Die Ewigen
dagegen vor unterdrückter Wut zu brodeln, er und Shara funkelten sich an, als wären gerade ganz schön die Fetzen geflogen. Es wurde schnell deutlich, dass wir hier zwei verschiedene Baustellen hatten: Einmal war die Davide-Frage ungeklärt, dann hatte Shara wohl so ganz nebenbei erwähnt, selbstverständlich würde sie sich morgen mit Drake in dieses Café - Ffions 'Kaffee'! - treffen, und das hatte zu einem hitzigen Nebenkriegsschauplatz geführt. Letzteres wurde als Erstes geregelt, noch während sich alle einen Platz suchten und Ffion sich Davide vorgestellte: Shara schoss ein paar schnelle, leise Sätze auf Andreas ab, der besprach sich kurz mit Ciaran, dann war Punkt eins erledigt. An Jacks skeptischem Blick war das Ergebnis ebenso klar abzulesen wie an Sharas siegreichem Lächeln: Die Prinzessin würde mit Drake sprechen. Davide rutschte weiter in die Bank hinein, um für uns Neuankömmlinge Platz zu machen, schien sich aber in unserer Runde durchaus nicht unwohl zu fühlen. Ich hatte schon ein paar Küken hier ankommen sehen, und im Vergleich hielt sich Davide gar nicht schlecht: Er war ein bisschen blass und sah dauernd zu Jack und Shara hinüber, als erhoffe er sich von ihnen Anweisungen, wie er sich zu verhalten habe, war aber aus seiner schockierten Trance von vorhin wieder aufgewacht.
"Nun gut", sagte Andreas, während ich mich neben Ffion auf die Bank setzte, "vielleicht sollten wir erst mal was Essen. Wir reden dann nachher weiter, Davide."
Sharas Wangen waren wieder kühl, und sie schüttelte den Kopf.
"Nein, wir regeln das sofort, er sitzt hier sonst nur ein paar Stunden rum und weiß nicht, was los ist. Ihr habt mir erzählt, dass ihr über ein neues Mitglied wissen wollt, was es zu wissen gibt, dann befragt ihr die Brüder und Schwestern nach ihrer Meinung über den Kandidaten. Nun, ihr kennt Davide, seit er ein Kind ist - gibt es etwas, was gegen ihn spricht?"
Andreas und Ciaran tauschten einen Blick, dann schüttelte Ciaran den Kopf. "Nein, da gibt es nichts."
"Gut, dann gleich weiter zu den Meinungen. Ich mach gern den Anfang: Es ist meine Schuld, dass Davide hier ist, denn ich war heute Nachmittag unverantwortlich leichtsinnig und habe ihn so in diese ganze Geschichte rein gezogen. Ich glaube, dass er in Gefahr sein könnte, wenn er einfach nach Hause geht - Drake weiß, dass ich ihn kenne, und er kommt leicht an ihn heran." Sie machte eine Pause und sah uns der Reihe nach an. "Ich würde ihm schlussendlich selbst die Wahl lassen, aber wenn er möchte, ist er für mich drin und ich bitte euch: Nehmt euch seiner an, kümmert euch um ihn, sorgt für ihn. Wenn er sich dagegen entscheidet, müssen wir irgendwie garantieren, dass er in Sicherheit ist. Und was seine Person angeht: Ich halte ihn für klug, sensibel, freundlich und tapfer - und wenn er nicht für euch geeignet ist, weiß ich nicht, welche Kriterien ihr sonst zugrunde legt."
Shara drehte sich zu Jack um, damit war er der Nächste. Er musterte Davide, der zupfte verschämt an seinem Hemd herum. Ja, eine blöde Situation für den Kleinen: Leute, die er gar nicht kannte, stimmten darüber ab, ob er bei etwas dabei sein sollte, von dem er gar nicht wusste, was es war und ob er das überhaupt wollte - willkommen im Club, so war es uns allen gegangen.
"Ich bin dafür", sagte Jack. "Er weiß noch nichts über uns und hat eben trotzdem seine Hilfe angeboten, Shara zu beschützen, das finde ich sehr mutig. Aber Shara irrt sich, wenn sie denkt, dass sie bei ihm in der Schuld steht - die Schuld an dem Zwischenfall heute liegt bei uns. Wie schon in Rom haben wir versagt."
Josie und Shane besprachen sich kurz und leise, während Shara Jack spielerisch mit dem Zeigefinger drohte und Davide von Jacks verbaler Tapferkeitsmedaille rote Backen bekam.
"Shane und ich sind dafür", sagte Josie schließlich schlicht. "Er wäre auch ohne die Drake-Geschichte eine gute Wahl."
Ffion sah Davide zögernd an, dann zuckte sie entschuldigend mit den Schultern. "Ich kann dazu nichts sagen, ich kenne ihn ja gar nicht. Aber wenn Jack Recht hat mit dem, was er sagt, bin ich dafür."
Danach war ich an der Reihe, und ich machte es kurz. "Er ist dabei."
Ich mochte den Kleinen - er war zwar noch ein halbes Kind, aber wenn Shara für ihn sprach, würde ich den Teufel tun und etwas entgegen. Wenn man ein schlechtes Gewissen hatte, dann hatte man eben ein schlechtes Gewissen - und ich verstand unsere Prinzessin in dieser Beziehung manchmal viel besser als Jack,
Weitere Kostenlose Bücher