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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Erwartung, kurz darauf spürte ich seine Hand auf meiner und unterdrückte ein Schaudern: Seine Haut war normal warm und trocken, trotzdem schreckte ich vor der Berührung zurück, als wäre es totes, kaltes Fleisch, das ich da anfasste. Drakes Gesicht war konzentriert, als lausche er einer entfernten Melodie - und ich versuchte, meine Miene absolut neutral zu halten, während ich mit zunehmenden Entsetzten seine Gefühle las. 'Lesen' war vielleicht der falsche Ausdruck, um das hier zu beschreiben, denn von einem sanften, angenehmen oder auch nur erträglichen Tröpfeln wie gerade noch bei Davide konnte nicht mehr länger die Rede sein. Hatte sich meine Fähigkeit in den letzten Minuten so gravierend verändert - oder lag es schlicht und einfach an Drake, dass sich das hier so anders, so schrecklich anders anfühlte? Ich wollte die Augen schließen, widerstand jedoch der Versuchung: Nur keine Schwäche zeigen, nur Drake nicht offenbaren, dass etwas ganz und gar nichts stimmte, dass aus dem warmen Regen plötzlich ein eiskalter Mahlstrom geworden war. Was genau war anders? Schwer in Worte zu fassen ... als müsse man das Gefühl des Ertrinkens beschreiben - in genau dem Moment, in dem einen die letzte Luft in der Lunge brannte und die Kehle, der gesamte Körper nach frischem Sauerstoff gierte. Also: Davides Empfindungen waren schnell und ungefiltert rüber gekommen, ich war froh über ihre Intensität gewesen, hatte ich doch so unerwartet rasch und klar sehen können, dass es dem Jungen gut ging. Das hier mit Drake war viel schneller, unglaublich intensiv, absolut ungefiltert und brutal direkt: Der Holzhammer im Vergleich zum Wattebausch, der Beton im Vergleich zum Federkissen. Doch nicht nur die Qualität der Verbindung erschrak mich, auch Drakes Gefühle selbst raubten mir den Atem - eine solche Bösartigkeit und Abgründigkeit, einen solchen Hass und eine solche Gier hatte ich noch nie aus dieser Nähe gesehen, und ich hätte mir ganz sicher die Existenz derartiger Gefühle in meinen schwärzesten Alpträumen nicht ausmalen können: Dieser Mann war ein Teufel, dieser Mann war mein persönlicher Teufel.
    "Interessant", sagte Drake nach ein paar endlos langen Minuten, in denen ich mich mit aller Gewalt um Haltung bemüht hatte, während in meinem Inneren alles danach schrie, meine Hand unter seiner hervorzureißen, aus diesem Raum zu fliehen, mich vor diesem Menschen in Sicherheit zu bringen: Halt aus, sagte ich mir immer und immer wieder, halt aus, halt aus - er darf nichts merken, denn das würde dich für dieses kranke Gehirn nur noch viel interessanter machen.
    "Es schaltet irgendwann um", erläuterte ich hilfsbereit und mit hoffentlich gelangweilter Stimme, dabei zog ich meine Hand langsam, aber bestimmt unter seiner hervor. "So lange, bis wir beide gleich stark oder gleich schwach sind."
    Drake betrachtete interessiert seine Handfläche, als wäre mein Kribbeln dort sichtbar, ich atmete ein paar Mal tief durch, um mich wieder auf Kurs zu bringen - auch wenn das kaum nötig war, denn eines stand jetzt unwiderruflich fest: Drakes Gefühle hatten mir nichts offenbart, was mich von meinem Plan abbringen konnte, ganz im Gegenteil. Hier war nichts neu zu überdenken, nichts neu zu kalkulieren - wenn ich leben wollte, wenn meine Freunde leben wollten, dann musste Drake sterben.
    Magnus Ich ließ die Scheinwerfer aufblinken, als ich Davide die Straße herunter kommen sah. Er stockte kurz, kam dann aber mit schnellen Schritten näher, Ciaran auf der Rückbank stieß die Tür auf, und Davide stieg ein.
    "Hallo, Kleiner", sagte ich, als er sich hinten auf den Sitz fallen ließ, und sein wie gewohnt leicht empörter Blick über diese respektlose Begrüßung freute mich ein bisschen: Wenn ihm so was jetzt wichtig war, war er ganz der Alte geblieben.
    Ciaran schaltete die Innenbeleuchtung hinten an und drehte Davide an den Schultern so zu sich herum, das er ihm aus nächster Nähe ins Gesicht schauen konnte.
    "Geht es dir gut?"
    Davide nickte - ein bisschen zögerlich, aber er nickte.
    "Ja, so weit ... gut. Ja."
    "Das freut mich. Hör zu, wir bringen dich gleich hier weg. Ich möchte dich aber vorher bitten, uns alles zu erzählen, was wichtig sein könnte. Shara ist allein dort drin, und wir wollen ihr natürlich helfen - aber dazu müssen wir ein paar Dinge wissen. Über das Haus, über Drake und Gerard. Und nur du kannst sie uns sagen."
    Davide nickte wieder und setzte sich aufrechter hin, Ciarans Wunsch schien ihm zu

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