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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Fahrradfahrer schoss in rasantem Tempo von rechts nach links. Alle drei mussten einem Auto ausweichen, das schief auf dem Bürgersteig stand - einem kleinen, schwarzen Alfa Romeo mit zwei frechen, weißen Streifen über Dach und Motorhaube.
    Ich konnte kaum glauben, was ich da sah, und musste mich mit einer völlig überflüssigen Frage bei Ciaran rückversichern.
    "Davide?"
    Ciaran nickte.
    "Spinnt der?"
    Ciaran nickte wieder und lächelte - nicht fröhlich, aber irgendwie auch widerwillig anerkennend.
    "Er steht da seit etwa fünf Minuten, ist bislang nicht ausgestiegen."
    Ich beugte mich wieder zum Monitor hinunter: Die Kamera war zu hoch angebracht, ich konnte nicht in den Innenraum des Autos hinein sehen.
    "Hat er dich angerufen? Hat er gefragt, ob er herkommen darf?", fragte Ciaran, ich schüttelte den Kopf.
    Seit Jackson und Magnus weg waren, hatte ich mein Handy immer bei mir gehabt, nun warf ich noch mal einen prüfenden Blick darauf: Nichts, weder Anruf noch SMS.
    "Vielleicht bei Jackson, aber der hätte sich doch bei mir gemeldet."
    Ich sah wieder auf das Auto, dachte an mein letztes Gespräch mit Davide, vorgestern am Telefon. Er hatte schlimm geklungen: Einsam und verängstigt, als hätten wir ihn entgegen allen Versprechungen und Beteuerungen doch schmählich verlassen.
    "Lassen wir ihn rein?"
    Ciaran lehnte sich neben mir an den Schreibtisch.
    "Ja, natürlich. Aber er muss so schnell wie möglich wieder Hause, hier kann er nicht bleiben. Wenn du willst, schicke ich ihn sofort zurück."
    "Er war bestimmt mehr als sechs Stunden unterwegs", bemerkte Shane neben mir, "den kannst du doch jetzt nicht die ganze Strecke zurückfahren lassen!"
    Ich nickte zustimmend - zu beiden Aussagen. "Davide soll hier schlafen, morgen fährt er zurück. Ich schreibe Jackson eine SMS. Ist er noch mit Magnus unterwegs?"
    "Ja, sie stehen vor Drakes Haus und langweilen sich zu Tode, Magnus letzten Meldungen zufolge."
    Ich tippte schnell ein paar Worte an Jackson ein, während ich Shane und Ciaran die Treppe hinunter folgte. In der Eingangshalle bat mich Ciaran, dort zu warten, dann schlüpfte er mit Shane aus der Haustür. Ich hörte das schwere Tor zur Seite fahren, ein paar Minuten später wurde ein Auto gestartet und fuhr langsam auf den kleinen Hof. Shane ging voran, dann kamen Davide und Ciaran in die Halle - Davide blickte auf den Boden, Ciarans Stirn war gerunzelt, seine Augen funkelten vor mühsam unterdrückter Wut. Das Handy in meiner Hand klingelte, ich warf einen Blick auf das Display: Jackson. Die Melodie ließ Davide aufblicken, ich nahm ab und hielt das Gerät an mein Ohr. Er weint gleich, dachte ich mit Blick auf die feuchten Augen des Jungen, woraufhin er mir mal wieder schrecklich leidtat: Schmal und müde sah er aus - er hat vor dem Tor gestanden, weil ihn nach seiner Fahrt durch das halbe Land auf den letzten Metern der Mut verlassen hat, dachte ich, und nun ist der Empfang bei seiner neuen Familie wie befürchtet äußerst frostig ausgefallen.
    "Das war ein Scherz, oder?", fragte Jackson am Telefon anstelle einer Begrüßung, doch seine Stimme sagte mir ganz eindeutig, dass er wusste, dass ich mit so was keine Witze machen würde.
    "Nein, kein Scherz", antwortete ich, ebenso an ihn gerichtet wie an Davide. "Er ist wirklich hier. Mit dem Auto."
    Jackson schwieg ein paar Sekunden, dann hörte ich, wie er leise etwas sagte, vermutlich zu Magnus.
    "Kannst du mir Davide bitte geben?", sagte er dann wieder zu mir, ich streckte dem Jungen das Handy entgegen.
    "Jackson möchte dich sprechen."
    Davide wurde blass, rührte sich aber nicht.
    "Nimm das Handy", sagte ich scharf, er trat vor und streckte eine leicht zitternde Hand aus.
    Ciaran schloss die Tür ab und bedeutete Shane, er solle wieder nach oben gehen - der schenkte mir sein hübsches, leicht schiefes Jungenlächeln, das ich seit seiner Verwundung nicht mehr an ihm gesehen hatte, und sprang dann leichtfüßig die Treppe hinauf: ein Anblick, der mich unglaublich erfreute, und der mich zum ersten Mal aus tiefstem Herzen für meine befremdlichen Heilkräfte dankbar sein ließ.
    Davide stand mit hängenden Schultern und gesenktem Blick in der Halle, sein Gespräch mit Jackson war eine sehr einseitige Sache: Der Junge sagte mit belegter Stimme dreimal 'Nein', einmal 'Ja' und einmal 'Es tut mir Leid', dann gab er mir mit blutleeren Lippen und noch stärker zitternder Hand das Gerät zurück. Ciaran fasste ihn am Arm und führte ihn in die Küche: Ich wusste, dass

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