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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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zurück und prallte mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand des Flurs, die Hände vor das Gesicht gepresst. Das dort hängende Bild fiel herunter, das Porträt einer jungen Frau mit rubinroter Haube und prachtvoller Perlenkette in einem ovalen, goldenen Rahmen. Ich blieb in der Tür stehen - bereit, sie jederzeit zuzuwerfen, nicht aber bereit, mir den erfreulichen Anblick des blutenden Gerard entgehen zu lassen. Nur ein paar Sekunden, nachdem er gegen die Wand getaumelt war und auf seinem Hemd rote Flecken erblühten, öffnete sich die Tür neben dem Gemälde und Maggie schaute heraus: Sie trug einen knallgelben Snoopy-Schlafanzug und ich freute mich ehrlich, sie zu sehen.
    "Was ist denn hier los?", fragte sie, starrte erst auf Gerard, dann auf mich und schließlich auf das Bild am Boden.
    Ich massierte mir die schmerzenden Knöchel und sah nicht ohne Genugtuung, wie das Blut aus Gerards Nase auf den Boden tropfte. Er hatte außer einem erschrockenen Keuchen noch nichts gesagt, und funkelte mich nun aus schmalen, bösen Augen an: Zorn und verletzter Stolz, keine gute Kombination.
    Maggie hob das Bild auf.
    "Tut mir Leid", sagte ich, sie wandte sich zu mir um.
    "Meinst du ihn?", fragte sie mit einer abschätzigen Geste in Richtung Gerard, ich schüttelte den Kopf.
    "Nein, das Bild. Ich hoffe, es ist nicht kaputt."
    "Sieht nicht so aus", sagte Maggie und inspizierte den Rahmen und die Leinwand. "War eh noch nie mein Fall", fügte sie hinzu, was nun mich zu einer Nachfrage zwang.
    "Meinst du das Bild?"
    Maggie lachte. "Nein, ihn", antwortete sie mit einem Kopfnicken zu Gerard, dann hakte sie sich bei mir ein und zog mich mit in ihr überraschend pinkfarbenes Zimmer.
    Magnus Ich fühlte mich in dieser Nacht an die langen und vor allem langweiligen Stunden erinnert, die ich beim Bewachen des Schwertes im Stein verbracht hatte, allerdings war es in der Kirche vergleichsweise doch ein bisschen bequemer gewesen: Nach etwa neun Stunden im Auto war mein vorher noch so weicher und breiter Sitz steinhart und eng, schrie mein ganzer Körper nach Bewegung oder einem Bett. Erst einmal um den Block laufen, dann heiß Duschen und Schlafen gehen, nahm ich mir für das Ende dieser sinnlosen Warterei vor dem verlassenen Haus vor: Das würde meine Anspannung lockern, vielleicht würde Shara ja sogar mitkommen - Laufen, nicht Duschen oder Schlafen. Um kurz nach halb vier fiepste ein Handy: Eine SMS von Maggie. Jack war mit Dösen dran gewesen, schreckte davon aber natürlich hoch - und noch mehr alarmierte ihn mein Seitenblick in seine Richtung, der nur checken sollte, ob er den Text auf dem unbedacht offen gehaltenen Gerät hatte lesen können.
    "Shara?", fragte er, ich schüttelte den Kopf.
    "Nein, Maggie."
    Jack atmete erleichtert ein. War das gemein von mir gewesen? Ja, beschloss ich, außerdem war es ja sein Handy, das da Laut gegeben hatte.
    "Von Maggie - aber wegen Shara. Ihr geht's gut, aber sie hat Gerard eins auf die Nase gegeben. Vor ein paar Minuten, er hat sie aus dem Bett geholt und ist dann frech geworden."
    Jack streckte die Hand nach dem Telefon aus, aber ich schüttelte den Kopf.
    "Ich ruf an, du regst dich nur auf. Fahr lieber los."
    Ich wählte, und während die Verbindung aufgebaut wurde, schossen wir schon unter Missachtung sämtlicher Vorfahrtsregeln auf die Straße hinaus. Niemand sagte im grauen Haus Bescheid, dass wir unseren Beobachtungsposten wegen einer dringenden Familienangelegenheit aufgeben mussten, aber wen kratzte das?
    Shara Als es das dritte Mal in dieser Nacht bei mir klopfte, war es etwa halb vier. Ich war wach und hatte mit offenen Augen an die Decke gestarrt, auf die die dichten Vorhänge im Licht der Straßenlampen leicht wabernde Muster malten, was hypnotisierend wirkte, aber leider nicht so stark, dass ich wieder eingeschlafen wäre. Ich rappelte mich unwillig hoch, kurz darauf klopfte es wieder, und eine vertraute Stimme erklang.
    "Shara? Ich bin's, Magnus. Und so ein komischer Typ, der steif und fest behauptet, dein Ehemann zu sein."
    Ich schloss auf: tatsächlich Magnus, einen Schritt hinter ihm Jackson. Magnus ließ seinen Blick einmal an mir herunter und wieder herauf wandern - und dass ich den so ganz anders empfand, als die Musterung durch Gerard bewies mir, dass ich mich in dessen Intention nicht geirrt hatte: Magnus Blick war ebenfalls prüfend, aber freundlich und besorgt prüfend - er suchte nach Blessuren, wollte sehen, ob alles in Ordnung war, und glotzte mich nicht an, als

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