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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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schnell über die verweinten Augen wischte.
    Wir gingen zu dritt die Treppe hoch, und als ich ihm eine gute Nacht wünschte, fragte Davide mich, ob er Jackson morgen noch sehen würde. Ich nickte, er lächelte schwach: Wahrscheinlich würden wir beide in dieser Nacht oft an Jacksons Rückkehr denken - ich aus Sehnsucht, der Junge aus Furcht vor der drohenden Standpauke.

    Ich war recht schnell eingeschlafen, wie ich erstaunt feststellte, als ich später in der Nacht durch ein leises, aber andauerndes Klopfen an der Tür geweckt wurde. Ich machte die Nachttischlampe an und warf einen Blick auf den Wecker: drei Uhr morgens. Für Jackson war es zu früh, ihn erwartete ich erst gegen halb sieben zurück. Aber auch er hätte klopfen müssen - mein Vertrauen in meine Kreuzritter mochte größer geworden sein, ging jedoch noch nicht so weit, dass ich mein Zimmer nachts unverriegelt ließ, wenn ich allein war. Davide vielleicht? Ich stand auf und ging zur Tür, an der wurde nun wieder geklopft.
    "Wer ist da?"
    "Gerard."
    Gerard? Was wollte der denn? Ich drehte den Schlüssel im Schloss und öffnete die Tür ein Stück. Tatsächlich, Gerard: Vollständig angezogen, ordentlich gekämmt und mit einem Lächeln auf den Lippen.
    "Ist was passiert?", fragte ich leicht beunruhigt - es musste etwas passiert sein, warum sollte er mich sonst zu dieser nachtschlafenden Zeit aus dem Bett holen?
    "Nein, alles in Ordnung. Ich will nur mit dir reden."
    "Reden? Gerard, es ist drei Uhr, ich will jetzt nicht reden."
    Sein Blick glitt langsam und demonstrativ an mir herunter, und ich war mir meiner mangelhaften Bekleidung nur allzu bewusst: Ich trug wieder eins von Jacksons Schlafanzug-Oberteilen über einem Slip - ein kariertes Hemd, das mir zu weit und zu lang war. An sich nicht wenig Stoff, es zeigte auch nicht allzu viel Haut, doch im Vergleich zu Gerards schwarzer Hose zum frisch gebügelten Hemd war es so unzulänglich und formlos, dass ich mich verletzlich fühlte.
    "Warte bis Morgen. Gute Nacht", sagte ich und wollte die Tür schließen, doch seine Hand schoss vor und stieß sie ein Stück weiter auf - mit Schwung, so dass ich einen schnellen Schritt zurückmachen musste, damit sie mich nicht am Kopf traf.
    "Nicht so schnell. Ich sagte, ich will mit dir reden."
    Er stand nun im Türrahmen, was mir bei seinem ... ja: gierigen Gesichtsausdruck schon ein ganzes Stück zu nah war.
    "Und ich habe gesagt, dass ich nicht will", antwortete ich, jetzt wütend und endlich richtig wach.
    Ich griff bestimmter nach der Tür, er machte noch einen Schritt auf mich zu - überschritt die Schwelle, und stand damit definitiv uneingeladen in meinem Zimmer.
    "Warum willst du nicht? Lass mich raten: Du hast schon den hübschen, kleinen Bauernlümmel in deinem Bett untergebracht, wo doch Jack nicht da ist?", fragte Gerard mit einer Stimme, die mich frappierend an die Drakes im Pantheon erinnerte: Ein bisschen überlegen, ein bisschen geringschätzig - nicht die Mischung, die mich ruhig und gefügig werden ließ.
    "Gerard, es reicht. Du weißt ja nicht, was du da sagst. Geh jetzt."
    Er lachte hämisch. "Ich weiß nicht, was ich sage? Ich weiß, was ich sehe, und ich bin mir nicht so sicher, ob du deinem ach so geliebten Jack wirklich treu bist. Mit Magnus bist du ja auch ziemlich dicke, oder? Na kommt, lass mich rein."
    Er machte noch einen Schritt nach vorn, streckte die Hand aus und wollte mir wohl irgendwie ins Gesicht fassen, ich machte noch einen Schritt zurück und ärgerte mich selber darüber.
    "Red keinen Scheiß und verzieh dich!" schnappte ich, so scharf ich konnte, aber in meiner Stimme war zu viel unterdrückte Wut, um wirklich schneiden zu können.
    Gerard schüttelte denn auch lächelnd den Kopf, ich seufzte innerlich: Nun blieben mir nicht wirklich viele Möglichkeiten, um ihn wieder hier raus zu kriegen. Andererseits ... wozu hatte ich mich stundenlang mit Jackson und Magnus bei diesen blöden Selbstverteidigungsübungen gequält, wenn ich das Gelernte nicht anwendete, wenn ich es gebrauchen konnte?
    "Letzte Warnung, Gerard. Oder ..."
    "Oder was?" Jetzt war seine Stimme nur noch höhnisch und böse.
    "Oder das", antwortete ich und schlug ihm mit aller verfügbaren Kraft und einer großen Portion Wut die geballte Faust auf die Nase.
    Ein traumhafter Treffer, Magnus hätte er sehr glücklich gemacht: Ich spürte einen stechenden Schmerz in den Knöcheln und hörte ein knirschendes Geräusch, als Gerards Nase brach. Blut spritzte, er taumelte

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