Die Ewigen
verspreche ich dir", sagte ich - beschwörend, und hoffentlich wahrheitsgemäß. "Tu, was ich dir sage - und zwar sofort."
Ich küsste ihn leicht auf die Wange, spürte erfreut, wie sein Herz daraufhin einen kleinen Hüpfer tat, und schob ihn dann bestimmt von mir weg.
Drake stand noch immer an derselben Stelle: Die Arme vor der Brust verschränkt, schien er unser Wiedersehen mit leicht amüsiertem Gesichtsausdruck verfolgt zu haben.
"Davide geht jetzt", sagte ich zu ihm. "Ich bin mit seinem Zustand zufrieden, du hast dein Versprechen gehalten."
Drake nickte und wies mit einer einladenden Geste auf die Tür, und nach einem langen, traurigen Blick zu mir ging Davide hinaus.
"Kann ich mich setzen?", fragte ich, nachdem die Tür hinter dem Jungen ins Schloss gefallen war, Drake zog mir einen Stuhl heraus.
"Bitte den dort", sagte ich und wies auf einen anderen Stuhl mit Blick zur Tür, auch der wurde mir von Drake wortlos zurechtgerückt.
Ich setzte mich, lockerte mein zu eng sitzendes Schulterholster und fischte die in letzter Sekunde von Magnus geschnorrten, zerknautschten Zigaretten samt Feuerzeug aus der hinteren Jeanstasche. Drake setzte sich leicht schräg neben mich, ebenfalls mit dem Rücken zur Wand - ein wenig zu weit weg für meine Zwecke, aber daran konnten wir ja noch arbeiten. Ich zündete mir eine Zigarette an und musterte ihn durch den aufsteigenden, kratzigen Rauch. Drake trug einen Anzug, dem ganz ähnlich, den er bei unserem letzten Treffen in der Burg angehabt hatte: teuer, elegant, pechschwarz. Die Haare waren etwas kürzer, die Haut wieder etwas heller. Er wirkte konzentriert, musterte mich nicht weniger intensiv und interessiert als ich ihn. Ich hätte nicht sagen können, ob ihm gefiel, was er da vor sich sah - sein Gesicht war unbewegt, geradezu starr. Ich hatte Triumph erwartet oder wieder diese kühle Überlegenheit, die mich schon im Pantheon so gereizt hatte: Entweder hatte er das bemerkt und verhielt sich absichtlich anders, um mich nicht zu provozieren, oder aber er fühlte sich noch nicht wirklich als Sieger. Letzteres, dachte ich, mal wieder laienhaft vor mich hin psychologisierend: Er weiß, dass die anderen dort draußen sind und er muss mich erst von hier wegbringen, bevor er wirklich gewonnen hat.
"Was nun?", fragte ich nach ein paar Zügen und warf die halb aufgerauchte Zigarette auf den Boden, wo ich sie mit dem Absatz meines Stiefels austrat und die Tabakkrümel dabei achtlos auf dem alten Holzboden verteilte.
Drakes Blick folgte meinen Bewegungen und ich glaubte kurz, einen gewissen Widerwillen auf seinem Gesicht gesehen zu haben - wahrscheinlich fragt er sich gerade, was er sich da ins Haus geholt hat, dachte ich hämisch.
"Wir können uns noch ein wenig unterhalten", antwortete er mir. "Ich würde gern warten, bis deine Freunde den Jungen eingesammelt und versorgt haben, dann werden wir ebenfalls aufbrechen."
"Wer ist 'wir'?"
"Nun - 'wir' sind wir beide."
Ich schlug ein Bein über das andere, zupfte meine Bluse zurecht: Ihre Ärmel saßen recht eng, aber ich hatte sie unbedingt tragen wollen, weil Josie mir gestern ein Paar Manschettenknöpfe geschenkt hatte, als Dank für meine Hilfe bei Shane - und diese Bluse war nun mal die Einzige in meinem gesamten Ankleidezimmer, die Manschetten hatte (noch, Josie würde da schon Abhilfe schaffen). Die Knöpfe zeigten ein aus kleinen Rubin-Splittern gebildetes Schwingenkreuz auf Silber, waren wirklich wunderhübsch - und ich hatte Josie erfreut versichert, das ich diese Kreuze nur zu gern tragen würde.
"Nur wir beide? Und was ist mit Giuseppe?", fragte ich Drake, als die Ärmel zu meiner Zufriedenheit saßen. "Der arme Kerl irrt von Hotel zu Hotel, als hätte er kein Zuhause."
Drake lächelte. "Tut er dir leid?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ganz bestimmt nicht. Aber er glaubt nach wie vor daran, dass du ihn mit einer echten Narbe gezeichnet hast. Er war wirklich verzweifelt, nachdem ich ihn mit der angeblichen Sterblichkeitsmarkierung verziert habe, er hätte ein bisschen Beistand von seinem sogenannten Ordensmeister sehr gut gebrauchen können." Ich sah Drake neugierig an. "Nur Interesse halber: Warum hast du das getan? Warum hast du ihm vorgegaukelt, er sei unsterblich?"
Drake lehnte sich etwas zurück, entspannt und überlegen. "Warum nicht? Er war so überaus eifrig und hilfswillig."
Ich lachte trocken auf. "Sicher - aber er hätte doch in ein paar Jahren unweigerlich bemerkt, dass er altert. Er wäre dir fünf,
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