Die Ewigen
was andere empfanden oder empfunden, was andere gefühlt hatten. "Bei Maggie und Peter Freundschaft, vielleicht so etwas wie ... Respekt, bei Lucia und Ffion war gar nichts zu merken, auch nichts Negatives - vielleicht müssen die Gefühle des anderen besonders stark sein, damit was bei mir ankommt. Ich hoffe, dass das wieder weggeht - oder dass ich mir das nur einbilde", fügte ich hinzu und sah nachdenklich auf meine Hand, durch die Jacksons schöne Gefühle in mein sonst so blasses Seelenleben tröpfelten.
"Das wird stärker, Shara", prognostizierte mein schöner Kreuzritter mit einer Gewissheit, die mich frustriert aufstöhnen ließ: Es genügte schon, dass ich per Händedruck den Gesundheitszustand eines Menschen diagnostizieren konnte, da musste ich nicht auch noch wissen, was die betreffende Person über mich dachte!
Wir richteten uns für die Nacht in Jacksons Bett ein - es war in etwa so schmal wie sein Einzelbett in der Burg, und so hatte ich es hier auch am bequemsten, wenn ich mich halb auf seine Brust legte.
"Es wird das sein, was du immer vermisst hast: Das Mittel, um entscheiden zu können, ob du jemandem helfen solltest oder nicht", sagte Jackson, während ich meinen Kopf auf seiner Schulter bettete.
Ich dachte darüber nach. "Nein, das wäre nicht sinnvoll. Ich kann jemandem nicht die Hilfe verweigern, nur weil er mich nicht leiden kann. Dann wäre die Welt bald sehr, sehr leer."
Jackson lachte, küsste mich auf die Stirn und vergrub eine Hand in meinen Haaren. Ich merkte an seinem flachen Atmen, dass er über irgendetwas nachdachte, und unterdrückte ein unerwartetes Gähnen: Jacksons Brust war warm, draußen rauschte leise entfernter Verkehr - einlullende Bedingungen, die mir vielleicht doch ein paar Stunden Schlaf bescheren würden. Leise Schritte kamen auf dem Flur vorbei, eine Tür in der Nähe wurde geöffnet und geschlossen. Nicht viel Privatleben in diesem Haus - trotz der dicken Wände konnte Magnus nebenan wahrscheinlich jede unserer sehr beherrschten Bewegungen auf dem dezent quietschenden Bett hören. Moment ... Magnus? War es das, was Jackson gerade beschäftigte? Ich rutschte ein Stück nach oben und stützte den Kopf auf meinen Arm, so dass ich auf ihn hinter schauen konnte. Er knöpfte mir oben noch einen Kopf meines Hemdes zu und sah dabei ein wenig traurig aus, ich küsste ihn als Entschädigung und wurde mit einer Umarmung belohnt, die diese verdammten Bettfedern begeistert quietschend kommentierten.
"Was grübelst du?", fragte ich ein wenig atemlos, als Jackson mich nach ein paar Minuten wieder frei gab. "Wegen dem, was ich über Magnus gesagt habe?"
Es war noch nicht ganz dunkel draußen, was mich in seinen vor Erstaunen weit geöffneten Augen fast noch ein wenig abendliches Dunkelgrün erahnen ließ.
"Magnus?", wiederholte er fragend, ich nickte.
"Ja, Magnus. Du weißt schon: der große Blonde. Behauptet, über zweihundert Jahre alt zu sein, wohnt nebenan und war Trauzeuge bei deiner Hochzeit."
Jackson lachte. "Nein. Magnus verehrt dich und den Boden, auf dem du gehst."
Das war meiner Meinung nach ein bisschen übertrieben, aber ich widersprach nicht. "Was ist es dann?"
Jackson zögerte, ich zog mit dem Finger die feinen, absolut geraden Linien der Narbe auf seiner Brust nach. Wenn ich diese Kennzeichnung bei Davide machen musste, würde der arme Junge wahrscheinlich auch mit so einem windschiefen X rumlaufen wie der Priester aus dem Pantheon - Ciaran fragen, wie ich das üben kann, notierte ich mir in Gedanken.
"Gerard macht mir Sorgen", antwortete Jackson schließlich. "Ich wusste, dass er ... auf dich steht, wenn du mir diesen neumodischen Ausdruck gestattest, aber was du eben gesagt hast, klang nach mehr. Nach zu viel."
"Es hat sich auch nach mehr angefühlt", gab ich zu, widerwillig noch einmal an diese unangenehmen Minuten an Shanes Bett zurückdenkend, in denen ich mit Schwindel und Ekel gekämpft hatte - Schwindel von Shanes Sog, Ekel von Gerards Gefühlen. "Sehr ... verlangend."
"Ist dir das vorher schon mal aufgefallen?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Ein bisschen, aber ich hab nicht auf ihn geachtet. Ich wollte dich."
Jackson lachte nicht wie erhofft. "Woran hast du das gemerkt?"
"Na ja - er war schon immer ein bisschen schnell mit Küsschen hier und Küsschen da, Hand auf dem Rücken oder auf dem Arm. Nie so, dass es wirklich fies wurde - aber mehr als die anderen, und auch anders als die anderen. Schmieriger. Und die Geschenke fand ich auch
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