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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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seinem Innenleben bekam erahnte ich nur ein bisschen Unsicherheit - wahrscheinlich hatte Davides Gefühlslage wenig Konkretes mit mir zu tun, und deshalb bekam ich davon so wenig mit.
    "Wir haben dir schon mehrfach versichert, dass unser Aufbruch nichts mit dir zu tun hatte, aber ich kann verstehen, dass dir diese Erklärung nicht reicht."
    Davide setzte sich etwas aufrechter hin, das Prickeln unter meiner Hand ließ nach - er konzentrierte sich, wurde wieder wacher.
    "Ich würde das gern schonend oder ... wenigstens angemessen sagen, aber ich wüsste nicht, wie. Ich mache es also kurz: Wir sind so schnell nach Rom gefahren, weil Drake Shane und Joseph überfallen hat. Joseph ist tot, Shane war sehr schwer verletzt. Jackson hat mich direkt hierher gefahren, damit ich so schnell wie möglich ins Krankenhaus kam. Du hast Shane eben gesehen", fügte ich hinzu, "es geht ihm wieder gut. Aber Joseph ist gestorben - er ist schon wieder auf der Burg, dort werden wir ihn bald begraben."
    Davide war noch blasser geworden, seine großen Augen suchten erst in meinem Gesicht und dann in Ciarans nach einer Bestätigung dieser Worte.
    "Wie ... überfallen?", stieß er schließlich hervor, die Stimme ungläubig und tonlos.
    Ich erinnerte mich an die kurze, grausige Geschichte, die Shane mir und Ciaran noch im Krankenhaus erzählt hatte, sobald er die Augen geöffnet und ein paar Schlucke Wasser getrunken hatte.
    "Joseph und Shane saßen im Auto. In einer Sackgasse gegenüber von dem Haus, in dem Drake in Rom lange gewohnt hat und in das er auch nach seinem ... Besuch in der Burg zurückgekehrt ist. Es war am helllichten Morgen, etwa um neun Uhr, die beiden hatten die ganze Nacht dort gestanden und waren müde. Shane sagt, Drake habe ganz plötzlich vor dem Wagen gestanden. Er hatte eine Waffe in der Hand - mit Schalldämpfer wahrscheinlich, denn Shane hat keinen Schuss gehört. Er sagte, die Scheibe wäre milchig geworden, Joseph hätte aufgestöhnt, er habe zu ihm hinüber geschaut und noch gesehen, wie die zweite Kugel ihn in die Brust traf. Dann hat Shane versucht, aus dem Auto zu kommen, bekam selbst zwei oder drei heftige Schläge ab und wurde im Krankenhaus wieder wach."
    Davide nickte langsam, und seine Haut kribbelte wieder stärker, diesmal von einer fast körperlichen Angst.
    "Und Joseph ...?"
    "War sofort tot", sagte Ciaran, der Davide aufmerksam beobachtete. "Die erste Kugel ging direkt in sein Herz, die zweite war schon überflüssig. Shane hat sogar drei abbekommen, aber Shara hat ihn gerettet."
    Das fand ich etwas übertrieben. "Ciaran hat ihn in ein Krankenhaus bringen lassen, wo sich jemand ohne großes Aufhebens um ihn gekümmert und ihn sofort operiert hat", gab ich das Lob zurück. "Er hätte sonst nicht lange genug durchgehalten, ich hätte überhaupt keine Chance gehabt, ihm zu helfen."
    Davide nickte wieder, ich drückte seinen Arm. Die langen Haare fielen ihm in die Augen, eine Träne glitzerte in seinen dichten Wimpern - er schluckte hart, blinzelte das Weinen weg, und tat mir dabei unglaublich leid. Statt einer gesicherten Zukunft hatten wir dem Nachwuchs plötzlich eine Tragödie zu bieten: Einen Toten, im Vorbeigehen erschossen, achtlos und sinnlos. Ich rückte näher zu Davide und nahm ihn in den Arm, sein Körper blieb erst ablehnend und steif, doch dann schluchzte er unterdrückt und presste sich mit einer Kraft an mich, die ich in diesem schmalen Körper nicht vermutet hatte. Er roch schwach nach Pfefferminz: Frisch gepflückte, milde und süße Minze, ohne jede Schärfe. Der Duft war angenehm und ich erinnerte mich daran, dass ich das schon einmal gerochen hatte - in seinem Zimmer, bei Ciarans und meinem ersten Krankenbesuch. Aus irgendeinem Grund dachte ich jetzt, dass Jackson und Davide eigentlich hätten tauschen müssen: Jacksons Zimtduft würde viel besser zu Davides Karamellaugen passen, während Davides grüne Minze gut mit Jacksons Smaragdaugen harmoniert hätte.
    "Das reicht, Davide", sagte Ciaran nach ein oder zwei Minuten, in denen Davide langsam flacher atmete und ich ihn hoffentlich ein wenig hatte trösten können, "sonst kriegst du noch richtig Ärger mit Jackson."
    Ciarans Stimme war leicht und unbeschwert gewesen, Davide löste sich trotzdem mit einem verlegenen Lächeln von mir, und ich rieb mir die gequetschten Rippen.
    "Du schläfst heute Nacht im Gästezimmer, morgen fährst du zurück", fügte Ciaran hinzu, woraufhin Davide gehorsam nickte und sich mit der Hand ein, zwei Mal

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