf bei der Gelegenheit einen prüfenden Blick auf ihre schmalen Oberschenkel.
    "Hast du schlimmen Muskelkater?"
    "Nur einen halben", antwortete sie zwischen zwei Schlucken mit einem Grinsen, das ich ebenso wenig verstand wie ihre Äußerung selbst: Shara dürfte vor Schmerzen kaum laufen können, aber danach sah sie tatsächlich ganz und gar nicht aus.
    Sie gab mir die Flasche zurück, sah mich immer noch nicht an.
    "Dein Spruch eben war echt krass", sagte sie schließlich und ich seufzte - erleichtert, denn lag das Thema einmal auf dem Tisch, konnte ich mich endlich entschuldigen.
    "Es tut mir leid. Ich wusste nicht, wie ich ... wie ich damit umgehen sollte, und dann rede ich meist so einen Scheiß. Ich würde mich wirklich freuen, wenn du und Jack ... also, wenn ihr zusammen wärt."
    Hörte sie die Lüge in meinen Worten oder meiner Stimme? Bitte nicht, betete ich - wenn sie dich schon nicht so haben will, wie du das gern hättest, dann musst du doch wenigstens ein Freund bleiben können.
    Shara zog die Beine an und umschlang sie mit den Armen, was aus meiner großen Prinzessin ein schmales Paket machte.
    "Danke, da bin ich ja froh. Reicht deine Zustimmung aus oder muss ich noch eine offizielle Eingabe

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