Die Ewigen
halbwegs brauchbare linke Hand auf dem Rand eines Waschbeckens, ich tat ihm den Gefallen und stützte mich ab. Die Tür fiel hinter den beiden ins Schloss, ich auf die Knie, dann übergab ich mich bitter in die scharf nach Chlor riechende Kloschüssel. Schweiß tropfte mir von der Stirn und verklebte meine Haare, mein Kopf pochte wie wild, ich hustete und würgte, bis meine Kehle brannte wie Feuer und die schwarze Galle restlos aus mir heraus war. Diese ekelhafte, aber sehr erleichternde Prozedur war glücklicherweise schnell erledigt, doch ich blieb weiter auf dem Boden sitzen - viel zu matt, um mich aufzurichten, viel zu erschöpft, um Ciaran und Jackson gegenübertreten zu können. Ich atmete so tief ich konnte, um meinen Kopf wieder klar zu bekommen, wischte mir den Schweiß von der Stirn: Er fühlte sich kalt und klebrig an. Ich hätte mir gern den Mund ausgespült, hatte aber nicht genug Kraft, um aufzustehen und die ganzen eineinhalb Meter zum Waschbecken zu gehen - noch nicht, aber nach ein paar ruhigen Minuten vielleicht. Ich atmete und wartete, und als ich mich ein bisschen besser fühlte, tastete ich nach der Spülung, um wenigstens die Beschwerung in der Kloschüssel loszuwerden.
Kurz darauf hörte Ciarans Stimme hinter mir.
"Komm, wasch dir das Gesicht."
Ich schüttelte den Kopf - er sollte gehen, mich alleine lassen: Nur noch etwas Ruhe - hier, neben der wunderbar weißen Kloschüssel, dann könnte ich allein aufstehen, mich frisch machen und wenigstens mit ein wenig Würde aus dieser Toilette herauskommen. Ich hoffte vergebens: Ciaran fasste mich unter den Achseln und zog mich hoch, schleppte mich zum Waschbecken.
"Jackson ...?"
"Er wartet draußen."
Ciaran drehte den Wasserhahn auf und wischte mir mit einem feuchten Papiertuch das Gesicht ab. Das Wasser war so kalt und klar wie in meinen disziplinierenden Gedanken an Robertos Bett, und ich steckte mit Ciarans Hilfe den halben Kopf unter den prickelnden Strahl. Das Wasser lief mir über Gesicht und Haare in den Nacken, es kühlte das Pochen im Kopf ebenso ab, wie es den Nebel aufriss. Ich spülte mir den Mund aus und trank mit der Hand gierig so viel, bis die brennende Bitterkeit in Mund und Hals erträglich wurde.
"Okay?", fragte Ciaran, als ich den Hahn zudrehte.
Ich nickte, aber das war hoffentlich keine Frage nach meinem Gesamtzustand gewesen, denn der war leider alles andere als okay: Meinen rechten Arm spürte ich nicht, mein Kopf war immer noch in Watte gepackt, meine Beine waren schlimmer dran als nach einer doppelten Runde mit Magnus durch das Tal, und mein Magen zog sich jetzt schmerzhaft und leer zusammen. Wenigstens war der Würgereiz weg - ein kleiner Fortschritt nur, aber man soll ja dankbar sein.
"Komm, du kannst dich da draußen hinlegen", sagte Ciaran und führte mich aus der Toilette in einen kleinen Behandlungsraum mit ein paar Schränken, einer Liege - und Jackson, der in einer Ecke an der Wand lehnte.
Er machte einen Schritt auf mich zu, aber Ciaran streckte abwehrend die Hand aus.
"Warte bitte."
Jackson zögerte, kam dann aber doch näher.
"Jack, fass sie nicht an", warnte Ciaran ihn scharf, während ich mich auf die Liege hockte und einfach nach hinten sinken ließ - in blindem Vertrauen darauf, dass sich schon etwas finden würde, an das ich Rücken und Kopf würde anlehnen können.
Jemand nahm meine Beine und legte sie hoch, jemand packte etwas Weiches unter meinen Kopf, ich schloss die Augen, denn die summenden Neonröhren unter der Decke stachen mir direkt ins Gehirn, schmerzhaft und grell.
"Shara, ich messe dir den Blutdruck, ja?"
Ich versuchte ein Nicken, denn mein Hals kratzte grausam und taugte wohl noch nicht wirklich zum Sprechen. Ich räusperte mich, hustete kraftlos.
"Kann ich bitte ... Cola haben? Light? Kalt?"
"Natürlich. Jack, im Erdgeschoss ist eine Cafeteria."
Eine Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen, dann spürte ich Ciarans kühle Finger an meinem Handgelenk.
"Tut dir was weh?"
"Mein rechter Arm ist ... tot", antwortete ich langsam, "und ich hab Kopfschmerzen. Schlecht ... ist mir jetzt nicht mehr. Nur noch müde und schwindelig."
"Ist der Arm sofort weg gewesen oder ging das allmählich?"
Ich spürte ein scharfes Pieken in der rechten Hand und öffnete mühsam ein Auge, für eine Drehung des Kopfes reichte meine Kraft nicht.
"Hast du das gespürt?"
"Ja. Und es war ... langsam. Erst hat's gekribbelt, dann wie eingeschlafen geprickelt, und dann war er ... ganz taub. Ist er immer
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