Die Ewigen
er löffelweise Zucker schaufelte. Ciaran kippte das scharf riechende und klebrig aussehende Gebräu schnell herunter, dann stand er auf und bedeutete mir, ihm zu folgen - auch er wandte sich als erstes Shara zu, und klopfte daher an Jacks Tür.
Sie saß auf dem Bett und sah genervt aus: Das konnte ich ihr nicht verdenken, aber leider auch nicht ersparen.
"Geht es dir gut?", fragte Ciaran Shara, die Prinzessin nickte.
"Ja, nichts passiert. Das war alles nicht so schlimm."
Ciaran lächelte schief, als sähe er das ein bisschen anders. "Darf ich mir deine Hand ansehen?"
Shara musterte ihn verwundert. "Welche?", fragte sie, ich musste lachen.
"Die, mit der du Gerard getroffen hast."
Shara warf unserem Doc einen fragenden Blick zu, dann zuckte sie mit den Schultern und streckte ihre absolut unversehrt aussehende Rechte zu ihm hinauf. Ciaran nahm sie in beiden Hände, wackelte an den Fingern und drückte auf den Knöcheln herum, dann legte er sie ihr auf das Knie zurück.
"Es kann etwas absplittern, wenn du den falschen Winkel erwischst", erklärte er seine Untersuchung, Shara betrachtete ihre Hand.
"Danke. Kurz nach dem Schlag hat es weh getan, aber jetzt spüre ich nichts mehr. Aber wenn du jemanden verarzten willst, wäre Gerards Nase lohnender - die saß ziemlich schräg, als ich sie das letzte Mal gesehen habe."
Ich grinste, stolz auf meine Musterschülerin.
Ciaran nickte. "Den schaue ich mir gleich an. Magnus, weckst du dann bitte Andreas?"
"Moment", sagte Shara und stand auf, Jacks Jacke in der Hand und die bloßen Füße auf dem Holzfußboden - ein kräftiger roter Lack heute auf den Nägeln, auch sehr hübsch auf ihrer hellen Haut.
Ich war fast schon zur Tür hinaus gewesen, jetzt zögerte ich.
"Was auch immer ihr tun wollt, es hat Zeit bis zum Morgen. Ich möchte bitte endlich ins Bett."
Ins Bett, nicht 'schlafen' - war das das gleiche oder ganz was anderes, wenn Jack wieder da war? Hör auf damit, wies ich mich selber zurecht, das möchtest du dir gar nicht genauer vorstellen.
Ciaran schüttelte als Antwort auf Sharas Forderung den Kopf: Er war unserer Prinzessin einen doppelten Espresso voraus und hellwach.
"Nein, das klären wir gleich. Es wird auch nicht lange dauern, denn es gibt keine Alternativen: Gerard muss hier weg. Erst mal auf die Burg, würde ich sagen, und wir regeln seine Sache dann, wenn wir mit Drake durch sind."
Shara dachte kurz nach, dann nickte sie. "Klingt gut für mich - ich hab keine Lust, ihn in der nächsten Zeit noch mal zu sehen. Aber besprich du das doch mit Andreas: Dein Vorschlag ist vernünftig, Andreas wird wie ich deiner Meinung sein, und wir sparen uns diese sinnlose nächtliche Versammlung."
Ciaran lächelte, als wüsste er Sharas Taktik zu schätzen, und nickte schließlich.
"Einverstanden. Gerard kann gleich morgen früh mit Davide fahren, dann muss der Junge nicht die ganze Strecke allein im Auto sitzen."
Jack runzelte die Stirn. "Das möchte ich nicht."
Ciaran musterte ihn aufmerksam. "Warum nicht?"
Jack zuckte mit den Schultern, als hätte er keine rechten Worte für ein schlechtes Gefühl, doch Shara antwortete für ihn: Sie fand Worte für jedes Gefühl, auch wenn es in anderen schlummerte.
"Ich hab ihm erzählt, was ich Maggie nicht erzählt hab, und was Magnus daher nicht wissen kann: Gerard hat Davide vorhin als 'hübschen Bauernlümmel' bezeichnet, den ich bei mir im Bett verstecken würde, wenn Jackson nicht da sei. Und Jackson hat auch Bedenken, weil Gerard stocksauer sein wird, wenn du ihn wegschickst. Davide ist sowieso ein bisschen dünnhäutig, und jetzt, wo er gerade erst von Josephs Tod erfahren hat, wäre die Fahrt mit einem mies gelaunten Gerard für ihn nicht sonderlich angenehm."
Ich sah, wie Ciaran die Lippen zusammenpresste, und merkte erst anschließend, dass ich meine rechte Hand zur Faust geballt hatte. Was mochte Gerard gepackt haben, dass er so was sagte, dass er Shara so tief unterhalb der Gürtellinie beleidigte? Geschenke, gut und schön, aber das war wirklich was ganz anderes. Ich hatte plötzlich gut Lust, Gerard seine Nase noch mal zu brechen - und zwar kurz, nachdem Ciaran sie wieder gerichtet hatte.
"Okay, ich verstehe", sagte Ciaran. "Aber es wird trotzdem die beste Lösung sein - ich werde mit Gerard reden, er wird sich benehmen. Er ist bislang nur bei dir so ..."
"... ausfällig geworden?", bot Jack Ciaran an, als der nach angemessenen Worten suchte, "... zum Arschloch mutiert?", ließ ich mich
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