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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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damit zu rechnen, dass auch zu später Stunde einer der Ordensmeister auf die Idee kommen könnte, eine kleine Stippvisite bei mir zu machen, um meinen für den Orden hochinteressanten Gesundheitszustand zu kontrollieren. Jackson hatte keine Scheu, mir trotz meines erbarmungswürdigen Zustandes nahe zu sein, was ich aber zu verhindern suchte - es tat mir in der Seele weh, wenn ich ihn durch eine Berührung schwächte, die mir kleine Freudenschauer über den Rücken jagte. Wir einigten uns schließlich auf einen Kompromiss: Er konnte mich so oft und so lange in den Arm nehmen wie er wollte, solange er nur meine bloße Haut nicht berührte. So kam ich in den Genuss seiner beruhigenden Wärme, hinreißender Nahaufnahmen seiner Augen und des scheinbar immer süßer werdenden Zimtduftes seiner Haut, bis Ciaran gegen halb zwei in der Nacht nach einem scharfen, kurzen Klopfen eintrat und Jackson ziemlich barsch in sein Zimmer schickte. Ich maulte Ciaran daraufhin böse an, was mir nachher ein bisschen leidtat - er erinnerte mich an einen besorgten Vater (wohl gemerkt: nicht an meinen Vater!): Er meinte es nur gut, ich aber fühlte mich bevormundet und behandelt wie ein Kleinkind. Ich dämmerte dann ein paar Stunden im viel zu leeren Doppelbett vor mich hin, vermisste Jacksons schönen Schatten auf der anderen Seite, träumte wildes Zeug von hallenden, leeren Korridoren und war fast dankbar, als ich um kurz vor acht in meine Sportsachen schlüpfen und mit Magnus in der frischen Morgenluft laufen konnte - das war zwar nach dem gestrigen Tag doppelt so anstrengend wie sonst, aber immerhin eine halbwegs sinnvolle Beschäftigung beim Warten auf den nächsten Termin am Nachmittag. Ich machte mir keine Illusionen, dass es diesmal leichter werden würde, und packte kurz vor der Abfahrt Zahnbürste und Zahncreme in meine Tasche, außerdem ein frisches T-Shirt, Haarbürste und ein Deo. Ich würde niemandem mehr einen solchen Anblick bieten wie Jackson und Ciaran gestern, schwor ich mir: Das war einfach unwürdig.
    Shara Shane sollte uns fahren, und als Shara um kurz nach zwei aus dem Haus kam, folgte Jack ihr auf dem Fuß. Er hielt ihr die Beifahrertür auf und schwang sich dann zu mir und Ciaran auf den Rücksitz, ohne ein Wort zu verlieren. Shane schoss einen fragenden Blick auf die Rückbank ab, den Zündschlüssel in der Hand - losfahren oder nicht?
    "Was genau machst du hier?", fragte Ciaran Jack, der schnallte sich seelenruhig an.
    "Ich komme mit. Ich warte auf dem Gang oder im Auto, aber ich komme mit."
    Das Gurtschloss schnackte ein, Ciaran beugte sich vor.
    "Shara?"
    Unsere Prinzessin drehte sich nicht um, sortierte irgendwas in ihrer Tasche.
    "Er kommt mit und wartet im Auto."
    Niemand widersprach, und bald darauf stand ich mit dem dicken Kinderbuch in der Hand vor dem Bett eines Mädchens von etwa zehn Jahren. Sie war sehr süß mit ihren kurzen, schwarzen Locken und den großen, blauen Augen, nur ihre blasse Haut und die zögernden, langsamen Bewegungen verrieten, dass sie nicht ganz auf der Höhe war. Die Kleine musterte mich ebenso ängstlich wie Shara bewundernd, sie hatte einen entzündeten Blinddarm, der sich erst beruhigen musste, bevor sie operiert werden konnte. Sie hieß Lara und auch noch Maria, aber Maria hieß schon ihre beste Freundin, deswegen dürften wir sie nur Lara nennen, sprudelte sie hervor, während wir uns Stühle an ihr Bett zogen. Lara ohne Maria wollte sehr gern bei Shara Händchen halten, vorher aber einmal an deren goldenen Haaren fühlen, dann verkündete sie uns großspurig, für Gruselgeschichten wäre sie zu alt, aber wir könnten ja mal versuchen, sie zu schocken. Wir lachten und rückten nah an ihr Bett, aus einem Tröpfler ran eine Flüssigkeit in ihren zarten Körper, zahllose Plüschtiere und schief ausgeschnittene Pappherzen auf dem Nachttisch wünschten ihr farbenfroh und mit allerlei Schreibfehlern und vielen Ausrufezeichen 'Gute Beserung!!!'. Ich entschied mich für eine Vampir-Geschichte, Lara hielt ihren skeptischen Gesichtsausdruck ein paar Minuten durch, dann wurden die Augen größer und ihr Gesichtsausdruck sehr süß konzentriert. Die Miene von Shara neben mir verwandelte sich wie ein Zerrspiegel in die andere Richtung: Von fröhlich und wach zu still und angespannt. Ihr Atem wurde langsamer und flacher, sie sackte immer tiefer auf ihrem Stuhl zusammen, verlor jedwede Farbe im Gesicht und wischte sich nach etwa zehn Minuten mit zitternden Fingern den Schweiß von der fahlen

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